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Die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule – Städtische Oberschule für Mädchen mit hervorragendem Ruf
Die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule ging aus einer privaten Töchterschule hervor. Wenn es keinen 2. Weltkrieg gegeben hätte, wäre im Jahr 2022 das Schuljubiläum der 1814 gegründeten Blumeschen privaten Töchterschule 208 Jahre gewesen. Die Kaufmannswitwe Blume geborene Ulrich hatte sie mit 120 Schülerinnen am 8. April 1814 gegründet.
30 Jahre weiter, im Jahr 1844, wurde sie zur ersten Städtischen Höheren Mädchenschule in der pommerschen Hauptstadt, in der 232 Schülerinnen unterrichtet wurden. Erst 50 Jahre später, im Jahr 1894, erhielt sie den Namen der dritten deutschen Kaiserin. Die Gemahlin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. war populär und beliebt. Sie hatte sich unter anderem für die Frauenbildung eingesetzt. Ihr Hauptargument war, dass Frauen mit guter Bildung später die Söhne besser unterstützen könnten. Noch heute führen zahlreiche Einrichtungen ihren Namen. „Laut kaiserlichem Erlass durfte sich diese städtische Mädchenschule Kaiserin Auguste-Viktoria-Schule nennen,“ unter den Schülerinnen kurz „K.A.V.“
Bis zum Jahr 1945 war sie die älteste und größte Höhere Mädchenschule der pommerschen Hauptstadt und weit über ihre Grenzen bekannt.
1894 war die Schule eine neunstufige Doppelanstalt mit 602 Schülerinnen in 18 Klassen und Versetzungen zu Ostern und Michaelis. Dazu kam noch das Seminar.
Auf Veranlassung von Direktor Haupt wurde vom Reichsfiskus 1890 in der Elisabethstraße Ecke Johannisstraße ein Grundstück für den Bau einer großen Schule erworben. Schon vier Jahre später konnte am 6. April 1894 die Einweihung des neuen Hauses durch Oberbürgermeister Haken vollzogen werden. Der Entwurf für den Bau der Kaiserin Auguste-Viktoria–Schule stammte von Stadtbaurat Meyer. Eine Bronzebüste der Kaiserin war im Mittelrisalit unter der Uhr angebracht worden. Die Aula hatte eine besondere Ausstattung mit einer Grüneberg-Orgel und Relief-Porträts berühmter Männer. Auch die Einrichtung der Turnhalle war vielseitig. Sie besaß sogar einen Rundlauf mit Ringen.
Auf Direktor Haupt folgte 1898 Professor Dr. Böddeker. In seine Amtszeit fällt eine Periode von Umwälzungen im Mädchenschulwesen. Dazu gehörte die Schulreform von 1908.
Für Jahrzehnte fanden sämtliche Prüfungen an der Kaiserin Auguste-Viktoria -Schule, kurz K.A.V., statt. „Die Lehrerinnen- und Vorsteherinnenprüfung und für die Handarbeits-, Zeichnen- und Sprachlehrerinnen. Nach der Neuordnung wurde die Übungsschule für die Seminaristinnen als volle Mittelschule ausgebaut. Das Seminar wurde ins Oberlyzeum umgewandelt, die Frauenschule mit dem Kindergärtnerinnenseminar und die Studienanstalt eingerichtet. Im Jahr 1911 wurde eine Teilung notwendig, und zwar in Oberlyzeum, Frauenschule mit Kindergärtnerinnenseminar und in die Studienanstalt. Sie blieben aber weiter unter der Leitung des damaligen Direktors Professor Dr. Böddeker.
Umfangreiche Bildungsstätte
Es gab auch eine räumliche Aufteilung. Das KAV-Lyzeum, die drei Oberlyzeums-Klassen und die S-Klassen waren im neuen Gebäude, im Roten Haus, Elisabethstraße 27 untergebracht. Im Hinterhaus der Linsingen Straße 62 die Übungsschule. Die Klassen der Studienanstalt und der Frauenschule befanden sich im Haus Elisabethstraße 52, Graues Haus genannt. Später gab es noch das Haus für die Studienanstalt in der Passauer Straße 4.
Die glänzende Weiterentwicklung der gesamten K.A.V. ist mit Professor Dr. Karl Hartmann verbunden, der von 1916-1935 die gesamte K.A.V. leitete. Ab 1. April 1922 wurde Direktor Dr. Hartmann zum Oberstudiendirektor ernannt. Die Gesamtschule führte nun den Namen „Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule – Lyzeum, Oberlyzeum und Studienanstalt.
Immer wieder neue Erlasse
Der letzte Oberstudiendirektor der K.A.V. wurde 1936 Karl Seiffert. In seiner Amtszeit gab es Schulreformen und durch den 2. Weltkrieg große Veränderungen bis zur endgültigen Auflösung Ende des Krieges 1945. Ein schweres Amt erwartete ihn in schwerster Zeit. Viele neue Erlasse formten von nun an die Schule. Die Schulzeit wurde verkürzt, die Untersekunda fiel weg. Im Jahr 1936 folgte eine schwerwiegende Schulreform. Es kam zum Abbau der Studienanstalt, an deren Stelle die Deutsche Mädchenoberschule trat mit Englisch als erster Fremdsprache, Französisch als zweiter Fremdsprache und Latein wurde nur als Wahlfach angeboten. Ein hauswirtschaftlicher Zweig führte ebenfalls zum Abitur, das sogenannte Puddingabitur.
Die K.A.V. Oberschule erlitt schon am 1. Oktober 1941 Bombenschaden. Sprengbomben schlugen durch das Dach in die Aula, die vollständig verwüstet wurde. Klassenräume wurde nur zum Teil beschädigt. Die Büste der Patronin, der letzten deutschen Kaiserin blieb unverletzt. Es dauerte einige Monate, bis das Schulhaus wieder vollständig bezogen werden konnte. Die oberen Jahrgänge führten die Brandwache unter der Leitung einer Lehrkraft durch.
Am 20. April 1943 erfolgte ein Großangriff auf Stettin. Bei diesem Großangriff erhielt die K.A.V.-Schule keinen Treffer. Stettin schickte die jüngeren Jahrgänge in die Kinderlandverschickung. Von der K.A.V.-Schule gingen sie unter der Leitung von Studienrat Wapenhensch, Studienrätin Köhn und Assessorin Spiegel nach Sellin auf Rügen. Die älteren Schülerinnen ab Klasse 7 sollten weiter in Stettin unterrichtet werden.
Ausquartiert
Vor dem endgültigen Aufenthalt in der Kinderlandverschickung auf Rügen waren die jüngeren Jahrgänge der K.A.V.-Schule nach Anklam evakuiert worden. Am 9. Oktober 1943 erfolgte ein Terrorangriff auf Anklam. Nun kam dieser Schulteil ebenfalls nach Sellin auf Rügen.
Beim Großangriff am 5./6. Januar 1944 wurde das rote Schulgebäude in der Elisabethstraße 27 vollkommen zerstört. Seit dem 20. Januar 1944 fand der Unterricht der oberen Klassen mit der Gesenius-Wegener-Schule und der Mozart-Schule behelfsmäßig in den Räumen der Nemitzer Volksschule statt. Oberstudiendirektor Seiffert bereitete die anwesenden Abiturienten der Schulen auf das Abitur vor.
Die K.A.V. galt als schwerste Schule Pommerns. Man hatte hier arbeiten gelernt und hatte im Studium an der Universität wertvollen Nutzen davon.
Das dreifache Jubiläum der K.A.V. 1944 wurde in der Aula des unbeschädigt gebliebenen Marienstiftsgymnasiums begangen.