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Eine preußische Provinz von 1815 bis 1946 – Vor 1250 Jahren wurde Westfalen erstmals urkundlich erwähnt
In diesem Jahr wird im Bundesland Nordrhein-Westfalen ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert. Der nordöstliche Landesteil Westfalen feiert seine erstmalige Erwähnung vor 1250 Jahren. Die historische Erstbenennung der Region ist eng verknüpft mit Karl dem Großen und seinem Feldzug gegen die Sachsen, den er führte, um die Christianisierung durchzufechten. Kirchen, Klöster und Konfessionskriege haben Westfalen ihren Stempel aufgedrückt. Die Region, um die es dabei geht, wird heute in der Regel als Ostwestfalen bezeichnet. Zentrum der Feierlichkeiten zur ersten Erwähnung von Westfalen vor
1250 Jahren ist Paderborn.
Die erste Erwähnung von „Westfalia“ stammt aus der Zeit der Sachsenkriege. In den fränkischen Reichsannalen wird im Jahr 775 erwähnt, dass König Karl der Große gegen die Sachsen zog und in „Westfalia“ eingefallen ist. Damit gemeint war das westliche Grenzgebiet der heidnischen Sachsen.
Karl ging es nicht nur darum, sein Reich zu erweitern. Er trieb die Christianisierung in Europa voran. Als Herrscher mit christlicher Mission fand er in den heidnischen Sachsen einen besonders herausfordernden Gegner. Er besetzte das feindliche Grenzgebiet, eroberte die sächsische Eresburg (Gebiet Hochsauerland), zerstörte mit Irminsul das Heiligtum der Sachsen (Kreis Höxter) und schaffte mit dem Bau der Karlsburg bei Paderborn Fakten. Von hier aus führte der Frankenkönig die neue geistliche Ordnung im sächsischen Grenzgebiet ein.
Herford wurde Hansestadt
Bereits 777 hielt Karl den ersten Reichstag ab – in Paderborn. Hier gründete er eine Pfalz, baute eine Kirche, errichtete ein Bistum, setzte einen Bischof ein und traf sich Jahre später mit Papst Leo III. Als Vorposten im Eroberungsgebiet wurde Paderborn zum strategisch wichtigen Standort für den späteren Kaiser.
Was Karl der Große mit Schwert und Taufbecken begann – die Unterwerfung der Sachsen, die Christianisierung und Eingliederung des westlichen Sachsenlandes – sollte die gesamte Region prägen. Dazu gehören Paderborn, Detmold, Herford, Soest, Minden und Münster. Es entstand ein Gebiet mit zahlreichen Kirchen, Klöstern und Stiften, die auch heute zum großen Teil noch erhalten sind.
Lange Zeit war der Raum Westfalen von der Landwirtschaft geprägt. Ende des Hochmittelalters sicherte die Tuchproduktion den wirtschaftlichen Erfolg. Wolle und Leinen sowie deren Verarbeitung rückten in den Mittelpunkt. Vom 13. Jahrhundert an wurden Woll- und Leinenstoffe gewebt und gefärbt. Mit den feinen Tuchen aus Bielefeld, Münster, Hamm, Soest und anderen Städten wurde Handel getrieben.
Die Tuchmacher hatten mit ihrer Zunft das Sagen in den Ratsversammlungen. Sogar der Anschluss an die wichtige Handelsvereinigung der Hanse wurde erwirkt. Herford, bedeutendes Zentrum mit 14 Zünften, wurde Hansestadt. Soest wurde zum wichtigen Handels- und Umschlagplatz. Über die Weser wurden die Waren nach Bremen transportiert. Von dort wurde das begehrte westfälische Tuch nach England und Skandinavien verschifft. Der wirtschaftliche Erfolg brachte den Aufstieg und damit auch die Bildung und das Bürgertum in den bislang eher ländlich geprägten Raum Westfalen.
Der Einfluss der Tuchmacher und der Kaufleute überdauerte die Jahrhunderte. Die Kirche blieb derweil in Westfalen stets einflussreich. Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 sorgte in den Folgejahren in Westfalen für Spaltung. Münster blieb katholisch, Herford schloss sich dem neuen Glauben der Reformation an.
Westfälischer Friede
Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts verstärkten sich die Spannungen zwischen katholischen Bischöfen und reformatorischen Stadträten. Der Streit der Konfessionen gipfelte in einer kriegerischen Auseinandersetzung – dem Dreißigjährigen Krieg. Westfalen war, wie zu Zeiten von Karl dem Großen, Teil des Kriegsgebiets und wurde entsprechend stark in Mitleidenschaft gezogen. Sowohl wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich.
Mit dem Westfälischen Frieden, der im Jahr 1648 in den Städten Münster und Osnabrück ausgehandelt wurde, gelang es, die konfessionellen Streitigkeiten beizulegen. Hatte Karl der Große bei seinem Feldzug die Sachsen unterworfen und die Christianisierung zwangsweise durchgesetzt, besiegelte der Westfälische Friede den Dreißigjährigen Krieg mit einer diplomatischen Entscheidung – die beiden christlichen Konfessionen durften fortan nebeneinander existieren.
Im 19. Jahrhundert hielt schließlich die Industrialisierung Einzug in Westfalen. Das Ruhrgebiet übernahm die Aufgabe als wirtschaftlicher Motor von Westfalen. Der Aufstieg zur Industrieregion bot armen westfälischen Bauernsöhnen die Möglichkeit, im Bergbau und bei der Stahlverarbeitung Geld zu verdienen. Mit dem neuen wirtschaftlichen Zentrum veränderte sich auch die Gesellschaft. Die Arbeiterbewegung wurde zum Gesicht eines Teils von Westfalen. Doch auch dieses Gesicht hat sich inzwischen bereits wieder gewandelt.
Westfalen ist bis heute eine Region mit tiefer Verankerung in der Vergangenheit, die stets im Wandel begriffen ist. Kreuz und Krone, Kutte und Kaufmann haben hier ihre Spuren hinterlassen. Aber sie haben auch bewiesen, dass fester Glaube, Überzeugung und Beharrlichkeit zum Ziel führen. Damit haben sie die Region, die Städte und die Mentalität der Menschen geprägt.
Die Feierlichkeiten zum 1250. Jubiläum „Westfalen“ tragen den vielen verschiedenen Facetten der Region Westfalen Rechnung. Insgesamt stehen 300 Veranstaltungen und Angebote auf der Agenda, die teils an einem Standort zu finden sind, teilweise aber auch als Kultur-Tour auf Reise gehen (siehe unten).
Die Ausstellung „775-Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn stellt dabei ein zentrales Projekt im Rahmen der Feierlichkeiten dar. Ein Überblick über die bedeutenden historischen Aspekte der letzten 1250 Jahre in Westfalen vermittelt Einsichten und zeigt Anknüpfungspunkte zu anderen Projekten auf. Projekte eines Kulturprogramms, das bunt ist, auf Kunst, Kultur, Musik, Literatur und Kabarett setzt. Und bei dem Paderborn im Zentrum steht. Schließlich hat hier alles begonnen.