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Ein aufwendig modelliertes Toporama fand endlich den Weg zum Bestimmungsort in Ostpreußen zurück – Der Stifterin sei Dank
Schloss Bledau bei Cranz [Selenogradsk], dass sich im Besitz des Ostpreußischen Politiker und Großgrundbesitzers Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe befand, und der in diesem feudalen Haus am 31. Juli 1868 geboren wurde († 22. Mai 1944), blieb während des Zweiten Weltkrieges nahezu unversehrt. So konnte sich auch danach das Königsberger Regionalinternat für gehörlose Kinder dort zuhause fühlen.
2023 wurde das Gebäude, das zum Kulturerbe mit regionaler Bedeutung gehört, endlich renoviert. Auch der alte Park, in welchem die von Adolf von Batocki gepflanzten alten Bäume und Sträucher immer noch vorhanden sind, wurde instandgesetzt. Zudem wurde ein künstlicher See angelegt, der die landschaftliche Idylle abrundet. Die Schulkinder nahmen aktiv an den Verschönerungsarbeiten teil. Denn sie wissen, wer der Besitzer des Anwesens war und somit auch, wem sie diesen Reichtum mit seinem wunderbaren Ambiente zu verdanken haben.
Ein Modell geht auf Reisen
Im April hat die Schule nun das Museum des Herrenhauses eröffnet. Zum ersten Mal wurde damit im Königsberger Gebiet die Erinnerung an seinen Besitzer Adolf von Batocki zum Leben erweckt und das Erbe eines Reformers, Wirtschaftswissenschaftlers, Philanthropen und Patrioten der Region offiziell gewürdigt und verewigt.
Bereits im Juli 2018 erinnerte der Journalist Evgeny Dvoretski in der PAZ an den 150. Geburtstag Batockis. Christa Bartels aus Ballenstedt-Opperode meldete sich daraufhin. Sie schrieb, dass sie im Dorf Schulstein geboren wurde, dass nur 300 Meter vom Anwesen von Bledau [Sosnowka] entfernt liegt, dass fast alle Bewohner des kleinen Dorfes für Batocki gearbeitet hatten und immerfort gut über ihn sprachen. Bartels berichtete ebenso, dass ihr Ehemann Manfred vor langer Zeit in liebevoller Kleinarbeit ein Modell bis ins Detail des Dorfes Schulstein als Geschenk für seine Frau angefertigt hatte. Bartels Gatte war inzwischen verstorben und die Verwandten nicht sehr an der Familiengeschichte interessiert. Sie wollte dieses wertvolle, handgearbeitete Modell daher gerne einem Museum oder einer Schule in ihrer Heimat schenken.
Dvoretski kontaktierte das Historische Museum von Cranz sowie die Schule im Dorf Bledau als auch die zuständige Schulbehörde. Interesse war vorhanden, allerdings gab es damals keinen ausreichenden Platz für solch ein großes Modell, das immerhin 120 x 80 Zentimeter misst. Getreu dem Motto „Nichts ist unmöglich“, wurde der benötigte Platz dann aber doch geschaffen. Die Organisatorin des Schulmuseums, Lehrerin und Lokalhistorikerin Lidija Seredina, bat Dvoretski, mit Modellbesitzerin Bartels Kontakt aufzunehmen. Er besuchte die Spenderin und legte dafür 1200 Kilometer zurück, um das Modell schließlich heil nach Bledau zu bringen.
Mit dabei auf der Transportreise war auch Dvoretskis Ehefrau Alewtina, immerhin eine gebürtige Cranzerin. Sie war ebenfalls als Lehrerin tätig und dabei eine Spezialistin für die Ausbildung von gehörlosen Kindern. 30 Jahre arbeitete sie an der Schule in Bledau.
Der Tag, an dem das Modell trotz der Abenteuer auf den polnischen Straßen sicher im Museum ankam, war ein großes Fest, denn dieser Tag im Juli fiel zugleich auf Dvoretskis Geburtstag.
Ein ehrwürdiger Platz
Seredina bereitete einen Platz für das neue und einzigartige Exponat im Saal vor. Es sollte unmittelbar in der Nähe der Porträts zweier großer Persönlichkeiten ausgestellt werden: Zum einen beim Bild von Adolf von Batocki und zum anderen beim Gemälde des russischen Staatsmannes und späteren Ministerpräsidenten Pjotr Stolypin, Seredina freute sich: „Das Modell ist beeindruckend: filigrane Spielzeughäuser, ein Teich, ein Wagen mit Pferd, Bäume mit grünem Laub, ein Storch als Glücksbringer, Straßen und Wege und so vieles mehr. Vielen Dank an unsere Landsmännin für dieses unbezahlbare Geschenk und auch an die Familie Dvoretski für ihre Hilfe. Sie haben es so vorsichtig hierhergebracht, dass kein einziges Blatt von irgendeinem Ast herab auf das Modell fiel.“
Dvoretski sprach seine Bewunderung für Christa Bartels aus, die sich an so viele Daten, Zahlen und Namen erinnere, und obendrein einen feinen Sinn für Humor habe – und das mit 84 Jahren!“
Und die heimatkundliche Arbeit geht noch weiter: Das Projekt Gedenktafel für Adolf von Batocki ist beschlossen. Ein Platz für die Tafel an der Wand des Schlosses Bledau wurde ebenso schon vorbereitet. Die Tafel muss jetzt nur noch angefertigt werden. „Es ist unsere moralische Pflicht, dem Mann, der den Reichtum und die Schönheit dieses Landes vervielfacht hat, ein Denkmal zu setzen“, betont daher Russischlehrerin Seredina.