Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Ukrainerinnen im südlichen Ostpreußen können sich trotz Arbeit ein selbstständiges Leben kaum leisten
Wie der polnische Grenzschutz Anfang Dezember mitteilte, haben seit dem 24. Februar, also dem Ausbruch des Ukrainekriegs, 8,1 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine die polnisch-ukrainische Grenze überschritten, von denen 6,3 Millionen aber in ihre Heimat zurückkehrten.
Bei der Flüchtlingszahl im südlichen Ostpreußen handelt es sich jedoch um eine reine Schätzung. Die letzte Berechnung erfolgte im August auf der Grundlage der Anzahl der Bewohner von Flüchtlingsheimen, die von der Woiwodschaft Ermland-Masuren organisiert und von kommunalen Behörden betrieben werden. Zu dieser Zeit waren rund 4000 Ukrainer gemeldet. Das Woiwodschaftsamt führt keine Statistiken darüber, wie viele Flüchtlinge in die Ukraine zurückkehren und wie viele sich durch die Anmietung einer eigenen Wohnung selbstständig gemacht haben.
Die beiden wichtigsten Sammelunterkünfte für Flüchtlinge in Allenstein sind das ehemalige Studentenwohnheim, das von der Universität Ermland und Masuren zur Verfügung gestellt wurde, und das ehemalige Bürogebäude der Polnischen Telekommunikationsgesellschaft an der Kreuzung Kleeberger- und Dworcowastraße, das im April von einem Bauträger bereitgestellt wurde.
Die Baufirma Arbet hatte das ehemalige Bürogebäude der Telekommunikationsgesellschaft Ende August letzten Jahres erworben. Damals kündigte der Projektleiter an, dass er das Gebäude abreißen und auf dem einen Hektar großen Grundstück ein neues Wohn- und Geschäftshaus errichten wolle. Damals sagte Andrzej Bogusz, der Vorsitzende des in Allenstein ansässigen Unternehmens Arbet, dass er mit dem Bauvorhaben noch ein wenig warten könne. „Ich weiß, was Armut ist, ich weiß, dass den Menschen geholfen werden muss“, sagte er in einem Interview. In nur wenigen Wochen ließ er dann das ehemalige Bürogebäude in eine Flüchtlingsunterkunft umgestalten. Dazu zählte die Anpassung des Stromnetzes, um kleinere, aus der großen Bürofläche abgetrennte Räume, Duschen, eine Kantine und ein Spielzimmer für Kinder mit Strom zu versorgen.
In Allenstein sind Ukrainer auch im Gebäude des Priesterseminars Hosianum im Stadtteil Redigkainen untergekommen sowie in einem der Hotels, das einem privaten Unternehmen gehört. Ukrainerinnen, die in dem ehemaligen Studentenwohnheim in der Żołnierska-Straße in Allenstein leben, erzählten in Interviews mit den lokalen Medien, dass die Einwohner der Westukraine, in welcher der Krieg nicht so heftig tobt, lieber in ihr Land zurückkehren, während diejenigen aus der Ostukraine aus Angst um ihre eigene Sicherheit lieber in der Republik Polen bleiben.
Viele ukrainische Frauen, die in staatlichen Einrichtungen in Allenstein untergebracht sind, arbeiten beispielsweise in den Sortierbüros von Kurierdiensten oder in Lagerhäusern. Diejenigen, welche die Sprache besser beherrschen, entscheiden sich oft für eine Tätigkeit im Verkauf oder im Dienstleistungsbereich (Friseure, Kosmetiker, Masseure).
Regierung rechnet mit neuer Flüchtlingswelle
Leider entscheiden sich die Frauen trotz ihrer Berufstätigkeit nicht dazu, eine eigene Wohnung zu mieten und aus dem Flüchtlingsheim auszuziehen. Das Hauptproblem, das sie daran hindert, unabhängig zu werden, ist ein zu geringes Einkommen, das es alleinerziehenden Müttern mit Kindern unmöglich macht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und die Miete zu zahlen, zumal in einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise sowie die restlichen Lebenshaltungskosten aufgrund der Inflation steigen.
Einige Ukrainerinnen unterstützen Verwandte, die in der Ukraine geblieben sind, indem sie ihnen etwas von dem Geld schicken, das sie verdienen. Obwohl einigen Quellen zufolge die Zahl der Flüchtlinge in den Sammelunterkünften in den Sommermonaten deutlich zurückgegangen ist, bereitet sich die polnische Regierung auf eine weitere Welle von Migranten von jenseits der Ostgrenze vor, da ein harter Winter in der Ostukraine vorhergesagt wird, und Russland zahlreiche Angriffe auf kritische Infrastruktureinrichtungen durchführt, was zu einer Unterbrechung der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung in städtischen Gebieten führt.
Derzeit leben etwa zwei Millionen Ukrainer in der Republik Polen. Vieles deutet darauf hin, dass das Land bald nicht mehr in der Lage sein wird, Schulplätze für ukrainische Kinder und Wohnplätze bereitzustellen.