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Stolz auf die Schlesischen Musikfestspiele: Waltraud Simon
Foto: WagnerStolz auf die Schlesischen Musikfestspiele: Waltraud Simon

Östlich von Oder und Neiße

Musikalische Leidenschaft in Schlesien

Das traditionelle Schlesische Musikfest findet dieses Jahr in Jauer statt. Görlitz begeht stattdessen das „Lausitz-Festival“

Chris W. Wagner
25.08.2022

Einige Akteure und Initiativen bemühen sich seit Jahren, die Schlesischen Musikfeste wiederzubeleben – selbst außerhalb von Görlitz. Auch wenn diese Musikfeste, für die einst die Görlitzer Stadthalle erbaut worden war, früher den Ruhm der Neißestadt mittrugen, hat das Fest auch noch eine andere Entwicklung.

Das erste Schlesische Musikfest fand 1830 im niederschlesischen Kynau [Zagórze Śląskie] statt, das für lange Zeit letzte dieser Reihe 1874 in Jauer [Jawor]. Dann ließ der aus Fürstenstein [Książ] bei Waldenburg [Wałbrzych] stammende Diplomat, Intendant und Komponist Hans Heinrich XIV. Bolko Graf von Hochberg (1843–1926) dafür die Stadthalle in Görlitz bauen. Die im Jugendstil errichtete und 1910 eingeweihte Stadthalle bot 2700 Konzertbesuchern Platz.

Weil sich die Görlitzer Stadthalle heute gefühlt im Dauerrenovierungszustand befindet und trotz Fördermitteln seitens des Freistaates Sachsen und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien in Höhe von 18 Millionen Euro kein Ende in Sicht ist, soll das Schlesische Musikfest nun wieder anderweitig in Niederschlesien stattfinden – in Jauer.

Seit 2019 arbeiten Einrichtungen der Musik- und Kulturpflege, der Landsmannschaft Schlesien und der Erika-Simon-Stiftung an der Wiederbelebung der Schlesischen Musikfestspiele. Chefin der Erika-Simon-Stiftung ist die aus Jauer stammende und jetzt in Görlitz lebende Waltraud Simon. Die Stadt ihrer Geburt hat sie im November vergangenen Jahres zur Ehrenbürgerin ernannt, nachdem sie mit ihrer Stiftung seit Jahren an der Sanierung der Friedenskirche zu Jauer beteiligt ist. Nun werden dort vom 17. bis 25. September die Schlesischen Musikfestspiele ihre Wiedergeburt erleben.

Lausitz-Fest bis 16. September

In Görlitz laufen die Dinge ganz anders. Hier wird an Stelle der einst so berühmten Schlesischen Musikfeste das Lausitz-Festival mit Strukturhilfefördermillionen zum Ausgleich für das Ende der Kohleförderung installiert. Das Lausitz-Festival wird von der gleichen Kultur-Service-Gesellschaft Görlitz organisiert, die auch für die Sanierung der Görlitzer Stadthalle zuständig ist.

Auf die Frage, warum man ein neues Konzept auf die Beine stellt, anstatt an ein bereits so namhaftes anzuknüpfen, antwortete Mario Kuban von der Kultur-Service-Gesellschaft Görlitz: „Keines existiert ohne das andere. Die Stadthalle ist für uns eine traditionsreiche Stätte, wo wir als Kultur-Service-Gesellschaft aus Betreibersicht die Sanierung begleiten und wo wir möglicherweise spätere Betreiber sein werden“, so der Marketing- Leiter.

Kuban betonte, mit dem Lausitz-Festival und dessen „Untertitel ‚Europas größtes Kunstfestival' haben wir uns viel vorgenommen, was die internationale Wahrnehmung angeht“. Die Schlesischen Musikfestspiele seien schon etwas, was man immer im Gedächtnis habe, „auch wenn diese Musikfestspiele auf Schlesien beschränkt waren und damit Görlitz auch öfter mal Veranstaltungsort war; mit dem Lausitz-Festival gucken wir in die gesamte Lausitz. Wir schauen auch über die Grenzen hinaus. Es gibt ja auch Teile in der polnischen und der tschechischen Lausitz“, sagte er.

Über die Grenzen hinwegschauen

Internationale Größen verspricht Stephan Rauhut, Chef der Landsmannschaft der Schlesier auch in Jauer, denn als Mitinitiator der Schlesischen Musikfestspiele konnte er Professor Tomasz Tomaszewski (Violine) gewinnen. Am 17. September interpretiert Tomaszewski, erster Konzertmeister des Orchesters der Deutschen Oper Berlin und Gründer und Leiter des Kammerorchesters „Kammersolisten der Deutschen Oper Berlin“, mit Andreas Wenske (Oboe) und Matthias Eisenberg (Orgel) ab 17 Uhr in der Görlitzer Hoffnungskirche Werke unter anderem von Johann Sebastian Bach, Josef Gabriel Rheinberger und dem Görlitzer Karl Jonkisch.

Statt Stadthalle ist Görlitz damit nun ein Wurmfortsatz seiner eigenen Geschichte geworden. Mit dem Werk von Jonkisch wird der Bogen zu jenen Görlitzern gespannt, die in den 1990er Jahren schon einmal an die Musikfeste anknüpften. Jonkisch, der im Bistum Görlitz zuletzt als Diözesankirchenmusikdirektor tätig war, stand damals an der Spitze des Organisationskomitees. Er starb 2004. Das bislang letzte und 32. Schlesische Musikfest fand 2009 statt.

Das Görlitzer Konzert findet aus Anlass des 85. Geburtstages von Waltraud Simon statt, die sich mit der Erika-Simon-Stiftung ideell und finanziell am Schlesischen Musikfest beteiligt.

• Die Festivals im Internet: www schlesische-musikfeste.eu und www.lausitz-festival.eu


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Kommentare

Waffenstudent Franz am 26.08.22, 23:55 Uhr

Schlesien --- Du schriebst das Lied „Großer Gott wir loben dich“

Ignaz Franz und das deutsche „Te Deum“

Ignaz Franz wurde am 12. Oktober 1719 in Protzan bei Frankenstein, Herzogtum Münsterberg, Schlesien geboren; er verstarb am 19. August 1790 in Breslau. Er war ein katholischer Priester, Theologe und Kirchenliederdichter. U. a. stammt das Lied „Großer Gott wir loben dich“ von ihm. Dabei handelt es sich um eine deutsche Nachdichtung des Te Deums, eines altkirchlichen Lobgesangs. Großer Gott, wir loben dich entstand um 1770, die spätere Melodie wurde zum ersten Mal im Katholischen Gesangbuch (Wien 1776) abgedruckt.
Im Original hat das Lied 12 Strophen, aber im Allgemeinen werden nur die ersten drei gesungen Die Melodie ist von Heinrich Bone (1813-1893) – mit Dank an Lm. Maywald für diesen Hinweis.

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