Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Zukunft des Automobilstandorts Deutschland entscheidet sich in den diversen Regionen
Deutschland bleibt ein Autoland – noch. Die Branche erwirtschaftet noch Hunderte Milliarden Euro und beschäftigt Millionen Menschen. Doch der strukturpolitische Druck steigt. 2035 droht das Aus für neue Verbrenner-Modelle, und bei der
E-Mobilität hat Deutschland Nachholbedarf. Generell stammt noch jedes fünfte Auto aus deutscher Fertigung, aber nur jedes zehnte ist ein E-Auto. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt: Der Wandel bricht regional ungleich über das Land herein.
Die Transformation ist unaufhaltsam: Elektrifizierung, Vernetzung, autonomes Fahren – deutsche Hersteller verlieren Marktanteile, etwa in China, wo ihr Anteil an neuen E-Autos auf rund fünf Prozent gesunken ist. Gleichzeitig läuft der Produktionsverlagerungsprozess auf Hochtouren. Exporte aus Deutschland sind seit zehn Jahren um ein Viertel eingebrochen. Die Fahrzeugproduktion sank von 5,6 auf 4,1 Millionen Einheiten – ein Minus von fast 30 Prozent. Binnen weniger Jahre gingen über 50.000 Arbeitsplätze verloren.
Regional zeigt sich die Lage brisant. Ein Viertel aller Landkreise und kreisfreien Städte gelten als Auto-Hotspots – dort liegen fast drei Viertel aller industriellen Auto-Jobs. In diesen Regionen bildet der Automobilsektor bis zu neun Prozent aller Arbeitsverhältnisse ab – bundesweit sind es im Schnitt nur 3,4 Prozent. Besonders prekär ist die Lage dort, wo der Verbrenner-Anteil über sieben Prozent liegt – etwa in Salzgitter, in Bamberg oder rund um Kassel. Andere Zentren wie Stuttgart oder Heilbronn profitieren von wirtschaftlicher Diversifikation und stützen ihre Transformation bereits durch Investitionen in neue Technologien.
Deutlich wird die Problematik im Saarland. Dort ist der Autosektor Leitindustrie. Der Wandel zur E-Mobilität gefährdet tausende Jobs. Ähnlich sieht es in Niedersachsen aus, wo Salzgitter mit seinen Motorenwerken auf eine lange Tradition zurückblickt. Ein weiteres Risiko ist die internationale Konkurrenz. Während Deutschland über Förderung diskutiert, bauen die USA mit dem „Inflation Reduction Act“ milliardenschwere Subventionen auf, die Unternehmen anlocken. China kontrolliert zudem große Teile der Batterielieferketten. Für deutsche Hersteller könnte es unattraktiv werden, neue Werke hierzulande anzusiedeln.
Immerhin: Der Aufbruch ist nicht gänzlich ausgeblieben. Rund 180.000 Menschen arbeiten bereits rund um Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Der Bereich Elektromotor allein wächst teils um fast 50 Prozent gegenüber 2021. Aber ob diese neuen Jobs die wegfallenden ersetzen können, bleibt unsicher. Das IW mahnt: Politik muss jetzt handeln – mit Infrastruktur, Förderung und verlässlichen Rahmenbedingungen –, um die industrielle Substanz in Deutschland zu sichern.
Die Zukunft des Autolandes Deutschland entscheidet sich in den einzelnen Regionen. Gelingt der Spagat vom Verbrenner-Erbe hin zur Elektromobilität, bleibt Deutschland Industrieland. Verpasst man den Umbruch, könnten einzelne Standorte an Fahrt verlieren – mit Folgen für Beschäftigung, Steuern und Standortattraktivität.