28.04.2024

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Der Wochenrückblick

Kronzeuge des Unsinns

Warum immer mehr Deutsche nicht mehr mitspielen wollen, und wie uns Gauck die Ossis erklärt

Hans Heckel
29.07.2023

Es hilft kein Drohen und kein Locken: Ein mittlerweile beträchtlicher Teil der Deutschen will nicht mehr so, wie er nach dem Willen der Mächtigen soll. Das zeigt sich nicht bloß an den steil angestiegenen Umfragewerten der AfD – auch wenn dieses Signal der Unzufriedenheit, das von diesen Zahlen ausgesendet wird, wohl das Wuchtigste ist.

Hinzu gesellen sich aber auch viele kleinere Botschaften der Widerborstigkeit, etwa beim Umgang mit der weltweit bekannten deutschen Musikgruppe Rammstein. Gemäß dem tonangebenden Milieu ist vor allem der Kopf der Gruppe schuldig, weil ihm übergriffiges Verhalten gegen Frauen „vorgeworfen“ wird und er deshalb „unter Verdacht“ steht. Das reicht schon, jedenfalls jenen Tonangebenden, um ihn abzuurteilen.

In weiten Teilen des Volkes sieht man das aber offenbar anders, weshalb die Fans zu Zehntausenden die Konzerte stürmen, während die Anti-Rammstein-Demos vor den Veranstaltungsorten nur auf ein paar Hundert Figuren kommen. Die forderten nicht nur „ein Verbot der Rammstein-Konzerte in Berlin – sowohl im Juli 2023 als auch kommende Konzerte“, sondern wollten gleich ans große Ganze. Denn so ein Verbot „kann und sollte jedoch erst der Anfang einer umfassenden Reformierung der Berliner Musik- und Clublandschaft sein“, wie es in dem Aufruf zur Anti-Rammstein-Demo hieß.

Man kann sich vorstellen, wozu die Berliner Musik- und Clublandschaft verkümmert sein wird, wenn die woken Gouvernanten, die Verbieteriche und Gesellschaftserzieher diese Landschaft glattgestriegelt haben. Leute, die es besser wissen als der Verfasser dieser Zeilen, sagen, jene Szene sei das einzig Hervorstechende, was die deutsche Hauptstadt der Welt noch zu bieten habe. Ja, und deshalb muss das Zerstörungswerk auch gerade hier seine Arbeit beenden, als Schlussstein des erzwungenen Niedergangs einer einst pulsierenden Metropole.

Aber wie gesagt: Immer mehr im Volk spielen nicht mehr mit bei dem, was die grünlinks dominierte Blase von ihnen verlangt und ihnen vorschreiben oder aufhalsen will. Vor allem die „Ossis“ bereiten der Funktionselite des Landes zunehmend Sorgen, und da geht es dann längst nicht mehr um irritierende Bands, sondern um harte Politik, um Wahlergebnisse – am Ende um echte politische Macht. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum gerade die Ossis?

Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hatte da bei Markus Lanz eine klare Antwort. Die Leute hätten ja die ganze Zeit in der DDR verbracht, als die Wessis schon fleißig Demokratie und Freiheit üben konnten. Diese DDR-Prägung fasst er in der Feststellung zusammen: „Das sind Menschen, die Freiheit weniger lieben als Sicherheit.“

Die Aufmüpfigkeit der Bewohner der neuen Bundesländer ist in Wahrheit also getarnter Untertanengeist, der sich nach einem starken Führer sehnt, dem er Gefolgschaft leisten kann, weil der ihm Sicherheit garantiert, für die man seine Freiheit gern hergibt.

Wie bitte? Von wem redet Gauck? Wenn man seine Meinungsfreiheit wichtiger nimmt als den angeblichen Schutz vor einer vermeintlichen Bedrohung durch „rechtes Gedankengut“, dann liebt man Freiheit weniger als Sicherheit? Nirgendwo tun die Deutschen ihre oppositionelle Haltung zur Politik der Regierung so offen kund wie in den fünf Ländern im Osten der Republik. Ausgerechnet das soll mangelnde demokratische Reife beweisen? Früher hat man Oppositionsgeist genau entgegengesetzt eingeordnet.

Grundsteuer: Der falsche Zeitpunkt!
Dass die AfD in jenen Bundesländern besonders gut abschneidet, soll ja mehr als Protest gegen die Ampel-Politik gemeint sein denn als Zustimmung zur AfD. Das bedeutet: Den Leuten ist die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie heizen oder welches Fortbewegungsmittel sie nutzen, wichtiger als die „Sicherheit“ vor einer imaginierten „Klimakatastrophe“.

Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet ein Mann wie Gauck die Wahrheit bei Lanz auf den Kopf stellt. Schließlich war er eines der Gesichter der friedlichen Revolution in der DDR – und müsste besser wissen, aus welchem Holz die Millionen Deutschen waren, die diese Revolution tapfer ins Werk gesetzt haben. Aber ausgerechnet deshalb fragen interessierte Journalisten ja so gern einen wie Gauck, damit gerade der die erwünschten Urteile über die unbotmäßigen Ossis vom Stapel lässt. Der frühere Pastor und Staatschef a.D. geriert sich hier als Kronzeuge des Unsinns.

Gut, immerhin machen die Wessis rund 80 Prozent des Gesamtvolks aus. Da kann man die „Zonis“ notfalls ignorieren. Allerdings fragt sich, wie regierungstreu die Altbundesrepublikaner noch sind – oder sein werden, wenn es 2025 an die Urnen zur nächsten Bundestagswahl geht.

Die Regie hat nämlich geschlampt: Ausgerechnet am Anfang jenes wichtigen Wahljahres schlägt die neue Grundsteuer zu. Es keimt mehr und mehr der Verdacht, dass die Kommunen, getrieben von höchster Geldnot, die Gelegenheit nutzen werden, um kräftig zuzulangen beim Bürger. Hätte man den Einstieg nicht um nur ein Jahr hinauszögern können? Da hätte uns der Schlag erst kurz nach der Wahl und nicht ein Dreivierteljahr davor getroffen.

Denn auch wenn die Wessis angeblich so viel freiheitsliebender sein sollen als die Deutschen im anderen Teil der Republik, ein bisschen Sicherheit finden sie auch ganz nett. Hier rangiert die Sicherheit des eigenen Häuschens ganz oben bei denen, die so etwas haben. Wehe dem, der da dran rumknuspert!

Außerdem sind die Gemeinden ja nicht pleite wegen des „menschengemachten Klimawandels“ oder der „Gefahr von rechts“, sondern unter anderem wegen der unkontrollierten Asylzuwanderung oder weil auch sie per Heizungsgesetz gezwungen werden sollen, ihre öffentlichen Gebäude sündhaft teuer umzurüsten, obwohl sie die schon ohne Wärmepumpenzwang kaum noch unterhalten können. In ihrer Not werden kommunale Verantwortungsträger kaum mit den ampelpolitisch herbeigeführten Ursachen ihrer Finanzmisere hinterm Berg halten. Schließlich wollen sie aufgebrachten Bürgern den Schuldigen präsentieren, um nicht selbst in die Schusslinie zu geraten – was man ihnen nicht verdenken kann.

Normalerweise heißt es ja, eine neue Regierung solle alle Grausamkeiten am Anfang ihrer Regierungszeit begehen, damit die Einschnitte bis zur nächsten Wahl wieder vergessen sind. Diesmal läuft es etwas anders. Die Deindustrialisierung als Folge der „Energiewende“ wird bis zur Wahl 2025 erst so richtig durchschlagen, gerade nimmt sie Fahrt auf. Dann sollte man Joachim Gauck noch einmal ins Studio bitten, damit er den 80 Prozent Wessis erklärt, dass sie ihre Verarmung und die Zerstörung ihrer industriellen Wohlstandsbasis als wunderbare Chancen begreifen sollten. Als die reiferen Demokraten, die sie laut Gauck ja sind, werden sie das sicherlich verstehen.


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Kommentare

Kersti Wolnow am 02.08.23, 07:13 Uhr

Der Gauck redet von Freiheit? Hier gibt es nicht einmal die Freiheit des Wortes oder die Freiheit der Wissenschaft, denn wenn es letzteres gäbe, wäre der Maskenzwang samt dem Keimlingstheater nie durchgesetzt worden. Ich hatte gehofft, daß die Ärzteschaft geshclossen in den Widerstand geht, aber noch heute zwingen etliche ihre Patienten zum Test oder Maske. Dieser Kleingeist war nie in der Opposition, weder in der DDR noch hier, er hatte hier wie dort Privilegien, aber auch keinen Anstand, sich über Jahre ungeschieden mit der Freundin als Repräsentant der bRD ins Schloß Bellevue zu setzen. Die Presse schweigt, stört das nicht, man hält eben zusammen.

steffen fischer am 01.08.23, 10:43 Uhr

Gauck sollte besser erklären, wie es es hinbekommen hat, dass seine Söhne per Ausreiseantrag die DDR verlassen konnten - OHNE Zwischenstopp in Bautzen - UND nach einiger Zeit aus der kapitalistischen BRD zu einer Goldenen Hochzeit der Fam. Gauck wieder einreisen durften. Diese unsägliche Figur ... schlimm.

Daniel Deutsch am 31.07.23, 09:27 Uhr

"Schließlich war er eines der Gesichter der friedlichen Revolution in der DDR"
Öhm, nein, war er nicht. Das ist gelogen. Er war Trittbrettfahrer, kam erst nach den Geschehnissen dazu.

Annegret Kümpel am 29.07.23, 19:03 Uhr

Lieber Herr Heckel,
wieder mal den Nagel ... na, Sie wissen schon.
Der Parteitag der AfD in Magdeburg wird sicher noch für die ein oder andere Stimme im Wahlvolk sorgen, obwohl die Phönix Stimme alles versucht die Partei zu diskreditieren.
Ein Lob an die Interview Teilnehmer, sind alle nicht übers Stöckchen gesprungen. Bravo.
Ich glaube es war Herr Krah, der gefragt hat ob man den "Grünen" auch solche Fragen gestellt hätte. Ohne Antwort des Moderators.
Herzliche Grüße von
Annegret Kümpel

Michael Holz am 29.07.23, 13:15 Uhr

"Schließlich war er eines der Gesichter der friedlichen Revolution in der DDR – und müsste besser wissen, aus welchem Holz die Millionen Deutschen waren, die diese Revolution tapfer ins Werk gesetzt haben."
Was schreiben Sie da Herr Heckel? Fragen Sie einmal in Rostock nach, wann Herr Gauck aus der roten Gülle gekrochen ist. Gauck kam erst angeschlichen, als die sanfte Revolution gesiegt hatte. Er hat sich den Bonbon als Revolutionär selbst ans Hemd geklebt, als Anführer von "Dunkel-Deutschland" was eher rot-olivfarbend ist.

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