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Fassade soll ursprüngliche Farben erhalten – Das professionelle Puppentheater bleibt bestehen
Die Fassade der Königin-Luise-Gedächtniskirche in Königsberg, die seit 1976 als Puppentheater dient und derzeit renoviert wird, soll mit einer einzigartigen Schattentheater-Installation versehen werden. Spezialisten für Hintergrundbeleuchtung haben sich das Schattentheater ausgedacht. Dabei handelt es sich nicht nur um Lichtstrahlen, sondern um eine Art künstlerische Illuminierung. Die Hintergrundbeleuchtung wird erst nach dem Ende der Renovierung der Kirche eingerichtet. Die Arbeiten haben im August begonnen. Sie werden von der Firma SC „Standard“ für umgerechnet knapp 320.000 Euro durchgeführt. Bis Ende November werden Fachleute die Wände und das Dach des historischen Gebäudes in Ordnung bringen, das Dachrinnensystem ersetzen sowie Türen und Veranden restaurieren.
Die Experten haben die Instandsetzung der Luisenkirche in ihren historischen Farben genehmigt. Das Aussehen des Gebäudes wird sich an den Plänen des Architekten Friedrich Heitmann orientieren: ein graphitfarbenes Dach, graubraune Wände. Aufgrund der hohen Kosten für Kupfer und des großen Umfangs der Dacharbeiten entschied man sich für die Verwendung von im Falz verlegten Blechen. Das Projekt wurde von dem Königsberger Architekten Arthur Sarnitz ausgearbeitet.
Projekt von Arthur Sarnitz
Die neuromanische Kirche wurde zwischen 1899 und 1901 zum Gedenken an Königin Luise errichtet. Ursprünglich war die Fassade dunkel, die Eckrustizierung und die dekorativen Elemente waren aus hellem Sandstein, und das Dach war mit Schiefer oder einem ähnlichen graphitfarbenen Material gedeckt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt. Die Ruine wurde lange Zeit nicht beachtet. In den 1960er Jahren war ihr Abriss vorgesehen, doch der Architekt Jurij Waganow konnte ihn verhindern, indem er in der Kirche ein Puppentheater errichtete, eine in Russland sehr beliebte und hoch entwickelte Form von Theater, nicht nur für Kinder. Im Innern der Kirche zog man 1968 bis 1970 an Stelle der Emporen eine Zwischendecke ein, um einen Theaterraum mit Bühne für Puppenspiele zu schaffen. Der Umbau wurde 1976 fertiggestellt.
Im Jahr 2010 wurde das Gebäude, wie viele andere kulturelle oder kirchliche Gebäude nach der Wende, an die Russisch-Orthodoxe Kirche übergeben, diese betreibt das Puppentheater weiter. Seit mehr als 45 Jahren erfreut das Puppentheater bereits sein Publikum. Es begann seine Tätigkeit als Amateurgruppe im Jahr 1963. Im Oktober 1964 erhielt das Theater den Status eines professionellen Theaters, und in den 1970er Jahren wurde die Theatertruppe aus Absolventen der Moskauer Gorkij-Theaterschule neu gebildet. Heute umfasst das Repertoire des Theaters mehr als 30 Aufführungen russischer, deutscher und englischer Märchen für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Das Theater hat erfolgreich an internationalen Festivals in Brest (Weißrussland), Lodz, Pulawy (Polen), Husum, Panevėžys und Memel (Litauen) teilgenommen. Das Königsberger Regionale Puppentheater ist das einzige professionelle Kindertheater im gesamten Gebiet. Es hat sich längst von einem Puppentheater zu einem echten kulturellen Kinderzentrum weiterentwickelt.
Kaiserpaar kam zur Einweihung
Die protestantische Kirche war das erste Gotteshaus außerhalb des Königsberger Wallrings und die erste Kirche von mehreren, die aus Anlass des 200-jährigen Bestehens des Königreichs Preußen errichtet wurden. Die Gemeinde setzte sich aus Bewohnern der Villenvororte Hufen und Amalienau zusammen. Solche Stadtviertel entstanden damals am grünen Stadtrand schnell wachsender Städte und folgten einem Trend „zurück zur Natur“ im ganzen Land.
Die Kosten des Baus wurden fast ganz von privaten Spendern getragen. Die Planung der neoromanischen Kirche, die in nur zwei Jahren fertiggestellt wurde, lag in den Händen des Architekten Friedrich Heitmann. Bauleiter war Baurat Richard Saran. Die Firma Gustav Kuntzsch, Wernigerode, schuf die Kanzel. Die Festpredigt zur Eröffnung hielt in Gegenwart des Kaiserpaares 1901 Pfarrer Otto Lackner (1872–1945). Er war der langjährige Pfarrer dieser Gemeinde.