20.04.2024

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Kolumne

Mehr Geld für die Entwicklungspolitik?

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, fordert mehr Aufmerksamkeit und Engagement in der „Dritten Welt“. Ein genauer Blick in die betroffenen Länder zeigt jedoch, dass die Ursachen der Armut oft andere sind als die von den professionellen Entwicklungshelfern genannten

Florian Stumfall
10.08.2021

Für einen der vielen, weitgehend unbekannten Alltags-Minister der Bundesregierung ist es sehr schwer, sich im medialen Getöse um Klima, Corona und Flüchtlingswellen ein wenig Gehör zu verschaffen. Der Mann, dem das vorzüglich gelingt, ist der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller von der CSU. Das Geheimnis seines Erfolgs? Er hat sein Fach zur Querschnittsaufgabe gemacht.

Hungersnöte in fremden Weltgegenden sind sehr leicht mit einer Klimaveränderung zu erklären, Krankheiten wie Corona gehören ebenso ins Bild und schließlich die Asylsucherströme kann Müller ganz auf sein Ticket buchen, denn hier setzt die Forderung seines Amtes und seiner Person ein, die da lautet, es müsse mehr für die Entwicklung geschehen, um so die Fluchtursachen zu beheben. Die jüngste Mahnung liegt erst einige Tage zurück und gibt Anlass zu der Überlegung, wie sinnvoll sie eigentlich ist.

Wo auch immer der Schwerpunkt liegen mag – für Müller und die Seinen gibt es immer reichlich zu tun. Deshalb hat sich auch eine wahre Entwicklungshilfe-Industrie gebildet. Volker Seitz, ein früherer deutscher Botschafter mit 17 Jahren Erfahrung in Afrika, hat in seinem vorzüglichen Buch „Afrika wird armregiert“ schon 2009 geschrieben: „Eine florierende Hilfsbranche gibt Geld, zeigt christliche Nächstenliebe und vermeidet damit, sich wirklich mit den Ursachen der Misere auseinanderzusetzen. Moralisch überlegen und ethisch unangreifbar ist derjenige, der immer mehr Geld für Entwicklungsländer fordert.“

So reisen die Agenten der Ministerien und der Nichtregierungsorganisationen, der Kirchen und Stiftungen um die Welt – meist Erster Klasse – und sind vorgeblich damit beschäftigt, die Grundlage ihres mehr als auskömmlichen, oft steuerfreien, abwechslungsreichen und bunten Lebens zu beseitigen.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Minister Müller ist persönlich absolut integer. Er glaubt an das, was er tut, auch gegen Erfahrung und Augenschein. Und an der Aufgabe, die Hilfs-Industrie in Grenzen zu halten, scheitern auch Männer mit mehr Kampfgeist als der redliche Schwabe. Doch sein ganzes Konzept macht der Grundsatz angreifbar, nämlich, dass man dort, wo viel Geld nicht geholfen hat, man mit noch mehr Geld nachlegen muss. Der ugandische Journalist Andrew Mwenda sagt, bei allen Wohltaten in Einzelfällen zerstörten die Helfer „den wichtigsten Mechanismus, der langfristig die Armut beseitigen könnte. Die Hilfe untergräbt die Entwicklung eines kom­petenten, unbestechlichen und den Interessen der Bevölkerung dienenden Staatsapparates.“

An dieser Stelle ist sehr oft von schlechter Regierung und Korruption die Rede, auch bei solchen, die der Entwicklungspolitik, so wie sie heute ist, das Wort reden. Tatsächlich fließen Abermilliarden Euro Entwicklungsgelder auf die Konten von Staatspräsidenten und ihren Gefolgsleuten, und das ist nicht nur in Afrika so. Doch der Wille zur schamlosen Bereicherung einer kleinen Kaste, die an der Macht sitzt, ist nur der eine Aspekt der Sache. Der andere ist kultureller Natur, und dafür, diesen offenzulegen, eignet sich wiederum Afrika in bevorzugter Weise.

Die Völker südlich der Sahara hatten vor dem Auftauchen der ersten weißen Entdecker keine Vorstellung von dem, was in Europa seit dem Altertum als Staatsidee bezeichnet wird. Vielmehr war die Ordnung innerhalb der Familien und Sippen paternalistisch, ohne abstrakt-ideellen Hintergrund. Dazu gehörte, dass das Oberhaupt über die Güter der Menschen verfügt. Das verpflichtete es andererseits dazu, seine Leute zu versorgen und ermöglichte ihm gleichzeitig, dieser Pflicht nachzukommen. Heute nennt man dieses Klientel-System „Kleptokratie“ und „Nepotismus“ und verkennt dabei das traditionelle Herkommen.

Natürlich kann man so und auf einer solchen Grundlage einen Staat modernen Zuschnitts nicht erfolgreich führen. Doch das Problem liegt, wenigstens teilweise, darin, dass in Schwarzafrika im Zuge der Entkolonialisierung das paternalistische System nie ganz abgeschafft und das der westlichen Normen nie ganz verstanden, geschweige denn angenommen wurde.

So sind hybride Systeme entstanden, die es der jeweiligen politischen Elite ermöglichen, die Vorrechte oder zumindest Vorzüge des Paternalismus wie auch der westlichen Lebensweise gleichermaßen zu beanspruchen, ohne sich den Pflichten aus beiden Konzepten zu unterziehen. Die Missstände, die sich daraus ergeben, mit Geld auch nur lindern zu wollen, gleicht dem Versuch, das Feuer mit Benzin zu löschen. Hier liegt der tiefe Grund für das Versagen der Entwicklungspolitik samt ihren parasitären Begleiterscheinungen auf beiden Seiten, bei Empfängern wie Gebern.

Folgerichtig müsste der entwicklungspolitische Ansatz der westlichen Staaten dazu führen, das kulturelle Erbe der Empfängerländer gänzlich zu tilgen. Tatsächlich fehlt es nicht an Versuchen, das zu erreichen, und diese sind neben dem Streben nach Rohstoffen ein Grund für zahlreiche Kriege, die westliche Länder führen. In den arabischen Ländern oder im Mittleren Osten besteht aber wenig Neigung, sich einem westlichen Diktat zu beugen.

Auch in Afghanistan wehrt sich ein patriarchalisches System gegen den Entwurf des Westens, was ihm von diesem unter Berufung auf das Toleranz-Gebot untersagt wird. Und hier kommt man wirklich auf Fluchtursachen: Kriege von Mali bis Pakistan entwurzeln tatsächlich viele Menschen, die dann absurderweise in den Ländern der Angreifer Schutz suchen.

Fluchtursache der Afrikaner ist dagegen weit mehr das vergleichsweise komfortable Leben, das sie in Europa erwartet. Sozialpolitik sollte als Fluchtursache erkannt werden, dann gäbe es wenigstens ein Rätsel weniger.

Unbekannt aber bleibt, wie es kommt, dass immer pünktlich und am rechten Ort an der nordafrikanischen Küste Schlauchboote im Wert eines Mittelklassewagens warten, wer sie dort gelassen und wer sie bezahlt hat. Und wie sie meist zufällig, oft noch in Sichtweite der Küste, von Schiffen aufgegriffen werden, von deren Besatzungen man nicht weiß, ob sie Heilige sind oder kriminelle Schlepper.


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Kommentare

Micha Hausmann am 10.08.21, 19:45 Uhr

Vor einiger Zeit lief ein Fernseh-Beitrag über einen armen äthiop. Bauern, welcher seit über 10 Jahren (!) durch die Welthungerhilfe versorgt wird. Er hatte 10 Kinder!
Jetzt sind diese Kinder natürlich groß und werden wiederum je 10 in die Welt setzen.
Seit Millionen von Jahren bekommt jede Spezies nur soviel Nachwuchs groß, wie sie auch ernähren kann.
Aber so kann das nicht dauerhaft funktionieren! Das ist nach Darwin eine Negativ-Auslese.

Tom Schroeder am 10.08.21, 18:19 Uhr

Neue Definition des Begriffs Entwicklungshilfe: Die Armen der reichen Länder bezahlen mit ihren Steuern die Reichen der armen Länder - ist doch klar. Alles, was nicht projektgebunden und streng überwacht wird, landet zum erheblichen Teil in irgendwelchen Taschen, nur nicht bei denen, die es wirklich brauchen! Das ursächliche Problem ist nicht die Armut selbst, sondern die Übervölkerung bei gleichzeitiger maximaler Korruption der in der 3. Welt herrschenden Kleptokratien. Die Kirchen machen da keine große Ausnahme - mit denen hat man besser auch nix zu tun. Von mir gibt's direkt keine Spenden an große Orgas, nur kleine überschaubare Projekte, die gut überwacht sind und von denen transparent berichtet wird sind seriös!

Dieter Hempel am 10.08.21, 15:29 Uhr

Leider ist es so, daß alles dieses Gerede über die Ausweitung der Entwicklungspolitik sinnlos ist. Die DDR hat in der letzten Zeit ihres Bestehens in Mocambique und angola Koopoerstive für die Landwirtschat aufgebaut mit Werkstätten, Maschinen , Saatgut und vor allen Dingen mit einer Wasserversorgung für die
Menschen mit Pumpen und Rohrleitungen bis in jedes Dorf. Leideer wurden diese Dinge alle zerstört oder gestrohlen, nachdem die eehemaligen kommunistischen Machthaber verschwunden waren. Die Kooperativen arbeiten nicht mehr und die ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen werden nicht mehr bestellt und verwildern. Solange nicht eine starke Hand dahinter steckt, wird sämtliche Entwicklungshilfe der westlichen Länder versickern.

Andreas Prieß am 10.08.21, 10:02 Uhr

1.Zuerst muss der Minister mal erklären warum China immer noch Millionen von Entwicklungsgeldern aus Steuerngeldern von Deutschland bezieht.

2.Solange die afrikanischen Staaten ihre Bevölkerungsexplosion nicht in den Griff bekommen ,solange wird es Armut und Auswanderung geben.

Hier auf den Kanaren, kommen "Flüchtlingsboote" an,im Schnitt täglich mit ca. 200 Illegalen Glücksrittern an Bord. Diese werden von den NGO's ,die nichts anderes sind als kriminelle Schlepperorganisationen, direkt vor der Küste Afrikas abgeholt. Danach geht die Reise meist weiter nach Deutschland. Es ist also keineswegs unbekannt ,wer dahinter steckt. Aber der Wille ,dem ein Ende zu setzen ist politisch nicht gewollt. Da wird lieber ein Herr Orban beschimpft,der seine Hausaufgaben gemacht hat und die Aussengrenzen schützt.

Nein ,wir brauchen nicht mehr Entwicklungsgelder,sondern eine Regierung, welche die Interessen der eigenen Bevölkerung vertritt und ein Europa ,welches zuerst die Probleme der Europäer löst und nicht auch noch die Probleme der Drittländerstaaten importiert.

Siegfried Hermann am 10.08.21, 08:15 Uhr

Herr Sturmfall nennt hier viele Ursachen mit sehr milder Kritik.
Zu den mörkelhörigen Müller sage ich besser nix.

Gehen wir die Sache mal anders an.
200 Mio. Euro für die Deutschen Flutopfer (incl. neue Infrastruktur) in der Eifel, obwohl der Schaden mehrere Mrd. ausmacht. link Bilder im Netz.
Aber 1 Mrd. für "Kampf gegen rächts"... jedes Jahr wohl gemerkt.
Allein jetzt über 200 Euro Mio. Quartalsscheck für Klima-Blödsinn.
48 Mrd. !!! SOFORT-Hilfe für UNO-Umsiedlerprogramm, die das System auch "Flüchtlinge" nennt.
Ganz aktuell Afghanistan. 20 Mrd. für nix und nirgends verballert, die sooo doll trainierte afghanische Armee überlässt --freiwillig-- den Taliban das Land, während genau diese Sorte an "Taliban-Flüchtlinge" in Deutschland TAG für TAG Deutsche Töchter gruppen-vergewaltigen und als Strafe ein bisschen dudu kommt.
400 Mrd. kosten die Migranten in Deutschland den Deutschen Steuerzahler jährlich.
usw usw usw.usw.usw.usw.
Afrika produziert neue Kinder schneller, als sie nach Europa ins Milch und Honig-Schlaraffenland exportiert werden können. Die Moslems-Fraktion aus "religiösen Gründen"
Und das ist eines der ganz wichtigen
Gründe überhaupt.
Es werden in Massen Kinder in die Welt gesetzt, ohne dafür sorgen zu können!!! Die Afrikaner erklären das
mit Kolonialismus, die Moslems mit Heiligen Krieg.
Und wie viel Geld stecken die superreichen Golfländer in die Entwicklung??? NULL.
China hatten wir gestern in der PAZ.
Nebenbei:
In Indien, Südostasien, teils im Pazifik, Lateinamerika sieht es auch nicht anders aus.
Will man die Probleme im Griff kriegen, muss --zuerst-- eine strenge Geburtenkontrolle a la China her. Und die Leute müssen im Land bleiben!!! und selber Verantwortung übernehmen. Ein Skt- Florian-Prinzip funktioniert in diesen globalen Dorf nicht mehr!
So einfach ist das!

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