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Andreas Kossert: „Gebrauchsanweisung für Masuren“, Piper Verlag, München 2022, Flexeinband mit Klappen, 224 Seiten, 16 Euro
Andreas Kossert: „Gebrauchsanweisung für Masuren“, Piper Verlag, München 2022, Flexeinband mit Klappen, 224 Seiten, 16 Euro

Masuren

Liebeserklärung an einen „deutschen Sehnsuchtsort“

Der Historiker Andreas Kossert, selbst Nachfahre von vertriebenen Ostpreußen, hält in seinem neuen Buch Informationen zu Land, Leuten und Geschichte des heute zur Republik Polen gehörenden Landstrichs bereit

Dirk Klose
27.09.2022

Endlich ist wieder ein schönes Ostpreußenbuch erschienen. Der 1970 geborene Historiker Andreas Kossert, dessen Urgroßeltern im Januar 1945 aus Ostpreußen flüchten mussten, ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Sachbücher über Ostpreußen, über seine Geschichte, seine Bewohner und deren Flucht bekannt geworden.

Kossert war oft in Masuren, der Region seiner Vorfahren. Jetzt hat er mit dieser „Gebrauchsanweisung“ eine sehr persönliche, den Leser unmittelbar ansprechende Liebeserklärung an diesen „deutschen Sehnsuchtsort“ geschrieben. Seine Liebe zu dem Land überträgt sich unmittelbar auf den Leser. Lieber heute als morgen möchte man gleich selbst hinfahren.

Autor mehrerer Ostpreußen-Bücher

Kossert wäre nicht Historiker und Mitarbeiter der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, würde er nicht alle persönlichen Erinnerungen und Begegnungen, von denen er berichtet, um genaue Angaben zur bewegten Geschichte des Landes und seiner früher deutschen, jetzt polnischen Bevölkerung ergänzen.

Denn so traumhaft schön die Region mit ihren Hunderten von Seen, dichten Wäldern, verträumten Orten auch ist, historisch gesehen geriet sie immer wieder unter die Räder der großen Politik. Ausführlich erläutert Kossert die wichtigsten Daten: die schicksalhafte Schlacht von Tannenberg von 1410, die das Ende der Herrschaft des Deutschen Ordens einläutete, die polnischen Teilungen von 1772 und 1792, die endgültig das ferne Ostpreußen mit dem Gesamtstaat Preußen verbanden, die erneute Tannenbergschlacht, diesmal im Ersten Weltkrieg, und dann der Zweite Weltkrieg mit dem Ende des deutschen Ostpreußen und der Vertreibung der Bevölkerung sowie dem Zuzug der ebenfalls aus dem Baltikum, aus der Ukraine und Weißrussland vertriebenen Polen.

Die „Gebrauchsanweisung“ dient dem Autor zum Glück nicht dazu, die Schrecken der Vergangenheit dominieren zu lassen, sondern er führt den Leser an mehrere der großen Seen (Spirdingsee, Mauersee), zum Paddelparadies an der Kruttinna oder zum Geburtshaus von Ernst Wiechert, für dessen Neuentdeckung er mit Nachdruck plädiert.

Masuren in der Literatur

Er erinnert daran, wie Ostpreußen und damit auch Masuren in der Bundesrepublik nach und nach literarisch salonfähig wurden, erst durch die „gräflichen“ Erinnerungen etwa von Marion Gräfin Dönhoff, Hans Graf von Lehndorff oder Alexander Fürst von Dohna-Schlobitten, dann von Max Fürst („Gefillte Fisch“), Arno Surminski oder Siegfried Lenz' großem Roman „Heimatmuseum“.

Manches bewahrt er vor dem endgültigen Vergessen, etwa die Philipponen (das waren Altgläubige aus dem polnischen Teil Russlands), die Hymne Ostpreußens „Land der dunklen Wälder“ und Masurens „Wild flutet die See“, zwei große Söhne der heutigen Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Allenstein: der USPD-Politiker Hugo Haase und der Architekt Erich Mendelsohn.

Genaue zweisprachige Karte

Last but not least: Endlich einmal eine für ein solches Buch unerlässliche genaue Karte mit deutschen und polnischen Ortsnamen.

Das Urteil Kosserts über die „einseitige Sichtweise“ der gräflichen Erinnerungen erscheint etwas zu hart, auch ertappt man sich bei dem Wunsch, der Autor hätte noch mehr und ausführlicher einige „schöne Plätze“ nennen können, da das Buch ja eine Gebrauchsanweisung sein soll. Aber das sind Marginalien. Dem Buch sind viele Leser zu wünschen.


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