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Von den Glücksrittern des Internets: Gold schürfen war früher einmal, heute werden von zu Hause aus Kryptowährungen geschürft
Goldschürfen ist ein Begriff, der für viele Menschen fest mit dem Wilden Westen verbunden ist. In der Vorstellung stehen Goldgräber mit verwitterten Gesichtern und staubigen Hemden neben windschiefen Holz-Hütten in einem Wald. Schwere Hacken werden wieder und wieder auf Steine geschlagen. Ein anderes Bild ist das des Mannes, der mit einem Goldwäschersieb im knöcheltiefen Wasser eines Flussbetts steht und mit den schwieligen Händen nach winzig kleinen Nuggets wühlt.
Die Suche nach dem großen Glück, das dem Traum von Reichtum und Freiheit Leben einhauchen soll, existiert auch heute noch. Doch gelebt wird er auf andere Weise und in einem ganz anderen Ambiente. Das glückliche Händchen beziehungsweise das Gespür dafür, wo die Goldader zu finden ist, wird heute durch technisches Equipment ersetzt. Der moderne Schürfer sitzt warm und trocken in einem Raum. Umgeben von Hochleistungsrechnern, die mathematische Rätsel lösen, den Blick auf Computermonitore gerichtet. Die größte Anzahl der digitalen Krypto-Schürfer ist dementsprechend in China und Indien zu finden. Hier finden sich die meisten Hochleistungsrechner.
Das digitale „Mining“, wie das Schürfen auf Englisch im Zusammenhang mit „Bergmine“ auch genannt wird, bringt keineswegs physisch greifbare Münzen oder Scheine hervor. Kryptowährungen sind virtuell. Trotzdem ist sehr großer Aufwand notwendig, um weitere Einheiten der Währung zu generieren. Mit jedem einzelnen Mining-Vorgang wird es aufwendiger, eine weitere neue Einheit dieser Währung zu erzeugen. Egal ob es sich um Bitcoin, Ethereum, Avalanche, Solana, Cardano oder eine der anderen Kryptowährungen handelt.
Das Herzstück des Schürfens ist in der sogenannten Blockchain verborgen. In dieser zur Sicherheit der Währung erdachten digitalen Datenbank werden alle Transaktionen der jeweiligen digitalen Währung eingetragen. Der Begriff Blockchain verrät bereits, worum es dabei geht. Jede Währungseinheit (block) wird mit dem Herkunftspunkt, ihrem Ursprung und dem Transferpunkt verkettet (chain), so ergibt sich eine komplex verschlüsselte Information. Die Blockchain wird in ihrer Gesamtheit auf diese Weise zu einer Datenbank, in welcher der Verbleib der Währungseinheiten nachvollziehbar ist.
Neu erzeugte Transaktionen werden in Blöcken gesammelt und müssen durch komplexe mathematische Berechnungen bestätigt werden, um der Blockchain hinzugefügt zu werden. Dieses Vorgehen sichert Transparenz, kostet aber auch sehr viel Rechenleistung. Derartige Berechnungen werden ausschließlich von speziellen Computern durchgeführt, die als „Miner“ – übersetzt „Schürfer“ – bezeichnet werden. Die Belohnung für diesen technischen Aufwand wird in Form von neuen Währungseinheiten zugeteilt.
Wie bei der Lotto-Tippgemeinschaft
So betrachtet, scheint digitales Schürfen eine reine Fleißarbeit zu sein, die von Rechnern geleistet wird. Das ist es auch. Doch der Nervenkitzel, den im Wilden Westen die Männer in staubigen Hemden am Flussbett erlebt haben, kommt beim Digitalen Schürfen nicht zu kurz. Denn es geht darum, den aufwendigen Rechenweg schneller als die Konkurrenz zu meistern. Im übertragenen Sinn: Den Weg zur dicken Goldader vor den anderen Mitbewerbern zu entdecken. Lediglich der erste Miner, der die mathematische Lösung präsentiert, darf sich über die Ehre freuen, den nächsten Block in die Blockchain einzufügen und die damit verbundene Belohnung zu erhalten – die heiß ersehnten Währungseinheiten. „Proof of Work“ wird dieses Vorgehen genannt. Die Belohnung in Form von Währungseinheiten wird dabei als Ausgleich für die eingesetzte Rechnerleistung angesehen.
Die Folge: Wer eine Chance haben möchte, das Wettrennen in Sachen Rechenoperationen zu gewinnen, muss permanent aufrüsten. Hardware, die hier große Chancen auf Erfolg bietet, muss stets auf dem Stand optimaler, spitzenmäßiger Leistungsfähigkeit sein.
Ist der Traum vom Kryptoerfolg damit einigen wenigen vorbehalten? Keineswegs. Auch Hobby-Goldschürfer können ihr Glück mit dem virtuellen Währungsschatz versuchen. Voraussetzung sind passende Hard- und Software. Die ist inzwischen aber auf dem Markt erhältlich und bietet unterschiedliche Hilfestellungen. Mal für den Einsteiger, mal für den Fortgeschrittenen. Ein spezielles Betriebssystem zum Schürfen ist zum Beispiel Miner OS. Die eine oder andere Variante von Miner-Software ist aber auch mit den gängigen Betriebssystemen kompatibel. Einige Versionen bieten sogar die Möglichkeit, mit einer Grafikkarte zu schürfen. Es gibt sogar Software, die einen dabei unterstützt, die Kryptowährung mit dem aktuell größten Erfolgsversprechen zu generieren.
Wer auf der Suche nach der mathematisch richtigen Krypto-Mining-Lösung nicht als einsamer Wolf durch die virtuelle Galaxie streifen möchte, kann sich einem Mining-Pool anschließen. So werden Gruppen von Anwendern genannt, die sich zusammenschließen, um gemeinsam Jagd auf den Erfolg zu machen. Hinter Namen wie PEGA Pool, Awesome Miner oder Zionodes verstecken sich Miner-Pools. Der Gewinn, die Belohnung, die mit der Gruppe erzielt wird, wird wie bei einer Lotto-Tippgemeinschaft an die gemeinsam schürfenden Miner verteilt.
Der große Nachteil beim Kryptomining: Der Einsatz der Technik verbraucht immens große Mengen an Energie. Im Hinblick auf die Umwelt ist das Kryptomining mit seinem unfassbar hohen Stromverbrauch fragwürdig.
Der Szene der Miner ist das durchaus bewusst. Und so bastelt die Community an neuen Wegen, wie die Blockchain gesichert und weiterentwickelt werden kann. So setzt der Mechanismus „Proof of Stake“ auf den Einsatz von Währungseinheiten statt auf Rechenleistung. Ein ausgefeilter Algorithmus wählt denjenigen aus, der einen neuen Block erstellen darf. Die Auswahl erfolgt auf Basis von Währungseinheiten, die die Person oder der Pool besitzt und die als Sicherheit eingesetzt werden. Die so vorgenommene Verteilung entfacht Diskussionen und ist sicher nicht die letzte Entwicklung in dieser neuen Variante des Goldschürfens.