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Literatur im Gespräch

Die Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft bereitet sich auf den 70. Todestag des Dichters im Sommer dieses Jahres vor

Klaus Weigelt
22.03.2020

Im Mai 2019 konnte die Internationale Ernst-Wiechert-Gesellschaft (IEWG) auf ihr 30jähriges Bestehen zurückblicken. Das Jubiläum wurde während der 15. Literarischen Arbeitstagung im Juni 2019 in Mülheim an der Ruhr feierlich begangen. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) gehört die IEWG seit 1998 mit ihren etwa 150 Mitgliedern aus 12 Nationen zu den mittleren von insgesamt 264 Literarischen Gesellschaften mit über 70 000 Mitgliedern. 

Im Sommer 2019 wurde eine große Literaturreise vom schwäbischen Zwiefalten aus nach Ostpreußen unternommen. 50 Teilnehmer reisten von Berlin über Danzig, Königsberg und Gumbinnen nach Johannisburg, Kleinort und Sensburg. Während der Reise wurden sie mit Werken von Hannah Arendt, Johannes Bobrowski, Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant, Siegfried Lenz, Agnes Miegel und Ernst Wiechert bekannt gemacht. Die Teilnehmer kamen überwiegend aus Schwaben und wurden von einigen IEWG-Mitgliedern begleitet. Bei einem Nach-treffen im November 2019 zeigte sich, wie sehr diese Reise die Teilnehmer begeistert und zu weiteren literarischen Begegnungen ermuntert hat. 

Archivalien des Dichters 

Nach dem Umzug des Museums Stadt Königsberg 2016 aus Duisburg nach Lüneburg ins dortige Ostpreußische Landesmuseum befinden sich ein Teil des Wiechert-Nachlasses und einige Exponate ebendort. Der Hauptteil der Archivalien, vor allem die Nachlässe der beiden ersten IEWG-Vorsitzenden Guido Reiner (1989–1996) und Hans-Martin Pleßke (1997–2001), lagern in Zwiefalten, südlich von Reutlingen. Dort befindet sich ein Kultur- und Literaturhaus, das „Haus am Gauberg“, das der Geschichtsverein Zwiefalten geerbt hat. Vorsitzender dieses Vereins ist der frühere langjährige Bürgermeister von Zwiefalten, Hubertus-Jörg Riedlinger, der auch seit langem Mitglied der IEWG ist. 

Riedlinger hat es erreicht, dass 2018 ein Kooperations-Abkommen zwischen dem Geschichtsverein und der IEWG vereinbart wurde. Dieses Abkommen sichert der IEWG ein Archiv, eine Wiechert-Bibliothek und die literarische Mitarbeit im „Haus am Gauberg“, also die Möglichkeit, in Zwiefalten am kulturellen Leben teilzunehmen und dieses mitzugestalten. So ist bereits ein monatlicher Literaturkreis entstanden, und gelegentlich wird ein „Buch des Monats“ aus der reichhaltigen Bibliothek des Hauses vorgestellt. 

Anlässlich der Tagung des IEWG-Vorstandes im Februar 2020 in Erfurt wurde das Zwiefalter Programm 2020 vorgestellt. Im Juni wird es eine Vorstellung des Buches „Schweigen und Sprache. Literarische Begegnungen mit Ernst Wiechert“ geben, das Klaus Weigelt im Quintus-Verlag Berlin als Band 7 der Schriftenreihe der IEWG publiziert. Im September wird ein Literarisches Treffen in Zwiefalten aus Anlass des 70. Todestages von Ernst Wiechert (24. August 1950) stattfinden, verbunden mit einer Reise nach Stäfa (Schweiz) zum Grab des Dichters, der im benachbarten Uerikon verstorben ist. Schließlich wird im November in Zusammenarbeit mit dem Kunstkreis des Geschichtsvereins ein Abend stattfinden, der anlässlich des Barlach-Jahres den beiden deutschen Ausnahme-Künstlern des 20. Jahrhunderts, Käthe Kollwitz und Ernst Barlach, gewidmet ist. 

Sitzung in Erfurt 

Die Vorstandssitzung der IEWG fand aus gutem Grund in Erfurt statt. Nur 20 Kilometer entfernt liegt die KZ-Gedenkstätte Buchenwald. In diesem KZ war Ernst Wiechert im Jahre 1938 inhaftiert und wäre beinahe zu Tode gekommen. Der Vorstand besuchte die Gedenkstätte unter fachkundiger Führung und ließ sich auch über das Schicksal von Paul Schneider, des Predigers von Buchenwald, und Ernst Thälmann unterrichten, der im August 1944 in Buchenwald ermordet wurde. 

Der Vorstandsbesuch diente der Vorbereitung der 16. Literarischen Tagung, die im Juni 2021 in Erfurt und Buchenwald stattfinden wird. Zur Vorbereitung dienen Wiecherts Bericht „Der Totenwald“, ausgewählte Passagen aus den „Jeromin-Kindern“ und die Wiechert-Märchen „Das Liebste auf der Welt“ und „Das verlorene Brot“, in denen sehr deutliche Hinweise auf KZ-Situationen enthalten sind. Weitere Informationen sind dem Wiechertbrief 35 zu entnehmen, der zu Ostern erscheinen wird, und den „Mitteilungen“ der IEWG, die Ende des Jahres vorliegen werden. 

www.ernst-wiechert-international.de


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