13.12.2024

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Lapplandkrieg

Krieg zwischen Freunden auf Geheiß des gemeinsamen Feindes

Manuel Ruoff
14.09.2024

Kriege haben per se etwas Tragisches. Aber besonders tragisch ist es, wenn zwei traditionell befreundete Völker auf Geheiß eines gemeinsamen Feindes sich bekriegen müssen. Ein solcher Krieg war der Lapplandkrieg.

Nachdem die von Josef Stalin geführte Sowjetunion noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seinen finnischen Nachbarn am 30. November unprovoziert überfallen und ihm den sogenannten Winterkrieg aufgezwungen hatte, sah sich der finnische David gezwungen, dem sowjetischen Goliath am 13. März 1940 im Friedensvertrag von Moskau große Teile Kareliens und weitere Gebiete abzutreten.

Nachdem am 22. Juni desselben Jahres der Deutsch-Sowjetische Krieg begonnen hatte, sah Finnland für sich die Chance, in einem am 25. Juni 1941 begonnenen Fortsetzungskrieg gegen die Sowjetunion die Ergebnisse des verlorenen Winterkrieges zu revidieren. Doch auch diesen Krieg verloren die Finnen. Der ihnen diktierte Waffenstillstand von Moskau, den sie am 19. September 1944 mit den abermals siegreichen Sowjets und deren britischen Verbündeten schlossen, bedeutete für sie nicht nur die Abtretung weiterer Gebiete und die Zahlung hoher Reparationen. Vielmehr mischten sich die Sieger auch in die Innenpolitik und die Außenpolitik des Verlierers ein.

Einerseits musste Finnland prosowjetische kommunistische Organisationen zulassen und prodeutsche sogenannte faschistische Organisationen verbieten. Andererseits musste Finnland nicht nur die Beziehungen zu seinem deutschen Verbündeten abbrechen, sondern auch noch bereits vier Tage vor dem Abschluss des Waffenstillstandes damit beginnen, deutsche Soldaten auf finnischem Boden festzusetzen und gefangene Deutsche an die Sowjetunion auszuliefern. Innerhalb von nur zwei Wochen sollten die Finnen die Deutschen aus ihrem Land vertreiben.

Die Deutschen ließen das nicht widerstandslos mit sich machen, und so kam es zum sogenannten Lapplandkrieg zwischen den bisherigen Verbündeten. Der Krieg zwischen den Gegnern wider Willen verlief anfänglich recht milde und lustlos. Vom Scheinkrieg ist hinsichtlich dieser Kriegsphase die Rede. Der finnische Generalquartiermeister, Generalleutnant A. F. Airo, sprach von einem „Herbstmanöver“.

Das ließen sich die sowjetischen Vertreter in der alliierten Kontrollkommission zur Überwachung des Waffenstillstands in Finnland nicht bieten und drängten die Finnen zu einem offensiveren, aggressiveren, entschlosseneren Vorgehen gegen die Deutschen. Dem kamen die Finnen am 1. Oktober 1944 mit einer Landung an der am Bottnischen Meerbusen und der Grenze zu Schweden liegenden Stadt Tornio nach. Auf diesen gefährlichen finnischen Vorstoß in die deutsche Flanke reagierten die so Attackierten mit erbittertem Widerstand. Die sich von ihren vormaligen finnischen Verbündeten zunehmend verraten fühlenden Deutschen wendeten bei ihrem erzwungenen Rückzug Richtung des von ihnen noch besetzten Norwegen nun verstärkt die Taktik der verbrannten Erde und der Verminung geräumter Gebiete an, was die ohnehin durch die Sowjets gebeutelten Finnen zusätzlich traf. So kostete der Krieg zwischen (vormaligen) Freunden doch rund tausend Soldaten auf beiden Seiten das Leben. Fünftausend Soldaten wurden verwundet, wobei das Verhältnis hier zwischen den vorrückenden Finnen und den sich zurückziehenden Deutschen drei zu zwei betrug.

Am 27. April zogen sich die letzten deutschen Truppen über das Dreiländereck zwischen Finnland, Schweden und Norwegen aus Finnland nach Norwegen zurück. Statt nach zwei Wochen hatten die Finnen damit nach über einem halben Jahr diesen Teil der Waffenstillstandsforderungen der Sowjets erfüllt. Für die Deutschen indes ging der Rückzug weiter bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. des Folgemonats.


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Kommentare

Liddy Reiche am 16.09.24, 08:41 Uhr

„Vernichtungskrieg gegen das Herz Europas“ (zwei Bände) von Arnold Höfs ist eine Sachbuch-Empfehlung zu dieser historischen Epoche.

Kersti Wolnow am 16.09.24, 07:37 Uhr

Für die gesamte Menschheit war die Oktoberrevolution in Rußland eine bis heute währende Tragödie. Ein Volk wurde dazu gebracht, die Familie und christliche Kirche zu zerstören, das Grundrecht auf Eigentum in gröbster Weise mißachtet. Dazu kam Stalins Expansionalust. Durch lügen seit 1945 begraben ist die Tatsache, daß Stalin schon im Frühjahr 1941 Truppen an der Westgrenze zusammenzog und Adolf zum Eingreifen zwang. Aber in Rußland wird die falsche Geschichte nicht richtiggestellt. Man lügt zusammen mit den Alliierten bis heute.
Es gab einmal eine Mittelmacht, die 1878 den Berliner Kongreß organisierte, um friedlich die Balkanfrage zu lösen, was auch gelang. Ein Ungar hatte die Idee, aber was geschah 1918? Man zerfledderte die Mittelmacht zusammen mit Ungarn.
Auf zu neuen Kriegen!!!! Bis heute...

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