11.12.2024

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Lüneburg

Museumsverein brüskiert Landesmuseum

Auf der Mitgliederversammlung des Vereins Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum e.V. eskalierten Machtspiele. Das Traditions-gasthaus „Krone“ erscheint einigen Funktionären wichtiger zu sein als Kulturarbeit für Ostpreußen. Kritiker sind nicht erwünscht

Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum
11.09.2024

Das Vereinswesen rund um das Ostpreußische Landesmuseum ist kompliziert und kann nur mit Detailkenntnis verstanden werden.

Der Verein „Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum e.V.“ (OJL) hatte nach Gründung des Museums 1957 als ursprünglicher Trägerverein eine große Bedeutung, weil er einerseits das Eigentum an Teilen der Museumsimmobilien hält und andererseits mit der Landsmannschaft Ostpreußen Stifter der 1994 begründeten Ostpreußischen Kulturstiftung (OKS) ist, die damals die Trägerschaft des Museums übernahm. Dieser Schritt erfolgte aufgrund der Einbindung und Förderung durch die „öffentliche Hand“ sowie zur strategischen Stärkung ostpreußischer Kulturarbeit. Denn nun lagen das Landesmuseum und der zweite große ostpreußische Erinnerungsort, das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen (Bayern), in einer Hand. Ein nunmehr über dreißig Jahre währendes Erfolgsmodell.

Daneben wurden – ebenfalls in den 1960ger Jahren – die beiden Vereine „Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum e.V.“ („Förderer“) und „Freunde des Ostpreußischen Landes- und Jagdmuseums e.V.“ („Freunde“) zur finanziellen Unterstützung des Vereins OJL wie des Museums begründet. Gemeinsam wirkten die „Förderer“ und „Freunde“ mit dem Trägerverein im Laufe der Zeit zusammen, weil ihre Ziele zur Förderung des Museums sich ergänzten beziehungsweise partiell identisch waren. Sie behielten aber ihre Eigenständigkeit. So bekamen die „Freunde“ und die „Förderer“ drei Sitze im Vorstand des OJL e.V. Zudem ist auch die Landsmannschaft Ostpreußen mit dem Sprecher als gesetztem Mitglied und einem weiteren zu wählenden Mitglied satzungsgemäß vertreten.

Wie eine gute Idee zu einer existentiellen Bedrohung wurde
Im Jahr 2006 erwarb der Verein OJL dann den Immobilienkomplex der Lüneburger „Kronen“-Brauerei in der Heiligengeiststraße unmittelbar neben dem Museum. Die Idee dahinter war, dass die Einnahmen aus der Verpachtung unter anderem der Brauereigaststätte zunächst der Kredittilgung, langfristig aber dem Museum zugutekommen sollten. Das Vorhaben war gut gedacht, die Zahlungen von Zinsen und Tilgung für das Darlehen liefen durch entsprechende Spenden vor allem aus der „ostpreußischen Familie“ lange Zeit ohne Probleme. Dieses hat sich allerdings im Laufe der Zeit nicht fortgesetzt, so dass der OJL e.V. ein Schuldenvolumen in Millionenhöhe vor sich herträgt und bis heute keine 50 Prozent der ursprünglichen Darlehenssumme getilgt sind.

Auch weil im Laufe der letzten 18 Jahre die Spenden und Erbschaften rückläufig waren, änderte sich die Interessenlage des OJL e.V.: Nicht mehr das Ostpreußische Landesmuseum steht im Vordergrund seiner Aktivitäten, sondern die „Kronen“-Immobilie und deren Vermögensverwaltung. Alle Einnahmen fließen in diese Aufgabe. Das Museum selbst hat seit 2006 keine Geldzahlungen mehr vom OJL e.V. erhalten, im Gegenteil versucht dieser, eigene Ausgaben auf das Museum abzuwälzen, etwa beim dazugehörigen Brauereimuseum.

Doch anstatt umzukehren, laufen der Vorsitzende und Teile des Vorstandes des OJL e.V. weiter der „Chimäre“ eines baldigen Finanzausgleichs durch Spenden und Erbschaften hinterher. Dabei wird um jeden Euro gekämpft. Es werden Spenden in offener Konkurrenz zum Museum eingeworben, und man scheut sich auch nicht, sogar Klagen gegen das eigentlich zu fördernde Museum zu führen.

Allerdings verliert der Verein dabei höchstrichterlich, wenn etwa Erblasser das Landesmuseum als ostpreußische Kultureinrichtung gefördert sehen wollen, nicht aber den Verein OJL, der primär langfristig eine Immobilie finanziert und unterhält, die keine positive Wirkung für das Museum entfaltet. Mit der durchschnittlichen Tilgung der vergangenen zehn Jahre dauert es noch über hundert Jahre, bis alle Kredite abgezahlt sind.

Offenes Zerwürfnis
Aufgrund dieser Situation gab es in den letzten sechs Jahren erhebliche Meinungsverschiedenheiten im Vorstand des OJL e.V., die nicht ausgeräumt werden konnten. Nun kam es auf der Mitgliederversammlung am 31. August 2024 in Lüneburg bei den Wahlen zum neuen Vorstand zu einem Eklat mit Ansage. Die zeichnungsberechtigten Vorstandsmitglieder (Vorsitzender, 1. und 2. Stellvertreter und Schatzmeister) wurden von der Mitgliederversammlung ohne Probleme wiedergewählt. Aber alle Wahlvorschläge der Vereine der „Freunde“ und „Förderer“ wie auch der zweite Sitz der Landsmannschaft Ostpreußen wurden abgelehnt, sodass diese im Vorstand nicht mehr vertreten sind, obwohl die Satzung es vorsieht.

Den Betreibern dieses unwürdigen Vorgehens ging es dabei nicht um die jeweils einzeln zu wählenden Personen, sondern sie wollten die zwei Vereine der „Freunde“ und „Förderer“ sowie auch die Landsmannschaft als lästige Partner, die sich ausschließlich auf das Wohl des Ostpreußischen Landesmuseums konzentrieren, ausschalten. Jede konstruktive Kritik ist offensichtlich unerwünscht und wird mit aller Macht hinweggewischt.

Bei diesem Machtspiel wird auch keine Rücksicht auf anerkannte Persönlichkeiten genommen. So wurde der Wahlvorschlag des Vereins der „Freunde“, der Direktor des Landesmuseums Dr. Joachim Mähnert, und derjenige des Vereins der „Förderer“, Frau Dr. Barbara Loeffke, mehrheitlich abgelehnt.

Dieses Verhalten wertet der Vorstand der „Förderer“ als einen Skandal. Denn beide Personen sind im Sinne Ostpreußens und des Museums höchst engagiert und haben sich außerordentlich verdient gemacht. Schon im vergangenen Jahr hatte man den Bundestagsabgeordneten a.D. und Mitglied im Stiftungsrat der Ostpreußischen Kulturstiftung, Herrn Eckhard Pols, für einen freien Vorstandssitz abgelehnt. Auf diese Weise werden unwillkommene Vereine und Personen ausgegrenzt.

Diffamierung statt Aufklärung
Dabei wird auch zu unglaublichen Stilmitteln gegriffen: der Diffamierung und der Propaganda. So hat der Berichterstatter zur Kassenprüfung des OJL e.V. vor der jüngsten Wahl unerwartet, aber offensichtlich von langer Hand vorbereitet, despektierliche Aussagen über den Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen und dessen Stellvertreter, den Museumsdirektor sowie den Vorsitzenden der „Förderer“ ausgebreitet, weil diese sich mit einer Denkschrift im vergangenen Jahr an die Vereinsmitglieder gewandt hatten. Der mündlich vorgetragene Kassenprüfbericht gipfelte in der Aussage, man möge wohl überlegen, wem man bei der anstehenden Vorstandswahl seine Stimme gibt. Wie weit die Vermessenheit geht, zeigt ein vorab versandter Bericht der „Kassenprüfer“, in dem das Urteil des Oberlandesgerichts Zweibrücken zugunsten des Landesmuseums in einer strittigen Erbschaftsangelegenheit offen angezweifelt wird.

Verantwortlich für solches Handeln ist der sogenannte im Außenverhältnis „zeichnungsberechtigte Vorstand“ um den langjährigen Vorsitzenden. Alle Versuche, einvernehmliches Vorgehen im Vorstand oder zumindest Kompromisse zu erzielen, wurden in den vergangenen Jahren ignoriert. Durch den aktuellen Ausschluss der zwei Vereine „Freunde“ und „Förderer“ sowie der Landsmannschaft Ostpreußen hat man sich alle Möglichkeiten der Umsetzung eigener, an den Interessen der „Kronen“-Immobilie ausgerichteter Vereinspolitik ermöglicht.

Den Vereinen der „Freunde“ und „Förderer“ wird darüber hinaus, da diese 2017/18 ihre Spendenzahlungen an den Verein OJL eingestellt haben, um wieder das Museum direkt zu fördern, vereinsschädigendes Verhalten vorgeworfen. Dieses geschah allerdings aufgrund ernsthafter Bedenken zur Gemeinnützigkeit des OJL e.V. und zu dessen Nichterfüllung des wesentlichen Satzungsziels, der Unterstützung des Landesmuseums. Denn kein Cent, den der OJL e.V. von den zwei Vereinen erhält, erreicht das Museum, alles fließt in die „Krone“. Dem Landesmuseum sind so bereits mehrere 100.000 Euro entgangen. Deshalb fördern die Vereine inzwischen wieder direkt das Museum und ermöglichen wertvolle Ankäufe und Restaurierungsarbeiten. Vereinsschädigendes Verhalten sieht anders aus. Wenn es allerdings darum geht, wertvolle Spendenmittel für die „Kronen“-Immobilie zur Verfügung zu stellen, von der das Museum in keiner Weise profitiert, ist das nicht mit der Satzung des „Fördererkreises“ zu vereinbaren. Bei den „Freunden“ ist es nicht viel anders.

Starrsinn statt Umkehr
Welches Resümee ist zu ziehen? Wie eingangs geschildert, hat der ursprüngliche Trägerverein des Ostpreußischen Landesmuseums seine Kernaufgabe 1994 der Ostpreußischen Kulturstiftung übertragen, jedoch später als Verein mit dem Kauf der „Kronen“-Immobilie 2006 für sich einen neuen „Geschäftsbereich“ eröffnet, von dessen ursprünglicher, gut gedachter Konzeption das Ostpreußische Landesmuseum profitieren sollte. Dieses Ziel wird auf lange Sicht nicht erreicht.

Doch anstatt das Konzept zu ändern und die „Kronen“-Immobilie zum Beispiel wieder zu veräußern – wovon das Museum sofort profitieren würde –, hält man krampfhaft an einem Eigentum fest, das in der Bausubstanz rund 500 Jahre alt ist, laufend erhebliche Reparaturkosten verschlingt und obendrein unter Denkmalschutz steht. Man will, wie auf der letzten Mitgliederversammlung festgehalten wurde, einen Vermögensaufbau betreiben, der fraglich ist und bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Zudem will man mit zukünftigen Ausschüttungen aus Vermietung und Verpachtung Vereinsaktivitäten wie Forschungsaufträge, Digitalisierung, Seminare, Fortbildung und so weiter finanzieren, also Aufgaben, die vom Ostpreußischen Landesmuseum seit Jahren professionell durchgeführt werden. Somit will der Verein OJL allen Ernstes in Konkurrenz zum Landesmuseum treten – und das nicht nur bei der Einwerbung von Spenden und Erbschaften, sondern auch bei der Erfüllung musealer Aufgaben.

Somit dient der Verein „Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum e.V.“ (OJL) nicht dem Ostpreußischen Landesmuseum, sondern er behindert dessen Entwicklung. Damit hat er sich mit dem Museum, mit der Trägerin Ostpreußische Kulturstiftung, mit der Landsmannschaft sowie den beiden Vereinen der „Förderer“ und der „Freunde“ überworfen. Leider wird dieser Streit vom OJL e.V. auch an die öffentlichen Hände getragen, was die Position gegenüber den Ministerien schwächt. Und immer wieder nutzt der OJL e.V. seinen Namen und seine frühere Funktion als Trägerverein aus, um von gutgläubigen Menschen, die eigentlich dem Museum helfen wollen, Spenden einzuwerben, die hinterher oft entsetzt sind. Doch nur wo explizit „Ostpreußisches Landesmuseum“ genannt wird, ist das Museum unmittelbar gemeint.

2024 ist zurecht ein Kant-Jahr und es sei im vorgetragenen Zusammenhang an die Empfehlung „sapere aude“ des Königsberger Philosophen erinnert: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Es geschehe also.

Fördererkreis Ostpreußisches Jagdmuseum – Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung e.V.


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