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Ausstellung „Moderne Keramik“ in Breslau: „Scheußliches“ aus Schweidnitz entpuppte sich als renommierte Arbeit
Erzeugnisse der 1882 in Schweidnitz [Świdnica] gegründeten „Kunst-Terrakotta-Waren-Fabrik Richard Max Krause“ erfreuen noch bis Ende Dezember im Nationalmuseum zu Breslau das Auge des Betrachters. Die Ausstellung heißt „Moderne Keramik“, gemeint ist aber, was von 1822 bis 1932 modern war.
Das Breslauer Museum ist im Besitz einer großen Sammlung von Fayance-Objekten. Vor einiger Zeit mussten diese katalogisiert werden. Mit dieser Aufgabe wurde Kustodin Jolanta Sozańska betraut, was ihr zunächst jedoch nicht besonders behagte. „Ich kannte ja viele dieser Objekte aus dem Magazin und fand sie ehrlich gesagt ziemlich scheußlich. Diese Cupidi, Araber unter Palmen oder andere ‚Stehrumchen', wo keiner mehr weiß, wozu sie dienten – das war nicht meins“, gesteht sie.
Doch je mehr sie über die Schweidnitzer Steingut- und Keramikfabrik recherchierte, desto interessanter wurden die Objekte für sie. „Die Recherche war schwierig, weil die Fabrik nur 50 Jahre lang tätig war. Nach dem Krieg gingen die meisten Archivalien und Fabrikunterlagen verloren. Die Schweidnitzer Fabrikgebäude wurden nach 1945 bis auf einige wenige zerstört. Aber es überdauerten die Erzeugnisse und diese können es locker mit anderen berühmten Steingutwaren in Europa aufnehmen“, sagt Sozańska.
Sie fand den Werbespruch der Krause-Werke „Fabrik für Moderne Keramik“ spannend. „Seit Beginn an war ihr Angebot modern und entsprach den damaligen europäischen Modetrends“, so die Kuratorin. Besonders die Erzeugnisse der 20er bis 30er Jahre spiegeln künstlerische Einflüsse der Bunzlauer Keramischen Fachschule, die sehr gute Designer hatte und deren Absolvent auch Richard Krause war. „Als unsere Konservatoren sich dieser Objekte angenommen hatten, kam die Schönheit der Krause-Erzeugnisse wieder richtig zum Vorschein und ich muss gestehen, heute gefallen sie mir ausgesprochen gut“, verrät Sozańska.
Keramik traf damaligen Geschmack
In den 1880er Jahren, als bereits die Fayence-Manufaktur Proskau [Prószków] geschlossen war, gab es in Schlesien nur noch Steinzeug in der Nähe von Bunzlau. Dann wurde in Ober Mois [Ujazd Górny] Ton von guter Qualität für Keramik entdeckt, sodass Krause mit seiner Fabrik eine Nische füllen konnte. Die bis zu 180 Mitarbeiter zählende Firma hatte Vertretungen in Hanau, Hamburg, Berlin, Köln, Amsterdam, Paris, Kopenhagen und Mailand.
„Die Firma Krause hatte hier in Schlesien ein gewisses Renommee erlangt, wurde auch mehrmals auf deutschen und europäischen Ausstellungen ausgezeichnet. Allein das zeugt davon, dass sie einfach gut war. Und auch wenn die Firma nur ‚eine' Antwort auf die modernen Trends hatte, konnte sie ihren guten Standard der Produkte halten“, so die Kuratorin. Schließlich zeuge davon auch, dass so viele Produkte in einem sehr guten Zustand überdauert haben, sagt sie.
Nach dem Tod des Gründers 1902 wurde das Werk erst von der Witwe und später vom Sohn Richard, einem gelernten Keramiker, weitergeführt. Es wurden weiterhin Tafelgeschirr, Dekorationsgegenstände, aber auch Badutensilien und Fliesen hergestellt. „Angeblich gefielen Kaiser Wilhelm, der die Firma besichtigt hatte, Fliesen nach Delphi-Art. Leider habe ich diese nicht mehr finden können“, bedauert die Ausstellungskuratorin.
Dann kam die Weltwirtschaftskrise der 20er und 30er Jahre und zwang die Firma 1932 in die Knie. „Chapeau bas, Herr Krause, dass mir deine Erzeugnisse am Anfang nicht gefallen hatten! Du hast mich eines Besseren belehrt. Ich bin keine Sammlerin, denn ich bin in beengten Wohnverhältnissen aufgewachsen und lebe heute noch in einer kleinen Wohnung. Aber einige der Krause-Vasen hätte ich sehr gerne zu Hause im Regal stehen“, verrät Sozańska.
Die Präsentation im Breslauer Nationalmuseum am Plac Powstańców Warszawy 5 zeigt 60 Artefakte aus eigenen Beständen und Leihgaben des Keramikmuseums zu Bunzlau sowie einige Objekte aus Privatsammlungen. Daneben kann man im Hintergrund überdimensionale Abbildungen aus dem Schweidnitz der damaligen Zeit bewundern.