22.10.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Königsberg

Königsberg als preußische Garnisonsstadt

Über 5800 Mann waren in der ostpreußischen Hauptstadt stationiert – Bei den Einwohnern waren die Regimentskapellen sehr beliebt

Wolfgang Kaufmann
21.10.2024

Aufgrund der exponierten Lage Königsbergs und der schwer zu sichernden Grenzen Ostpreußens avancierte die Stadt am Pregel ab dem Jahr 1642 zu einem überaus wichtigen Truppenstandort.

Zunächst wurde hier die Kurfürstliche Leibgarde zu Fuß stationiert, aus der das Grenadier-Regiment Nr. 4 entstand. Später kamen das Grenadier-Regiment Nr. 1 und das Infanterie-Regiment Nr. 11 hinzu.

1741 wiederum erhielt Königsberg dann sogar eine militärische Ausbildungsstätte, die École Militaire. Dem schloss sich 1796 die Aufstellung des 1. Feldartillerie-Regiments an. 1855 zog zudem das Kürassier-Regiment „Graf Wrangel“ in der ostpreußischen Hauptstadt ein. 1861 und 1864 folgten das Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ und das Fußartillerie-Regiment „von Linger“. Zum Zeitpunkt der Gründung des deutschen Kaiserreiches 1871 standen damit rund 5800 Mann in Königsberg.

Die Paukenhunde der Infanterie
Von der stetig wachsenden Bedeutung der Garnisonsstadt zeugte in den Jahren danach auch die Anlage von zwei Schießplätzen in Karschau und Altenberg (1874). Außerdem waren die Fertigstellung des Lazaretts in der Yorckstraße (1879) sowie die Eröffnung des großen Offizierkasinos im Gouverneurshaus (1891) ein weiterer Meilenstein, der Königsberg zunehmend zu einem wichtigen sowie wertvollen Militärstützpunkt machte. Des Weiteren gab es ab 1870 zwei Militärfriedhöfe. Dahingegen ging die Garnisonskirche verloren, denn dieses Bauwerk von 1671 musste 1892, also gut 200 Jahre später, abgerissen werden. Allerdings konnte das Militär dafür ab 1816 die Schlosskirche nutzen.

Bei der Bevölkerung sehr beliebt waren die Musikkapellen der Königsberger Regimenter, die bis 1914 regelmäßig Konzerte gaben. Besondere Popularität erlangten dabei die „Paukenhunde“ des Infanterie-Regiments „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“, welche die Instrumentenwagen der Regimentskapelle zogen, und der Dirigent Gustav Albrecht Sabac el Cher vom Grenadier-Regiment Nr. 1, der selbst etliche Musikstücke komponierte. Sein Vater stammte aus dem heutigen Sudan und hatte Prinz Albrecht von Preußen als Kammerherr gedient.

Pferde zur Musterung
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges befanden sich dann folgende militärische Einrichtungen in Königsberg: das Generalkommando des I. Armeekorps, das Kommando der I. Division, die Stäbe der 2. Infanterie-, 1. Kavallerie- und 1. Feldartillerie-Brigade sowie das Gouvernement der Festung Königsberg. Dazu kamen Artillerie- und Traindepots, das Bekleidungs- und das Proviantamt sowie eine Pferdevormusterungskommission.

Darüber hinaus lagen in den Kasernen der Stadt und deren Umfeld die beiden Grenadier-Regimenter „Kronprinz“ und „König Friedrich Wilhelm I.“, ein Infanterie-Regiment, ein Kavallerie-Regiment, das 1. und 2. Ostpreußische Feldartillerie-Regiment, ein Fußartillerie-Regiment, zwei Pionier-Bataillone, eine Festungs-, eine Fernsprech- und eine Festungs-Maschinengewehr-Abteilung, die Ostpreußische Train-Abteilung, die 3. Kompanie des Flieger-Bataillons Nr. 2 sowie die 2. Kompanie des Luftschiffer-Bataillons Nr. 2, welche über zwei Militärluftschiffe vom Typ Parseval und Zeppelin verfügte, die in der Luftschiffhalle von Klein Amalienau auf ihren Einsatz warteten.

Ausbau der Wehrmacht
Während der Zeit des 100.000-Mann-Heeres der Weimarer Republik schmolz die Königsberger Garnison deutlich zusammen, blieb aber dennoch die größte in Deutschland. An höheren Stäben standen in Königsberg nun das Wehrkreiskommando I, das Kommando der I. Division, der Stab des Artillerieführers I sowie die Festungskommandantur. Die Truppe wiederum bestand aus je einem Infanterie-, Reiter- und Artillerieregiment sowie kleineren Pionier-, Nachrichten-, Kraftfahrer- und Sanitätseinheiten.

Dann begann der Ausbau der Wehrmacht. Im Zuge dessen bezog das neue Generalkommando des I. Armeekorps drei große Bürohäuser an der Cranzer Allee. Gleichzeitig wurde das Infanterieregiment 1 um spezielle Panzer-Abwehr-Kompanien erweitert. Die Artillerie hingegen erhielt eine zusätzliche schwere motorisierte Abteilung und das 1. Pionier-Bataillon ein motorisiertes Korps. Die 1. Nachrichtenabteilung wuchs um eine Festungs-Funkstelle sowie eine Horchstelle. Ganz neu dazu kamen des Weiteren die Panzerabwehr-Abteilungen 1, 11 und 21.

Stationierung von Jagdmaschinen
Außerdem waren dem Generalkommando des I. Armeekorps die Psychologische Prüfstelle I, das Wehrmacht-Fürsorge- und Versorgungsamt, der Wehrkreisveterinärpark und das Wehrkreispferdelazarett unterstellt. Darüber hinaus existierten etliche Dienststellen im direkten Verantwortungsbereich des Oberkommandos der Wehrmacht beziehungsweise des Heeres wie die Nachrichten- und Transportkommandantur, die Wehrwirtschaftsinspektion I, dazu das Feldzeugkommando I, das Heeresbekleidungsamt sowie die Heereslehrschmiede.

Und ab dem Beginn des Zweiten Weltkrieges diente der bislang zivile Königsberger Flughafen Devau dann als Basis für die Kurierstaffel 2, die Flugbereitschaft des Luftgaukommandos I sowie die Blindflugschule 3. Ebenso verlegten später auch der Stab und die I., II. und III. Gruppe des Zerstörergeschwaders 26 der Luftwaffe nach Königsberg. Diese Verbände verfügten vorrangig über zweimotorige Jagdmaschinen des Typs Messerschmitt Bf 110, welche als Schlachtflugzeuge und Nachtjäger eingesetzt wurden.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS