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Syriens Machthaber Al Scharaa (Mitte): Zeigt sich gern als frommer Moslem, seine Truppen aber wüten blutrünstig unter Zivilisten
Bild: IMAGO/ABACAPRESSSyriens Machthaber Al Scharaa (Mitte): Zeigt sich gern als frommer Moslem, seine Truppen aber wüten blutrünstig unter Zivilisten

Syrien

Neue Machthaber lassen die Maske fallen

Wiederkehr des Bürgerkriegs? – Nach Assads Sturz metzelt islamistische Regierung dessen Anhänger nieder

Bodo Bost
24.03.2025

Der Westen Syriens, die ehemalige Hochburg von Ex-Diktator Bashar Al Assad, erlebte vor knapp zwei Wochen drei Tage lang die schlimmsten Zusammenstöße seit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024, bei denen Hunderte von Menschen aus der alawitischen Gemeinschaft getötet wurden. Seit dem 6. März kämpfen die Sicherheitskräfte der neuen syrischen Regierung, die von der ehemaligen (sunnitischen) dschihadistischen Bewegung Hayat Tahrir Al-Sham (HTC) dominiert werden, und ihre Verbündeten gegen Kämpfer der alawitischen Minderheit, darunter Militärs und Kader des früheren Terror-Regimes.

Die Kämpfe beschränkten sich zunächst auf Latakia, das sogenannte alawitische Kerngebiet, und breiteten sich dann auf die benachbarten Regionen Homs und Tartus aus, wo diese Volksgruppe, der auch Assad angehört, lebt und wo es in den letzten Monaten zu Dutzenden außergerichtlichen Hinrichtungen gekommen war.

In eine tödliche Falle gelockt
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtete Anfang März, dass 830 alawitische Zivilisten von syrischen Sicherheitskräften und verbündeten Dschihadisten bei Kämpfen mit Anhängern des gestürzten Präsidenten Assad im Westen des Landes getötet worden seien. Die Zahl der Gewaltopfer stieg auf 1311, darunter 481 Angehörige der Sicherheitskräfte und Kämpfer, die dem Assad-Clan treu ergeben sind. Das Gros der Opfer sind jedoch Zivilisten.

Alles begann damit, dass eine Polizeipatrouille auf der Suche nach einem ehemaligen hochrangigen Offizier im Dorf Beit Ana, einige Kilometer von Latakia entfernt, von bewaffneten Anhängern des alten Regimes in einen Hinterhalt gelockt wurde, wobei 13 Kämpfer des neuen Regimes getötet und mehrere verletzt wurden. Ein Teil der Anhänger des gestürzten Diktators hatte seit dessen Sturz in dieser Küstenregion Zuflucht gefunden.

Die syrische NGO Etana stellte fest, dass es sich um einen „großen Test“ für die neuen Machthaber handelte, die das Land noch immer nicht vereinen konnten. Der Angriff wurde von einem bislang unbekannten „Militärrat für die Befreiung Syriens“ unter der Leitung von Ghiath Dalla, einem Ex-Kommandeur Assads, angeführt. Mit der Ausbreitung auf alle alawitischen Gebiete haben die Auseinandersetzungen ihren Charakter verändert. Die Regierung bestreitet, dass ihre Kämpfer in alawitische Orte eingedrungen sind, auf Fahrzeuge geschossen, Häuser niedergebrannt und Zivilisten getötet haben.

Aufruf zur nationalen Einheit
Junge Alawiten gingen mit gezogenen Waffen auf die Straße, um ihre Häuser und Familien zu verteidigen. Sie hielten die Einfahrt nach Latakia einige Stunden, bevor Tausende von Männern als Verstärkung eintrafen. Aufseiten der syrischen Regierung kämpfen ausländische Dschihadisten, mehrere Generäle der syrischen Regierungstruppen sind noch immer Ausländer, darunter ein Chinese und ein Türke. Um die Wogen zu glätten, kündigte das Verteidigungsministerium Maßnahmen an, um diesen „Missbräuchen“ ein Ende zu setzen. Kurz darauf rief der islamistische Interimspräsident, der bereits viele dschihadistische Kampfnamen führte und sich derzeit Al Scharaa nennt, in einer Moschee in Damaskus zur „nationalen Einheit“ auf und kündigte die Bildung einer unabhängigen Untersuchungskommission an.

Die neuen syrischen Behörden hatten den Alawiten, Christen und Drusen vor drei Monaten versprochen, dass sie unter ihrer Herrschaft sicher sein würden und dass es keine Rachemorde geben würde. Die Ermordung Hunderter alawitischer Zivilisten durch Sicherheitskräfte der Regierung hat jedoch Wellen der Angst unter den religiösen Minderheiten ausgelöst.

Der Bürgerkrieg scheint weiterzugehen. Der israelische Außenminister Gideon Sa'ar, der Syrien besser kennt als der Westen, sagte: „Dschihadisten bleiben Dschihadisten, auch wenn sie sich einen Nadelstreifenanzug anziehen.“ Das neue Syrien scheint damit das alte Assad-Syrien zu sein, das wieder nur Gewalt kennt.


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