Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
In Vorpommern zur Tradition geworden: Schwedische Bräuche wie das Lucia-Fest in der Adventszeit
Vorpommern – lange Zeit auch als „Schwedisch-Pommern“ oder zu DDR-Zeiten sogar im Volksmund als „Südschweden“ bezeichnet – war bereits in der Regierungszeit des letzten pommerschen Herzoges Bogislaw XIV. (1580–1637) unter schwedischen Einfluss gekommen. So wundert es auch nicht, dass die folgenden 200 Jahre eine entsprechende Wirkung auf Land und Leute hatten.
Noch weit nach der Eingliederung einst schwedisch besetzter Gebiete in die preußische Provinz Pommern behielten diese ihre Eigenheiten. Auch zu Weihnachten, wie beispielsweise der neckische „Julklapp“ zeigt. Schon die Bezeichnung selbst nimmt auf das Julfest als Fest des Lichts Bezug. Doch die Jul-Gaben wurden im Gegensatz zu heute nicht unter einen Weihnachtsbaum gelegt. Was passierte? Das beschreibt ein altes Gedicht so:
Nu ward dat woll so sachten Tid,
Dat ick de Julklapp'n rinner smiet!
Un „Julklapp!“ reip he na de Dör herin
Un denn in Düstern dor verswinn.
Stattdessen warf man also die sorgfältig verpackten und versiegelten Geschenke mit dem Ruf „Julklapp!“ ins Haus oder in die Stube des Beschenkten, versehen mit einem Zettelchen, auf welchem Vers oder Strophe auf diesen anspielte, wie:
Alles abzuwickeln lerne,
durch die Schale dring zum Kerne,
Rühre munter Deine Hände,
Fleiß belohnt sich doch am Ende!
Julklapp, oder das „Julklappschmieten“, wie es der Dichter Ernst Moritz Arndt (1769–1860) bezeichnete, hielt also Kurzweil und Überraschungen zu Weihnachten bereit. Ein ganz anderer Einfluss auf die pommersche Weihnachtszeit kam durch die Fährverbindung zwischen Sassnitz auf Rügen und Trelleborg zustande. Über Jahrzehnte brachte die Lucia, die am 13. Dezember die dunkle Zeit erhellte, ihr Licht auch nach Sassnitz, wo sie das vom Architekten Otto Bartning (1906–1959) im Rahmen des Notkirchenprogrammes errichtete Söderblom-Haus zwischen 1963 und 1978 mit einem Besuch bedachte und wo diese schöne Tradition auch nach 1989 aufrechterhalten wurde.
Dieser Brauch, der in Schweden traditionell bis in das Mittelalter zurückreicht, verkündete den Tag der Wintersonnenwende am 13. Dezember, denn vor der Gregorianischen Kalenderreform war dieser Tag der kürzeste des Jahres und bezeichnete das Ende aller landwirtschaftlichen Arbeiten und den Beginn des Weihnachtsfastens.
Heute wird er in Schweden geprägt durch Feierlichkeiten, die am frühen Morgen beginnen, den Verzehr von Safran-Gebäck, das Singen von Lucia-Liedern und die Wahl einer Lucia. Letztere gehört jedoch zu den jüngeren Traditionen, seit 1927 eine Stockholmer Zeitung diese Wahl erstmals vollzog.
Auch heute wird in verschiedenen Kirchen Vorpommerns das Lucia-Fest zelebriert. Ein illustratives Beispiel ist die Fischerkirche in Prerow. Am 7. Dezember konnten dort circa 500 Besucher zu dieser besonderen Zeremonie begrüßt werden.
Gewidmet ist der Tag der Heiligen Lucia. Von ihr wird berichtet, dass sie einen Kerzenkranz auf dem Kopf trug, um freie Hände zu haben, denn sie versorgte andere Christen und Arme mit Lebensmitteln in der Zeit der Christenverfolgung im römischen Reich.