15.12.2024

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Kino

Leuchtende Liebe, lachender Tod!

Gerechtigkeit für Hagen – Ein neuer Nibelungen-Film in den Kinos und bald als Serie auf RTL+

Harald Tews
11.10.2024

Die Walküren kommen lautlos herbeigeritten. Es gibt kein „Hojotoho! Heiaha“-Gekreische, und es wird auch nicht hölzern gestabreimt wie in der Wagner-Oper: „Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!“ Aber, auwaia!, in dem neuen deutschen Mittelalterepos „Hagen – Im Tal der Nibelungen“, das am 17. Oktober in die Kinos kommt und 2025 als sechsteilige Serie auf dem Portal RTL+ kostenpflichtig ge­streamt werden kann, kriegt der kühne Recke Siegfried dennoch eine Speerspitze voller Fantasyspinnerei ab.

Doch nicht der blonde Drachentöter Siegfried steht dieses Mal im Vordergrund, sondern sein Widerpart Hagen von Tronje. In der Originaldichtung und bei Wagner ist er noch der böse Bube, der Siegfried an seiner einzigen empfindlichen Stelle – der Schulter – hinterrücks tödlich trifft. Im optisch anspruchsvollen Film, der auf einen 1986 erschienenen Roman des Fantasy-Autors Wolfgang Hohlbein basiert, solle Hagen „Gerechtigkeit widerfahren“, wie es zu Beginn heißt. Der Waffenmeister am Königshof der Burgunder ist treuer Parteigänger des Hamlet-artigen Zauderers König Gunter. Auf dessen Schwester Kriemhild (Lilja van der Zwaag) hat Hagen halbblind vor Liebe ein Auge geworfen, um dann aber entsagungsvoll für den neuen Platzhirschen Siegfried das ihm nach einem Kampf letzte verbliebene Auge von ihr abzuwenden.

Mit dem Niederländer Gijs Naber als Hagen und dem Deutschen Jannis Niewöhner als Siegfried kommt es zum Nachbarschaftsduell eines seltsamen Paars: Im Team Oranje spielt ein Griesgram mit Augenklappe und stoischer Geduldsmiene, im Team Schwarz-Rot-Gold ein spaßorientierter Kindskopf. Das Duell endet pari. Letztlich raufen sie sich zusammen, um für König Gunter auf Island die von der Dänin Rosalinde Mynster gespielte eiskalte Amazone Brunhild zu werben, ehe es zu Hause auf deutschem Boden zu einem unerwarteten Finale kommt. Wie heißt es in Wagners „Siegfried“-Oper? „Leuchtende Liebe, lachender Tod!“ Darauf kann man hier tatsächlich gefasst sein.

Diese großteils in böhmischen Wäldern gedrehte Schwertkampfphantasie zwischen Eis und Feuer ist so etwas wie „Game of Thrones“ oder „Herr der Ringe“ in Zeitlupe. Die Handlung schleppt sich mühselig vorwärts, und die tragischen Konflikte scheinen Baldrian-getränkt zu sein. Lassen wir uns von der Serienfassung überraschen, welche die Konflikte vielleicht lachender und (er)leuchtender herausarbeitet.


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