Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Energiekrisen und Kriege verteuern aktuell Lebensmittel für Verbraucher
Die Herstellung von Düngemitteln erfordert sehr viel Energie. Daher führen Energiekrisen regelmäßig zu Preisexplosionen beim Dünger. Das war unter anderem 2007/08 der Fall, als das Rohöl plötzlich deutlich teurer wurde. Nachfolgend verdreifachten sich bis 2010 auch die Preise für Reis, Mais, Weizen und Soja.
Der nächste große Inflationsschub kam im Herbst 2021 aufgrund der Gaspreise, welche bereits vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine binnen kürzester Zeit auf das Fünffache gestiegen waren. Deswegen schnellte der Preis für Stickstoffdünger in Deutschland zwischen Anfang September und Ende Oktober 2021 um mehr als 90 Prozent nach oben. Im gesamten Verlauf des Jahres 2021 betrug der Anstieg sogar fast 300 Prozent.
Dieses hohe Preisniveau wurde dann 2022 wegen der Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die europäische Energieversorgung nochmals überboten. Die Folge war nicht zuletzt eine Verdopplung des Weizenpreises im Vergleich zu 2020. Und nun steht höchstwahrscheinlich wohl der nächste große Schock bevor.
Lieferketten in Gefahr
Angesichts der heftigen geopolitischen Spannungen im Nahen Osten wächst die Angst vor Versorgungsausfällen bei Gas und Öl. So droht beispielsweise ein Krieg zwischen Israel und dem Iran, der zur totalen Unterbrechung von Lieferungen aus dem Reich der Mullahs führen könnte. Vor diesem Hintergrund erreichten die Erdgaspreise an den europäischen Energiebörsen Mitte Oktober ein Zehnmonatshoch von 40 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Im Februar wurden für die Megawattstunde lediglich 26 Euro fällig.
Das wiederum hat bereits zu ersten Konsequenzen am Düngemittelmarkt geführt. Aus den nahöstlichen und nordafrikanischen Exporthäfen kommen jetzt Meldungen über deutliche Preisaufschläge bei harnstoffhaltigem Dünger, und in Frankreich stieg dessen Preis innerhalb von nur zwei Wochen um zehn Prozent. Dahingegen fand in der Bundesrepublik bislang noch keine nennenswerte Aufwärtsbewegung statt: Der Harnstoffdünger kostet in den deutschen Importhäfen konstant um die 450 Euro pro Tonne.
Ebenso bewegen sich die Preisforderungen für Kalkammonsalpeter (KAS), den Flüssigdünger AHL auf der Basis einer Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung sowie Diammoniumphosphat (DAP) im Rahmen des diesjährig Üblichen. Kaliumdünger ist mit rund 290 Euro pro Tonne sogar um 25 Euro billiger als Anfang Oktober. Zu den Gründen hierfür schrieb das Fachmagazin „Agrarheute“: „Die Nachfrage aus der Landwirtschaft ist wie eingefroren. Die Landwirte sind derzeit oft noch mit der Maisernte und der Aussaat von Wintergetreide beschäftigt.“
Produktion drosseln
Darüber hinaus halten viele Bauern hierzulande die Düngemittelpreise angesichts der zwischenzeitlich gefallenen Getreidepreise bereits jetzt für zu hoch. Dennoch werden sie irgendwann im Verlaufe des bevorstehenden Winters Dünger einkaufen müssen, bevor die Frühjahrsdüngung ansteht. Spätestens dann wird es den Herstellern der nährstoffhaltigen Substanzen wohl gelingen, ihre steigenden Produktionskosten voll auf die Kundschaft abzuwälzen. Alternativ dazu ist aber auch ein noch ungünstigeres Szenario denkbar. Weil die Landwirte 2021 oft nicht bereit waren, die geforderten Preise zu bezahlen, drosselten etliche Düngemittelhersteller wie BASF oder das norwegische Unternehmen Yara International ihre Produktion. Dadurch wurde der Dünger nach und nach knapp, was die Preise zusätzlich nach oben trieb.
Ansonsten führt Sparsamkeit beim Düngen oder die Verwendung von Alternativen zum Kunstdünger auch zu geringeren Erträgen. Aus all diesen Gründen steht zu erwarten, dass die Entwicklung auf dem Düngemittelmarkt im nächsten Jahr zu einer weiteren weltweiten Verteuerung der Grundnahrungsmittel Reis, Mais, Weizen und Soja führt.
Dramatische Preissprünge drohen
Doch damit nicht genug: Pflanzliche Agrarprodukte sind auch wichtige Ausgangsmaterialien für die Herstellung von Viehfutter. Deshalb dürften die Verbraucherpreise für tierische Produkte aller Art ebenfalls steigen. Oder anders ausgedrückt: Wenn Energie und damit einhergehend die Düngemittel nicht bald wieder billiger werden, drohen 2025 neuerliche Preissprünge im gesamten Lebensmittelsektor. Und das könnte dramatische Auswirkungen haben.
So resultierte die Protestbewegung des Arabischen Frühlings, welche im Dezember 2010 in Tunesien begann und dann weite Teile Nordafrikas und des Nahen Ostens erfasste, auch aus den stark gestiegenen Nahrungsmittelpreisen dort. Die Folge davon waren Unruhen und Bürgerkriege, welche dann wiederum auch zur bis heute nicht überwundenen europäischen Asylkrise führten.