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Der Wochenrückblick

Männer, die leiden

Wie sich Politiker um die Herkunft der Randalierer herumdrücken, und wie es die ARD vermasselt

Hans Heckel
06.01.2023

Das war eine reife Leistung! In einem TV-Gespräch schaffte es Berlins FDP-Chef Sebastian Czaja, fast fünf Minuten lang mit einem Journalisten über die Silvesterkrawalle zu sprechen, ohne ein einziges Mal Wörter wie „Migrationshintergrund“ oder „ausländische Herkunft“ in den Mund zu nehmen. Auch die Hauptstadtpolizei schweigt sich über die ethnischen Wurzeln jener 103 jungen Männer aus, die als Tatverdächtige festgenommen und schon nach Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.

ARD-Reporter Thomas Rostek hat die Nöte der politisch Korrekten in der „Tagesschau“ schonungslos offengelegt. Allerdings nicht mit Absicht, sondern aus Versehen: „Von den Tätern zu sprechen ist in solchen Kontexten immer ein bisschen schwierig. Tatsächlich ist es so ... ähm ..., dass die Gewerkschaft der Polizei sich ... äh ... dazu bereits ... dazu geäußert hat und gesagt hat, das seien gruppendynamische Prozesse ... ähm ..., ein gesamtgesellschaftlich großer Druck, der geherrscht hat ... ähm ... haben soll, nach zwei Jahren Pandemie, und dass man da eben versucht ... ähm ... versucht ... ähm ... dass man ... genau! ... dass man an Pyrotechnik auch leicht rankommt, und das dort eben ... ähm ... zu großen Problemen geführt hat. Richtig.“ Die Moderatorin im Studio ist zufrieden: „Danke für diese Einschätzung aus Berlin, Thomas Rostek.“

Einschätzung? Nichts lag dem TV-Kollegen ferner, als die Vorkommnisse „einzuschätzen“. Dazu hätte schließlich gehört, dass man die Täter unter die Lupe nimmt, was er ja ausdrücklich nicht will, da ihm die Antwort „ein bisschen schwierig“ erscheint. Oder aber deren Motive, doch die vergräbt er lieber unter pseudo-soziologischem Laber-Rhabarber von „gruppendynamischen Prozessen“ und „gesamtgesellschaftlichem Druck“. Als Rostek selber merkt, was für einen Quatsch er da zusammenstottert, flüchtet er sich am Schluss in Richtung Böllerverbotsdebatte. Verbieten, was Spaß macht, kommt bei Grünlinks immer gut an.

Czaja geht da schon weitaus professioneller zu Werke. Er hält es im Gespräch mit Welt.TV „für außerordentlich wichtig, dass wir uns mal mit den Ursachen auseinandersetzen“. Der Journalist fragt, wo denn diese „Ursachen“ liegen. Das rühre eben daher, dass „allzu oft weggeschaut und nicht hingeschaut wird, gerade wenn es um Gewalt gegen die Sicherheitsbehörden geht“, so Czaja. Er redet wortreich über die „Stärkung des Rechtsstaats“, verliert aber, wie erwähnt, ebenfalls kein Wort über die Täter – das zum Thema „hinschauen“.

Nur macht es Politprofi Czaja (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder, dem CDU-Generalsekretär Mario Czaja) viel gewiefter als der arme, überforderte Rostek. Der FDP-Landeschef hält sich an die alte Regel für ausgefuchste Politiker: Je weniger du in einer Sache tun willst, desto mehr musst du darüber reden! So merkt man bei Czajas steiler Rechtsstaats-Tirade kaum, dass er nichts über die hier offensichtlich gescheiterte Einwanderungs- und Integrationspolitik verliert. Dass er stramm wegschaut angesichts bedenklicher Vorstellungen zu Gewalt und Staatsordnung bei gewissen Einwanderergruppen. Oder dass Czaja über die Verachtung, die unserem Land und Volk in einigen fremdkulturell bestimmten Milieus schon gewohnheitsmäßig entgegengebracht wird, geflissentlich hinweggeht.

Verräterisches Gestammel

So macht man das, Herr Rostek. Davon können Sie sich eine Scheibe abschneiden! Seit den Silvester-Exzessen von 2015 hatten Sie immerhin sieben Jahre Zeit, um sich in geschliffener Wirklichkeitsverdrängung zu üben. Da dürfen wir für unsere GEZ-Gebühren mehr erwarten als so ein peinliches und (vor allem) verräterisches Gestammel.

Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel wurde gefragt, warum niemand in der Politik den Migrationshintergrund der meisten Täter ausspricht. Antwort: Weil eben „auch viele Menschen mit Migrationshintergrund friedlich“ gefeiert hätten, könne man diese Aussage nicht pauschal treffen. Der abgedroschenste Trick: Auf eine „Aussage“ antworten, die niemand getätigt hat. Denn niemand hat je behauptet, dass alle Berliner mit ausländischen Wurzeln randaliert hätten, sondern lediglich zutreffend bemerkt, dass fast alle Randalierer südländische Wurzeln hatten.

Danach verheddert sich der Sozialdemokrat gänzlich in seinem Geeiere und macht „soziale Schieflagen“ für die explosive Lage in manchen Quartieren verantwortlich. Ach, und warum haben wir dann keine einheimischen Deutschen mit „Schieflage“ unter den Tätern ausmachen können? Was auffällt: Zwar kann Hikel irgendwie nichts zur nationalen Herkunft der Täter sagen. Wohl aber weiß er genau, dass sie „sozial abgehängt“ sind, sprich: zu wenig Geld verdienen, um sich aus ihrer angeblichen „Schieflage“ zu befreien. Woher hat er seine intimen Einblicke in die wirtschaftliche Lage der „Männergruppen“, wie er sie ethnisch neutral nennt?

Überdies, was heißt hier „Männergruppen“? Will Genosse Hikel etwa unterschlagen, dass auch viele Menschen mit männlichem Hintergrund friedlich gefeiert haben? Kann man die Aussage mit den „Männergruppen“ also überhaupt so „pauschal treffen“, ohne zu diskriminieren?

Diese Ahnung quält wohl auch Hikel, weshalb er sich doch noch ein wenig näher heranrobbt an des Pudels Kern. Diese Gruppen „leiden“ laut dem Sozialdemokraten unter, so wörtlich, „Was-auch-immer“ und sind „unter falschen Voraussetzungen groß geworden“. Weiter wagt er sich nicht, denn ab da hätte er von den fremdkulturellen Vorstellungen reden müssen – dann doch lieber bloß „Männer“, die obendrein „leiden“, die armen.

Als Ausweg schlägt er Altbekanntes vor. „Jugendclubs, Sozialarbeit, ein Quartiersmanagement“ gebe es ja schon, aber die kämen auch an ihre Grenzen. Eine „einfache Antwort gibt es nicht“, resümiert der Bezirksbürgermeister. Zumal, möchte man einwenden, wenn man sich nicht einmal traut, die richtigen Fragen zu stellen, wie beispielsweise: Warum sind diese Randalebrüder überhaupt hier, wenn sie ihre ausländische „Heimat“, die sie nicht selten nur aus Urlaubsaufenthalten kennen, doch so verehren und Deutschland so sehr verachten?

Genau diese Fragen aber müssen unter allen Umständen unterdrückt werden. Sonst könnten die Deutschen auf die Idee kommen, dass es nicht im Sinne ihres Landes sei, wenn ihre Regierenden keine Gelegenheit auslassen, um wahllos noch mehr Immigranten hereinzuholen. Und gerade im Moment wieder alles daran setzen, um Abschiebungen zu verhindern, indem sie abgelehnten Asylbewerbern ein „Chancen-Aufenthaltsrecht“ (Faeser) einräumen. Abgelehnte Asylbewerber sind welche, die (zumindest juristisch) bei dem Versuch gescheitert sind, den deutschen Rechtsstaat hinters Licht zu führen. Und nun wundern wir uns alle „janz dolle“, dass Teile des Immigranten-Milieus dem Rechtsstaat so wenig Respekt zollen.


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