Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die neueste Doppelnummer von „Schiffe Menschen Schicksale“ widmet sich einem besonders traurigen Kapitel der Seefahrt
In der Reihe „Schiffe Menschen Schicksale“ ist die neueste Doppelnummer, das Heft 367/368, dem traurigen Kapitel „Kriegsverbrechen zur See im Ersten und Zweiten Weltkrieg“ gewidmet. Der Autor selbst, Klaus Gröbig, hat es übernommen, die spektakulärsten Fälle hier kurz vorzustellen.
Im Ersten Weltkrieg nutzten die Briten U-Boot-Fallen. Manchmal sogar unter der falschen Flagge eines neutralen Staates fahrende Handelsschiffe, sogenannte Decoy Vessels, Special Service Ships oder Mystery Ships, lockten deutsche U-Boote an. Wenn das Boot aufgetaucht und nahe genug herangekommen war, ließ das Schiff die Maske des neutralen Handelsschiffes fallen und beschoss das Boot mit Artillerie. Am 23. Juni 1915 vernichtete eine U-Boot-Falle Kapitänleutnant Gerhardt Fürbringers U 40. Bis Anfang August 1915 gingen so zwei weitere deutsche U-Boote verloren. Da viele dieser Fallen von Irlands Hafenstadt Queenstown starteten, sind sie auch unter dem Namen „Q-Ships“ bekannt.
Der 19. August 1915 brachte eine neue Qualität britischer Seekriegführung. Die britische U-Boot-Falle „Baralong“ versenkte Kapitänleutnant Bernd Wegeners U 27. Nur zwölf Seeleute kamen aus dem sinkenden Boot heraus. Die Besatzung der „Baralong“ beschoss die Überlebenden. Vier U-Boot-Männer hatten sich auf den Frachter „Nicosian“ gerettet. Kapitänleutnant Godfrey Herbert, der Kommandant der „Baralong“, schickte ein Kommando: „Machen Sie keine Gefangenen!“ Unter Deck krachten die Gewehre. Wegener sprang über Bord und wurde im Wasser ermordet.
Aus „Baralong“ wurde „Wyandra“. Am 24. September 1915 versenkte die „Wyandra“ U 41. Einige Männer kamen aus dem Boot heraus und wurden beschossen. Als ein neutrales Schiff sich näherte, endete die Mordaktion. Zwei Männer von U 41 überlebten.
Auch Zerstörerbesatzungen des Vereinigten Königreiches mordeten. Am 19. Juli 1918 versenkte der Zerstörer „Gray“ Kapitänleutnant Werner Fürbringers UB 110. Der Zerstörer nahm die 32 Überlebenden unter Feuer. Nur 13 überlebten.
Aber auch deutsche U-Boot-Kommandanten wurden zu Tätern. Am 27. Juni 1918 versenkte Kapitänleutnant Helmut Patzigs U 86 die als Hospitalschiff gekennzeichnete „Llandovery Castle“. Zur Verschleierung der Untat befahl er, die Überlebenden zu erschießen. Doch ein Rettungsboot mit 24 Menschen entkam.
Nachweislich zweimal ließ Kapitänleutnant Wilhelm Werner nach der Versenkung eines gegnerischen Schiffes die Überlebenden auf Deck seines Bootes U 55 versammeln, den Kapitän an Bord nehmen, die Schwimmwesten einsammeln und dann abtauchen. Außerdem versenkte er am 4. Januar 1918 ein Lazarettschiff.
Im Zweiten Weltkrieg, am 24. Februar 1940, versenkte Kapitänleutnant Hans Bartels Minensuchboot M 1 vier dänische Fischkutter. Die Schiffbrüchigen ließ er allesamt ertrinken.
Bei den Kämpfen um den Hafen von Narvik wurde der deutsche Zerstörer „Erich Giese“ am 13. April 1940 im Kampf versenkt. Die meisten Besatzungsmitglieder kamen von Bord und wurden im Wasser beschossen. Die Bilanz: 87 Gefallene.
Bei den Kämpfen um Kreta versenkten die britischen U-Boote „Rorqual“ und „Torbay“ 1941 jeweils einen deutschen Motorsegler. Alle schiffbrüchigen deutschen Gebirgsjäger wurden ermordet.
Ab dem 8. Dezember 1941 gab es im Pazifik Krieg. Im ersten Halbjahr 1942 versenkten die japanischen U-Boote I 58 und I 7 sowie das US-U-Boot „Narwhal“ Frachtschiffe und beschossen die Überlebenden. Am 6. August 1942 versenkte das japanische U-Boot Ro 33 einen Küstenfrachter und beschoss die Schiffbrüchigen.
Die „Lisbon Maru“ hatte 1816 alliierte Kriegsgefangenen und 778 verwundete Japaner an Bord, als sie am 1. Oktober 1942 vom US-amerikanischen U-Boot „Grouper“ torpediert wurde und später sank. Am Folgetag übernahmen japanische Begleitschiffe die Verwundeten, die alliierten Kriegsgefangenen ertranken.
Am 8. April 1942 versenkte der US-amerikanische Zerstörer „Roper“ U 85 vor der US-Küste, überfuhr die Überlebenden und warf Wasserbomben. An der Untergangsstelle wurden am Folgetag 29 Leichen geborgen.
Der Kommandant des US-U-Boots „Wahoo“ ließ am 26. Januar 1943 Schiffbrüchige von zwei gesunkenen japanischen Transportschiffen ermorden. Zu den Opfern gehörten neben Japanern auch indische Kriegsgefangene.
Am 2. März 1943 bombardierten US-Bomber einen Verband japanischer Zerstörer und Transportschiffe. Eingeschifft war die 51. Division. Ein Transporter sank. Zwei Zerstörer übernahmen 950 Soldaten und setzten sich ab. Am 3. März 1943 wurde der restliche japanische Konvoi von 335 Flugzeugen erneut angegriffen. Die Flugzeuge versenkten alle Transporter und vier Zerstörer. Die beiden übrigen Zerstörer sowie zwei U-Boote übernahmen 2734 Schiffbrüchige. Die Überlebenden wurden von gegnerischen Flugzeugen und Schnellbooten mit Wasserbomben und Maschinengewehren ermordet.
Versenkt, erschossen, ermordet
In den beiden Kriegsjahren 1943 und 1944 kam es zu zehn Versenkungen alliierter Frachter im Pazifik durch japanische U-Boote, bei denen die Schiffbrüchigen in ihren Rettungsbooten beschossen wurden. In sieben Fällen gab es sadistische Ritualmorde.
Am 7. Mai 1943 wurde der britischen Korvette „Snowflake“ im Nordatlantik strikt verboten, die Überlebenden von U 125 an Bord zu nehmen. So verloren alle 54 Besatzungsmitglieder des U-Bootes ihr Leben.
Die deutschen Blockadebrecher „Rio Grande“ und „Burgenland“ mussten sich Anfang Januar im Südatlantik 1944 selbst versenken. Die an Bord befindlichen beiden Häftlinge wurden ermordet.
Kapitänleutnant Heinz-Wilhelm Ecks U 852 versenkte am 13. März 1944 im Südatlantik den griechischen Frachter „Peleus“. Die Überlebenden wurden beschossen.
Am 20. Juni 1944 versenkten sowjetische Schnellboote in der Ostsee das Flottentorpedoboot T 31, überfuhren die Schiffbrüchigen, zogen einzelne aus dem Wasser und erschossen sie. Ein deutscher Matrose wurde an Bord gezwungen, auf seine Kameraden zu schießen.
Bei der Versenkung des Torpedobootes TA 37 im Mittelmeer durch britische Zerstörer wurden die Überlebenden beschossen. TA 37 hatte ursprünglich 142 Besatzungsmitgliedern gehabt. Nur 27 von ihnen überlebten.
Nach der Kapitulation der Wehrmacht, am 11. Mai 1945, übergab der Kommandant von U 873, Kapitänleutnant Friedrich Steinhoff, sein Boot an dem US-amerikanischen Geleitzerstörer „Vance“. Am 17. Mai 1945 traf das Boot in Portsmouth, Bundesstaat New Hampshire ein. Der zivile Vernehmungsbeamte Jack Alberti verhörte Steinhoff und ließ ihn foltern, weil er glaubte, das Boot hätte Raketen und Atombomben an Bord. Am 19. Mai 1945 beging Steinhoff Selbstmord.