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Die Forderung nach Entsendung westlicher „Berater“ in den Ukrainekrieg ruft böse Erinnerungen an die Eskalation des Vietnamkriegs hervor
Ist der Westen bereit, den sprichwörtlichen Rubikon zu überschreiten – und tatsächlich eigene Truppen in den Ukrainekrieg zu entsenden? Das zumindest äußern Artikel der „New York Times“ und der „Berliner Zeitung“ aus den letzten Tagen zu entsprechenden Überlegungen in der NATO.
Die „Welt am Sonntag“ berichtete, dass es auch auf EU-Ebene „konkrete Überlegungen“ gäbe, „die Ausbildung ukrainischer Soldaten nicht länger nur auf dem Gebiet der Europäischen Union, sondern spätestens ab Anfang 2025 auch auf dem Territorium der Ukraine durchzuführen“. Dabei erwähnte die „WamS“ ein Treffen der 27 Generalstabschefs der Mitgliedstaaten im sogenannten Militärischen Ausschuss der EU (EUMC) Tage zuvor sowie eine entsprechende Forderung des Chefs des Militärstabs der EU (EUMS), Michiel van der Laan, vor ranghohen Militärvertretern der EU-Länder.
Auch wenn es in den Überlegungen von EU und NATO offiziell nur um „Berater“ geht, die vor Ort die Ukrainer ausbilden sollen, so wäre die Umsetzung dieser Pläne zweifellos ein „Schritt, der eine weitere Verwischung einer früheren roten Linie bedeuten würde und die Vereinigten Staaten und Europa noch direkter in den Krieg hineinziehen könnte“ („New York Times“).
Die Wortwahl weckt indes Erinnerungen an den Vietnamkrieg, wo die USA anfangs ebenfalls nur „Berater“ entsandten, die den südvietnamesischen Verbündeten im Kampf gegen das kommunistische und von Moskau unterstützte Nordvietnam Hilfestellungen leisten sollten. Auch damals waren US-Bodentruppen im Kriegsgebiet zunächst ausgeschlossen worden. Als sich jedoch die Lage für den Süden verschlechterte, griffen die Amerikaner mit gezielten Luftschlägen in das Geschehen ein. Als auch dies den Norden nicht nachhaltig schwächen konnte, gingen sie über zu Flächenbombardements. Und als auch das die Nordvietnamesen nicht brechen konnte, schickten die USA letztlich doch eigene Bodentruppen in den Krieg.
Erinnerungen an den Vietnamkrieg
Natürlich hinken historische Vergleiche immer, doch zeigt der Vietnamkrieg nicht nur in Bezug auf die Entsendung von „Beratern“ aufschlussreiche Parallelen zur Gegenwart. Da ist unter anderem die Begründung für das eigene Engagement. Galt es in Vietnam für den Westen, allen voran die USA, nach den kommunistischen Machtergreifungen in China, Korea und Kuba im Sinne der Domino-Theorie ein rotes Indochina zu verhindern, so wird heute damit argumentiert, dass ein Nachgeben in der Ukraine die Russen dazu ermuntern würde, weitere europäische Länder – einschließlich einiger NATO-Staaten – anzugreifen. Ob Russland tatsächlich zu einem solchen Angriff bereit oder überhaupt in der Lage wäre, spielt dabei keine Rolle.
Eine weitere Parallele zum Vietnamkrieg ist die Verzweiflung darüber, dass all die materielle Unterstützung gegen einen Kriegsgegner, den man für technisch unterlegen gehalten hatte, nicht die gewünschten Erfolge bringt. In Vietnam führte dies nicht nur zu einer zahlenmäßigen Ausweitung des Engagements der Amerikaner, sondern – siehe den Einsatz von Entlaubungsgiften wie „Agent Orange“ – zu einer immer größeren Enthemmung bei der Wahl der eigenen Mittel.
Hier ist der Westen von heute noch lange nicht. Doch zeigt die nun eröffnete Debatte über die Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine, wie die Enttäuschung darüber, dass all die geleistete Unterstützung, all die als „Gamechanger“ gepriesenen Waffensysteme die strategische Lage nicht zugunsten der Ukraine verändern konnten, abermals eine Bereitschaft zu Schritten auslöst, die eben noch undenkbar waren.
Wo Vietnam- und Ukrainekrieg übrigens keine Parallele aufweisen ist der Charakter des Gegners. In den 60er und 70er Jahren kämpfte die USA auf dem Schlachtfeld gegen den Stellvertreter einer Atommacht. Würden NATO und EU demnächst tatsächlich Truppen in die Ukraine entsenden, stünden diese auf dem Schlachtfeld direkt einer Atommacht gegenüber.
Ralf Pöhling am 24.05.24, 15:56 Uhr
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Amerikaner sind gar nicht mehr in der Lage einen großen Krieg zu führen. Egal wie stark das US Militär auch daherkommt, das amerikanische Volk wird der US Politik sofort was husten, wenn die sich nochmal länger im Ausland engagieren. Das geht nur noch in sehr kurzen Schlägen. Danach dreht sich das sofort, weil die US Medien die Einsätze des US Militärs andauernd zerpflücken und das Volk dann anfängt zu rebellieren. Letztenendes haben die Amerikaner den Vietnamkrieg nicht in Vietnam verloren, sondern in den USA selbst. Genau wie auch Deutschland den 1. Weltkrieg verloren hat, weil die Unterstützung im deutschen Volk zuhause wegbröckelte. Die Russen ticken da mental ganz anders. Die können durchhalten. Mal abgesehen davon, dass die Russen global immer noch das größte Kernwaffenpotential noch vor den USA haben, stehen die Russen weitgehend hinter ihrem Putin. Die Amerikaner aber nicht hinter Biden. Und langfristig stehen sie hinter keinem US Präsidenten, wenn dieser zu lange das US Militär in Auslandseinsätzen verheizt. Hat in Afghanistan und um Irak ja auch nicht geklappt. Demokratien schwächeln immer an der Heimatfront. Darum klappt das bei uns auch nicht mit der Abwehr des Islam.