26.04.2025

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Gerdauen

Mit drei Torpedos versenkt!

Der ostpreußische U-Boot-Kommandant Hans Jenisch schickte „den dicksten Pott“ für immer auf den Grund

Wolfgang Kaufmann
30.11.2024

Der kanadische Truppentransporter „Empress of Britain“ mit seinen 42.348 Bruttoregistertonnen Rauminhalt war das größte Schiff, das einst die deutsche U-Bootflotte im gesamten Zweiten Weltkrieg auf den Meeresgrund schickte. Dieser Versenkungserfolg ging auf das Konto von Hans Jenisch, der am 19. Oktober 1913 im ostpreußischen Gerdauen das Licht der Welt erblickt hatte.

Nach dem Abitur trat Jenisch am 1. April 1933 als Offiziersanwärter in die Reichsmarine ein. Seine Ausbildung fand unter anderem auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ und dem Leichten Kreuzer „Karlsruhe“ statt. Am 1. Juli 1934 avancierte er dann zum Fähnrich zur See. Dem folgten zahlreiche Sperr-, Torpedo-, Nachrichten-, Küstenartillerie- und Schiffsartillerielehrgänge. Anschließend durchlief Jenisch, mittlerweile zum Leutnant zur See ernannt, zusätzlich auch noch eine U-Bootsausbildung an der U-Schule in Neustadt.

Ehrung für beachtliche Quote
Am 31. Januar 1938 trat der Ostpreuße seinen Dienst auf U 32 an. Das Hochsee-Boot vom Typ VII A, welches der U-Flottille „Saltzwedel“ in Wilhelmshaven angehörte, war im April 1937 fertiggestellt worden und stand nun unter dem Kommando von Kapitänleutnant Paul Büchel. Jenisch fungierte auf U 32 zunächst als II. und später als I. Wachoffizier. In dieser Eigenschaft nahm er an der Seeraumüberwachung vor Spanien und an Tauchübungen im Nordatlantik teil.

Zwischen dem 27. August und dem 1. September 1939 beobachtete U 32 den Seeverkehr in der Ostsee zwischen Memel und Kiel. Danach unternahm das Boot zwei Feindfahrten, bei denen es etliche Minen vor englischen Häfen legte und nach und nach drei Frachter ausschaltete. Am 12. Februar 1940 wurde der nunmehrige Oberleutnant zur See zum Kommandanten von U 32 ernannt. Als solcher absolvierte der charismatische Marineoffizier mit dem Spitznamen „Exzellenz“ sechs weitere Feindfahrten, in deren Verlauf sein Boot in der Nordsee und dem Nordatlantik sowie im Nord- und Ärmelkanal 17 gegnerische Schiffe mit insgesamt 78.075 Bruttoregistertonnen versenkte. Eine stolze und beachtliche Quote, für die Jenisch das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt.

Aus der Luft gesichtet
Der mit Abstand größte Erfolg war dabei die Operation gegen die „Empress of Britan“. Dieser 232 Meter lange Ozeanriese hatte im August 1940 etwa 3000 Soldaten des Empire von England nach Ägypten gebracht und danach unter dem Kommando von Kapitän Charles Havard Sapsworth die Rückreise über Kapstadt angetreten. Nunmehr befanden sich 623 Menschen und 300 Tonnen kriegswichtige Ausrüstungen an Bord.

Am 26. Oktober 1940 sichtete ein deutscher Seefernaufklärer vom Typ Focke-Wulf Fw 200 „Condor“ des Luftwaffenkampfgeschwaders 40 unter dem Kommando von Oberleutnant Bernhard Jope das Dampfturbinenschiff westlich von Irland. Beim darauffolgenden Angriff trafen zwei Fünf-Zentner-Bomben die „Empress of Britain“, woraufhin ein Feuer ausbrach. Nach der Evakuierung der Passagiere und eines Großteils der Besatzung versuchten die Briten, den brennenden Transporter im Schutze der Zerstörer „Broke“ und „Sardonyx“ und etlicher Flugboote abzuschleppen.

Gesunken nach Kesselexplosion
Während dieses Bergungsunternehmens attackierte U 32 das Schiff mit drei Torpedos, von denen einer eine Kesselexplosion verursachte. Danach sank der Stolz der Canadian Pacific Steamship Company am frühen Morgen des 28. Oktober 1940 unweit der Küste der irischen Grafschaft County Donegal.

Zwei Tage darauf verfolgte U 32 nordwestlich von Irland ein wiederum einzeln fahrendes feindliches Schiff. Das bemerkten die britischen Zerstörer „Harvester“ und „Highlander“ und belegten das Boot mit zwei Wasserbombenserien in 80 und 120 Metern Tiefe. Hierdurch erlitt es schwere Schäden, die zum Auftauchen zwangen. In dieser Situation gab Jenisch den Befehl zum Verlassen des Bootes. Die beiden Zerstörer fischten den Kommandanten und 32 Besatzungsmitglieder von U 32 aus dem Wasser, während neun weitere U-Bootfahrer ertranken.

Die Jahre nach seiner Gefangennahme verbrachte Jenisch in britischen und kanadischen Lagern wie dem Camp 18 bei Featherstone Park-Haltwhistle und Camp 20 in Gravenhurst. Dabei wurde er in Abwesenheit zum Kapitänleutnant befördert. Die Rückkehr des Marineoffiziers nach Deutschland erfolgte letztlich erst im Juni 1947.

Karriere bei der Bundeswehr
Gut neun Jahre später trat Jenisch am 1. Oktober 1956 unter gleichzeitiger Ernennung zum Korvettenkapitän der Bundesmarine bei und diente nacheinander in der Marineschule Mürwik, dem Flottenkommando, dem Führungsstab der Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung, als Kommandant der Schulfregatte „Hipper“ sowie als Lehrstabsoffizier an der Führungsakademie der Bundeswehr. Danach war er im Range eines Kapitäns zur See Stellvertretender Stabschef und Leiter der Operationsabteilung COMNAV-BALTAP im NATO-Marinekommando. Anschließend kehrte Jenisch an die Bundeswehrakademie zurück.

Von Juli 1970 bis zu seinem Übergang in den mehr als verdienten Ruhestand am 31. März 1972 fungierte er schließlich noch als Standortkommandant von Hamburg und Chef des Verteidigungsbezirkskommandos 10 Hamburg. Der ruhmreiche Marineoffizier mit den ostpreußischen Wurzeln starb am 29. April 1982 in Kronshagen im Kreis Rendsburg-Eckernförde nach einem Leben auf und für die See.


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Kommentare

sitra achra am 07.12.24, 16:30 Uhr

Ich schlage vor, eine Kaserne nach diesem vorbildlichen Offizier zu benennen. Ein Ritterkreuzträger, der unserer Jugend zum Vorbild dienen könnte.

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