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Bildung

Kollektivstrafe auf Kosten der Kinder

Während Brandenburg den Polnischunterricht fördert, streicht Warschau die Deutschstunden zusammen

Norman Hanert
05.09.2022

Als die polnische Regierung Ende vergangenen Jahres die Gelder für den muttersprachlichen Unterricht der deutschen Minderheit zusammenstrich, begründete Bildungsminister Przemyslaw Czarnek dies im Sejm unter anderem damit, dass die Regierung in Deutschland keinen Euro für die polnische Minderheit ausgebe.

Tatsächlich ist für den Polnisch-Unterricht an deutschen Schulen gar nicht die Bundesregierung zuständig. Die Bildungspolitik ist einer der wenigen Bereiche, die noch immer Länderangelegenheit sind. Zumindest die brandenburgische Landesregierung muss die Pauschalkritik aus Warschau nicht auf sich beziehen. Brandenburg unternimmt nämlich erhebliche Anstrengungen, um an den Schulen das Unterrichtsangebot in polnischer Sprache auszubauen. Insgesamt bieten in der Mark Brandenburg mittlerweile schon 30 Schulen Unterricht in polnischer Sprache an.

Allein sieben dieser Schulen befinden sich in Frankfurt an der Oder und vier in Cottbus. Wie das Bildungsministerium auf eine Anfrage aus der CDU-Landtagsfraktion mitteilte, gehören zum Angebot neben dem Fremdsprachenunterricht in Polnisch auch Polnisch als Begegnungssprache, Arbeitsgemeinschaften und muttersprachlicher Unterricht. Ausgebaut wird nach Ministeriumsangaben derzeit in zwei Schulversuchen ein zweisprachiger Unterricht.

Zahl der Polnischschüler steigt

Wie weiter aus der Antwort der Landesregierung auf die Anfrage der CDU-Fraktion hervorgeht, erhalten in der Mark derzeit etwa 3000 Schüler Unterricht in polnischer Sprache. Im Vergleich zum Schuljahr 2017/2018 waren dies knapp 300 Schüler mehr. Vor fünf Jahren hatten sogar nur 1730 Schüler in Brandenburg Unterricht in Polnisch erhalten.

Die Zahlen spiegeln nur zum Teil das Interesse deutscher Eltern und Kinder an der Sprache des Nachbarlandes wieder. In der Statistik der aus dem Ausland nach Brandenburg zugezogenen Personen stellen Polen die größte Gruppe dar. In Berlin rangieren Polen bei den Auslandszuzügen an zweiter Stelle. Ende des vergangenen Jahres lebten laut offizieller Statistik etwa 25.000 Menschen mit polnischer Staatsangehörigkeit in Brandenburg. Davon waren 3650 im Alter unter 18 Jahren. Vor zehn Jahren wies die Statistik lediglich knapp 7900 Polen aus, die in Brandenburg gemeldet waren. Von diesen waren etwa 1000 jünger als 18.

Das Kontrastprogramm zu den Bemühungen des Landes Brandenburg zum Ausbau des Polnischunterrichts ist derzeit östlich von Oder und Neiße zu beobachten. Dort wirkt sich mit dem Beginn des neuen Schuljahres eine drastische Kürzung der Mittel für den Deutschunterricht aus. Gestrichen wurden vom polnischen Parlament im Zuge von Haushaltsberatungen immerhin 40 Millionen Zloty, umgerechnet knapp zehn Millionen Euro.

Als Folge können die Kinder der deutschen Minderheit seit dem 1. September statt drei Stunden nur noch eine pro Woche muttersprachlichen Unterricht erhalten. Betroffen sind rund 40.000 Schüler aus der deutschen Minderheit, hinzu kommen noch etwa 10.000 Kinder polnischer Eltern, die sich für zusätzliche Deutschstunden neben dem Fremdsprachenunterricht entschieden hatten.

Spätaussiedler zu Polen erklärt

Bildungsminister Czarnek hatte im Zusammenhang mit der Kürzung der Gelder im vergangenen Dezember ganz offen die Forderung gestellt, die Bundesrepublik solle ihre internationalen Verpflichtungen und die Menschenrechte einhalten: „Dann werden wir das Geld wieder freigeben“, so der Politiker mit dem Parteibuch der PiS.

Im Sejm sagte Czarnek: „Es kann nicht sein, dass wir in Polen 236 Millionen Złoty (rund 50 Millionen Euro) für die deutsche Minderheit und die deutsche Sprache zahlen, während in Deutschland, wo über zwei Millionen Polen leben, die Bundesregierung keinen einzigen Euro für die polnische Minderheit ausgibt.“

Bei dieser Rechnung unterschlug Czarnek die nicht unerheblichen Aufwendungen der Bundesländer für den Polnischunterricht wie etwa in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Zudem schlug er aber offensichtlich auch die Spätaussiedler kurzerhand zur Gruppe der in der Bundesrepublik lebenden Polen.

Bereits seit Jahren gehört es zu den Standardforderungen aus Warschau, die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Polen als nationale Minderheit anzuerkennen. Verbunden wären damit nicht nur bestimmte Rechte, sondern auch eine finanzielle Förderung. Angekündigt hat die polnische Regierung, mit den Geldern, die beim Deutschunterricht gestrichen wurden, den Polnischunterricht in der Bundesrepublik zu fördern.


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Kommentare

Gustav Leser am 06.09.22, 13:11 Uhr

Ein solches Land, mit dem wir noch ein Hühnchen zu rupfen haben (Ostpreußen),
sollte man in Kriegszeiten tunlichst meiden

Die 1,3 Billionen (1.300 Milliarden €)
haben natürlich nichts mit WK 2 zu tun.
Sondern WK 3:
Finanzierung der polnischen Expansionspläne.
Siehe Drei-Meere-Initiative,
Vorläufer Pilsudskis Intermarium.

sitra achra am 06.09.22, 11:17 Uhr

Die Kaczynski-Clique von der PiS unterscheidet sich von der psychopathischen megalomanen Kremltruppe nur im (Mini-) Format. Sie hält sich nämlich auch nicht an vereinbarte Regeln. Die EU verlangt von allen Mitgliedern den Schutz und die Förderung ihrer Minderheiten. Das ist in Deutschland objektiv gewährleistet, in Polen ist das nicht der Fall. Man sollte ihnen daher die finanziellen Zuwendungen bis zu ihrer Rückkehr zur Vertragstreue streichen. Die Initiative dazu kann nur von der EU-Kommission ausgehen, nicht von den Bücklingen in Berlin.

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