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Zyprische Altertümer nach langer Zeit vereint – Wiedereröffnung des Zypern-Saals im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel
Seit die Türken 1974 den Nordteil Zyperns besetzt haben, mag die Mittelmeerinsel politisch geteilt sein. Doch in Berlin fand nun eine Wiedervereinigung der besonderen Art statt. Denn im Neuen Museum auf der Museumsinsel hat man den sogenannten Zypern-Saal im Erdgeschoss des Hauses wiedereröffnet. Da in dem Raum ab der Wiederherstellung des im Krieg zerstörten Neuen Museums im Jahr 2009 auch die archäologischen Funde des Troya-Forschers Heinrich Schliemann gezeigt wurden, war immer nur ein Teil der zyprischen Schätze zu sehen. Dieses Problem hat man nach einer umfassenden Neugestaltung nun gelöst.
Damit ist nun die Berliner Sammlung der zyprischen Altertümer vereint, die eine der größten und vielfältigsten Sammlungen deutschlandweit ist und die eine Zeitschiene von 2500 v. Chr. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. der zyprischen Vor- und Frühgeschichte illustriert. Die Statue einer Göttin mit Taube (Aphrodite/Astarte), Kleinplastiken aus verschieden Tempeln, eine Saugschale aus Kition und Funde aus den Königsgräbern von Tamassos können somit wieder bewundert werden.
Dank der Tätigkeit des deutschen Archäologen Max Ohnefalsch-Richter, der zwischen 1880 und 1889 seine Forschungen auf Zypern durchführte, gelangten viele Funde nach Deutschland, die im Laufe der Zeit zum Teil weltweit zerstreut wurden. Ein Teil kam nach Berlin und wurde überwiegend dem Antiquarium der königlichen Museen in Berlin, der heutigen Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, verkauft. Einen größeren Teil der Sammlung kaufte der Bankier und Kunstmäzen Valentin Weisbach von Ohnefalsch-Richter ab und schenkte es 1889 dem Museum für Völkerkunde zu Leipzig. 1974 wurde diese Sammlung aus Leipzig nach Berlin-Ost in das Museum für Deutsche Geschichte überführt.
Erst nach der deutschen Vereinigung gelangten die zyprischen Altertümer der ehemaligen Sammlung von Ohnefalsch-Richter zum Museum für Vor- und Frühgeschichte, dessen eigener Zypern-Bestand ziemlich große Verlustlücken nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete.
Zypern ist die östlichste Insel des Mittelmeerraums und gilt mythologisch als Geburtsort der Göttin Aphrodite. So gehört zu den Höhepunkten der Berliner Sammlung eine Statue einer Göttin mit Taube aus Dali. Da die Taube kultisch der Göttin Aphrodite besonders nahestand, kann man davon ausgehen, dass die Statue die Aphrodite darstellt, die auf Zypern in mehreren Heiligtümern verehrt wurde. Gleichzeitig wird die Statue als eine Vegetationsgottheit oder die Große Göttin von Zypern in Gestalt der Astarte verstanden, die von Phöniziern verehrt und durch die phönizischen Seefahrer nach Zypern gebracht wurde.
Weiterhin stellt eine Saugschale ein extrem seltenes Exemplar dar, bei der mittels eines verborgenen Rohrs der Schalenboden mit einem Stierkopf am Schalenrand verbunden ist. Durch den Stiermund konnte die Flüssigkeit aus der Schale gesaugt werden. Das Strohhalmprinzip entstand auf Zypern also schon zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr.
In der europäischen Vorgeschichte nahm Zypern seit der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. einen festen Platz ein, als die Entwicklung des Kupferbergbaus vorangetrieben wurde. Die Kupferlagerstätten zogen neue Siedler an, und in Küstennähe entstanden große Zentren, die den Abbau und den Handel mit dem Metall organisierten und kontrollierten.
Zeitgleich mit dem Beginn des Neuen Reiches in Ägypten und der Etablierung der Mykenischen Kultur, der ältesten europäischen Zivilisation auf dem griechischen Festland, in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. begann in Zypern eine kulturelle Blütezeit. Die Insel etablierte sich zu einer Drehscheibe des ostmediterranen Handels und verband die umliegenden Kontinente Europa, Asien und Afrika. Das Handelsgeflecht zwischen Zypern, Ägypten, der Levante, Anatolien und Griechenland dehnte sich bis in den westlichen Mittelmeerraum aus.
Die Vielfalt der heutigen zyprischen Kunst und Kultur ist das Ergebnis der Besiedlungen verschiedenster Kulturen. So haben zunächst die Phönizier, Griechen und die Ägypter Kolonien auf der Insel gegründet. Anschließend gelangte Zypern in die persische und römische Einflusssphäre. Diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich in den Hinterlassenschaften in zahlreichen Zentren wider und prägt die zyprische Gesellschaft bis heute.