14.10.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Kunst

Kostbarer Getreideschober

Eine Monet-Schau der Superlative im Museum Barberini. Das teuerste Auktionsbild des Künstlers befindet sich in deutschem Besitz

Silvia Friedrich
10.06.2020

Besucher des Potsdamer Museums Barberini wundern sich über den gewaltigen Heuhaufen im Hof. Das getrocknete Gras aus dem Spreewald wirbt ganz handfest für die nach dem Lockdown wiedereröffnete und bis 19. Juli verlängerte Ausstellung im Museum, betitelt mit „Monet. Orte“. Denn das Prunkstück der Schau „Les Meules“, was etwa Getreideschober bedeutet, wird mit Sicherheit zukünftig eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt.

Claude Monet (1840–1926) malte das Bild als Teil einer Serie von 1890/91. In diesen zunächst fälschlich für Heuschober gehaltenen Haufen lagerten die Bauern der Normandie im 19. Jahrhundert das Getreide ein, bevor es weiterverarbeitet werden konnte. „Das Gemälde hat das Zeug dazu, die Mona Lisa dieses Museums zu werden“, sagte Christoph Heinrich, der deutsche Direktor des Denver Art Museums im US-Bundesstaat Colorado, in der die Monet-Ausstellung zuerst zu sehen war, ehe sie Ende Februar im Barberini eröffnet wurde, um kurz danach den Corona-Maßnahmen zum Opfer zu fallen.

Milliardär erwirbt einen Haufen Heu

In Denver musste die Schau jedoch ohne das Jahrhundertwerk auskommen. Das bisher teuerste ersteigerte Gemälde Monets war erst im Mai 2019 in New York beim Auktionshaus Sotheby's für die Rekordsumme von 111 Millionen Dollar ersteigert worden. Lange blieb der Bieter unbekannt, bis sich Hasso Plattner, Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP und Stifter des Museums Barberini, kürzlich dazu bekannte, dass seine Stiftung das Werk gekauft hatte.

In der neuen Schau stammen 34 der insgesamt 110 gezeigten Monet-Bilder von Plattner. Zu erkennen ist das noch nicht, allenfalls kann detektivischer Spürsinn bei der Werks-Bezeichnung „aus Privatsammlung“ dahinter den Milliardär vermuten. Zahlreiche Bilder sind Leihgaben aus weltberühmten Museen wie dem Pariser Musée d'Orsay oder der National Gallery of Art in Washington, D.C., und weiteren bedeutenden Kunsthäusern. Auf drei Etagen spürt man dem Künstler unter einem Thema nach, dass es so noch nie vorher gegeben hat: „Orte“. Diese sind nicht zufällig gewählt, sondern haben mit der Entwicklung Monets zu tun, wie er sich seiner Kunst stellte und diese komplett veränderte.

Man erlebt den französischen Künstler vom allerersten Werk, das er mit 17 gemalt hat, bis hin zu einem der letzten Gemälde in seinem Haus in Giverny.

Moderne Kunst geht ins „Minsk“

Von Paris, seiner Geburtsstadt, aus begleitet man den bedeutendsten Maler des Impressionismus, der häufig mit der Eisenbahn fuhr, nach Venedig, an die Atlantikküste und an die Riviera. Hier wünschte er sich eine Palette aus „Diamanten und Edelsteinen, um den juwelenartigen Farben malerisch gerecht zu werden“.

Die Schau demonstriert anhand der Bilder seine Reiserouten. Die Flucht vor dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hatte ihn nach England getrieben. Dort malte er sogar von seinen Hotelbalkonen aus, gelben, giftigen Nebel der englischen Metropole. Den einzelnen Themen sind ganze Räume gewidmet, wie zum Beispiel seinem Garten und Landhaus in Giverny mit den berühmten Seerosenbildern. Monet interessierte sich für Wetterphänomene und das von Jahres- und Tageszeiten abhängige Licht und dessen Wirkung auf verschiedene Orte. Seiner Vorgehensweise dabei spürt die Ausstellung nach.

Im September wird Plattner seine gesamte Privatsammlung französischer Impressionisten mit insgesamt 104 Werken, die jetzt noch in seinen verschiedenen Liegenschaften die Wände schmücken, als Dauerleihgabe dem Museum Barberini übergeben. Dann bleibt weniger Platz für Wechselausstellungen. Raum schafft man dadurch, dass die im Barberini bisher beheimateten Werke verschiedener DDR-Maler in das bisher verfallene ehemalige Restaurant „Minsk“ umziehen. Dieses wird ab Herbst 2021 zeitgenössische Kunst als Teil des Barberini zeigen.

Potsdams Kunstmäzen muss nun bald damit leben, sehr gute Kopien zu Hause zu haben. Doch in etwa eineinhalb Meter Abstand könne man das gar nicht mehr genau erkennen, so Plattner.

• Info „Monet. Orte“ bis 19. Juli im Museum Barberini, Alter Markt, Potsdam. Geöffnet Mittwoch bis Sonnabend von 10 bis 21 Uhr, Sonntag und Montag bis 19 Uhr, dienstags geschlossen. Eintrittskarten für 14 Euro pro Person sind aktuell nur online buchbar unter:
www.museum-barberini.com


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS