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Arbeitsmarkt

Massiver Jobabbau bei Stahl- und Autoindustrie

Deutschland entpuppt sich wegen schlechter Rahmenbedingungen zunehmend als unattraktiv

Peter Entinger
29.09.2025

Gleich in zwei Kernbranchen der deutschen Industrie steht ein erheblicher Jobabbau bevor. Im Saarland sollen bis Ende 2026 rund 760 Stellen in der Stahlindustrie wegfallen. Zugleich verschärft der US-Autobauer Ford den Sparkurs am Standort Köln und will zu den angekündigten 2900 noch 1000 weitere Arbeitsplätze abbauen. Diese Einschnitte in Stahl- und Autoindustrie schüren die Sorge vor einer Deindustrialisierung in Deutschland.

Betroffen von dem Stellenabbau im Saarland sind die Hüttenwerken Saarstahl und Dillinger Hütte. Der Prozess läuft bereits, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Die Streichungen verteilen sich jeweils zur Hälfte auf die beiden Werke. Hintergrund sind hoher wirtschaftlicher Druck und die Notwendigkeit, die Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Saarstahl peilt Einsparungen von rund 90 Millionen Euro an. Über 80 Prozent der IG-Metall-Mitglieder hatten einem Sanierungstarifvertrag zugestimmt, der deutliche Einschnitte vorsieht. Obwohl dieser Sparkurs intern mitgetragen wird, trifft die Nachricht vom Stellenabbau viele Beschäftigte hart. Die Empörung in der Region ist groß, zumal die Stahlindustrie als Herzstück der saarländischen Wirtschaft gilt.

Historische Einschnitte
Auch in der Autoindustrie spitzt sich die Lage zu. Ford hatte Anfang 2024 einen Stellenabbau von 2900 Jobs in Köln bis 2027 angekündigt – nun soll diese Zahl um ein Drittel steigen. Als Grund nennt das Unternehmen die schwache Nachfrage nach Elektrofahrzeugen.

Anfang 2026 wird die Produktion von einem Zwei- auf einen Ein-Schicht-Betrieb reduziert, was den zusätzlichen Abbau von rund 1000 Stellen nötig macht. Der Zeitdruck ist dabei enorm: Bereits im Januar 2026 soll die Belegschaft verkleinert sein. Gelingt dies nicht mit Abfindungsangeboten und Altersteilzeit, schließt Ford sogar betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Für die Beschäftigten kommt dieser Kahlschlag einem historischen Einschnitt gleich – schon der ursprüngliche Sparplan hatte Proteste und den ersten Streik in der Geschichte des Werks ausgelöst. Sollte das erweiterte Programm umgesetzt werden, würde die Zahl der Ford-Beschäftigten in Köln auf etwa 7600 sinken – Ende der 2010er-Jahre waren es noch 20.000 Mitarbeiter. Das Management verweist auf die Transformation zur Elektromobilität. Mit den Modellen „Explorer“ und „Capri“ bringt Ford neue E-SUVs auf den Markt, doch die Nachfrage ist gering.

Branchenweit liegt der Marktanteil von E-Autos klar unter den Prognosen. Hinzu kommt die Streichung der staatlichen Kaufprämie. Gewerkschafter und Industrievertreter sehen in den Entwicklungen alarmierende Signale. „Die Lage ist sehr ernst. Wir stehen am Scheideweg“, mahnt Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte. Allein in seiner Region summieren sich aktuelle Ankündigungen auf 14.000 gefährdete Arbeitsplätze. Besonders die Stahlbranche ächzt unter hohen Energiekosten und dem CO₂-Zertifikatehandel. Auch die Autoindustrie leidet unter hohen Preisen und globalem Wettbewerb.


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