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Der Campanile der Friedenskirche von Potsdam war lange Zeit ein Sorgenkind – Spendenkampagne ermöglicht jetzt die Sanierung
Im Potsdamer Park von Sanssouci erinnert die Friedenskirche an die Schrecken des Krieges: jenen, den ein Autokrat aus dem Westen Europas, Napoleon, heraufbeschworen hatte. Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. ließ die Kirche ab 1845 als Symbol für den Frieden, den das orthodoxe Russland, das katholische Österreich und das protestantische Preußen als Heilige Allianz erreicht hatten, errichten.
Markantestes Objekt der Friedenskirche ist der im römischen Stil gebaute, 42 Meter hohe Glockenturm, der Campanile. 1850 vollendet, ist er heute durch Korrosionsschäden in seiner Substanz gefährdet. Doch dank einer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) initiierten bundesweiten Spendenkampagne beginnt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) jetzt mit der Turmsanierung.
Insgesamt sind etwas mehr als vier Millionen Euro für die Baumaßnahmen erforderlich. Großzügige Unterstützung kam bereits von dem in Potsdam lebenden Fernsehmoderator Günther Jauch, der Hermann Reemtsma Stiftung und der DSD. Die SPSG hofft allerdings in Zukunft auf weitere Spenden.
Der nach dem Vorbild des romanischen Campanile der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom entworfene Glockenturm mit den grazilen Dreierarkaden war schon länger ein bauliches Sorgenkind. Bereits 1905 musste man die mit den Außenwänden verbundenen Eisengussplatten durch massive Geschossebenen aus Stahlbeton verstärken. Doch auch dieses Trägersystem ist inzwischen marode. Geschädigt ist zudem das Mauerwerk. Die Sandsteinsäulen in den Rundbogenarkaden sind teils nicht mehr tragfähig und nur provisorisch gesichert.
Für die anstehenden Wiederherstellungsmaßnahmen wurde der Campanile eingerüstet. Die im September 2021 begonnenen Gerüstarbeiten waren eine besondere Herausforderung, weil nur die östliche Turmseite frei steht. Die drei verbleibenden Seiten mussten mit auskragenden Konstruktionen „schwebend“ über den unmittelbar anschließenden Dächern der umgebenden Gebäude erschlossen werden.
Zur Vorbereitung der Restaurierung der historischen – aus Schmiede- und Gusseisen bestehenden – Deckenkonstruktionen im Turminneren müssen zunächst Freilegungsarbeiten ausgeführt werden. Danach folgt der Einbau eines Edelstahl-„Korsetts“. Das Turmdach wird instandgesetzt, dessen ornamentale Deckenverzierung im Inneren restauriert. Dies gilt auch für die verzierten gusseisernen Tragelemente und Treppenstufen sowie die applizierten Zinkgussornamente. Das aus vier – 1849 gegossenen – Bronzeglocken bestehende Geläut wird wie die Turmuhr mit den vier Zifferblättern repariert, das Turmkreuz wieder vergoldet.
2023 folgt in einem weiteren Bauabschnitt die Überarbeitung der gesamten Ziegeloberflächen und der Austausch von schadhaften Vollziegeln und Terrakotta-Elementen. Die Verfugungen werden in den zu bearbeitenden und abgängigen Bereichen ergänzt. Ebenso wird die an der Ostseite des Turmes hervortretende Ädikula mit dem Wandbild „Christus am Ölberg“ restauriert.
Eine wichtige Komponente der Sanierung ist der Einbau einer funktionstüchtigen Entwässerungsanlage für alle Turmebenen, deren Fehlen schon seit jeher die Ursache für die umfangreichen Schäden an den Eisenkonstruktionen war. Das bei Schlagregen durch die Turmöffnungen eindringende Regenwasser wird künftig durch erneuerte Abwasserrohre in den direkt neben der Kirche gelegenen Friedensteich abgeleitet.
Die Baumaßnahmen sollen voraussichtlich Anfang 2024 abgeschlossen sein – wenn hoffentlich wieder Frieden in Europa herrscht.
sitra achra am 15.03.22, 17:43 Uhr
Wie wunderbar, dass dieses beeindruckende Bauwerk der Nachwelt erhalten wird. Unser aller Dank gilt Günther Jauch!