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Museum soll sich als Teil des Regionalen Historischen und Kunst-Museums weiterentwickeln
Christian Donelaitis (1714–1780), wie er sich selbst nannte, war protestantischer Pfarrer einer deutsch-litauischen Gemeinde im ostpreußischen Tollmingkehmen im Landkreis Goldap, wo er 37 Jahre in deutscher und in litauischer Sprache predigte. Mit seiner Dichtung Metai (Die Jahreszeiten) gilt er als Begründer der weltlichen litauischen Literatur. Er schrieb allerdings auch in deutscher Sprache und sprach zudem Griechisch, Hebräisch und Französisch.
Gintaras Skamaročius, der Vorsitzende der Donelaitis-Gesellschaft, hatte im Januar gegenüber einem litauischen Fernsehsender darauf aufmerksam gemacht, dass das Donelaitis-Museum „klammheimlich“ von russischer Seite umbenannt worden sei. Das Donelaitis-Museum wurde auf Empfehlung des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Region Königsberg umbenannt. Der neue offizielle Name lautet: „Literarisches Museum im Dorf Tschistije Prudy“. Dies teilte das Königsberger Regionale Historische und Kunstmuseum mit, zu dem die Einrichtung gehört.
Routen zur Geschichte des Gebiets
„Der Name des litauischen Dichters ist in den Ausstellungen erhalten geblieben, und die Exkursionen erzählen von ihm. Wir versuchen nur, das Museum weiterzuentwickeln. Das liegt in unserem eigenen Interesse“, betonte der Vertreter des Regionalmuseums. „Das ehemalige Donelaitis-Museum ist das einzige Literaturmuseum in der Region. Für seine Entwicklung planen wir, literarische Routen zu entwickeln, neue Ausstellungen zu machen – über die Geschichte der regionalen Literatur, über Königsberger und russische Schriftsteller und Dichter. Darüber hinaus nimmt das Museum traditionell an den regionalen Literaturtagen teil, und ist Gastgeber der Veranstaltung ,Frühling der Poesie'“, so der Gesprächspartner der Agentur.
In den vergangenen zwei Jahren hat die öffentliche Ausstellung des Museums in Tollmingkehmen bereits Exponate von den führenden Literaturmuseen der Russischen Föderation erhalten. Dabei erfreute sich das Museum regen Zuspruchs, so der Vertreter des Regionalmuseums.
Das umbenannte Museum befindet sich in einem Gebäude der ehemaligen lutherischen Kirche und des Pfarrhauses, in dem Donelaitis als Pfarrer in Ostpreußen lebte, arbeitete und seine Werke schuf. Für seine Predigten verwendete er oft Auszüge aus seinen Werken, darunter das Gedicht „Die Jahreszeiten“. In seiner Freizeit komponierte er Gedichte sowie Musik und beschäftigte sich mit Mechanik und Gartenarbeit.
Im Jahr 1964, als es noch keine Grenze zwischen der Republik Litauen und dem Königsberger Gebiet gab, wurde beschlossen, das Gebäude der lutherischen Kirche Tollmingkehmen zu restaurieren. Am 14. Juni 1979 wurden die sterblichen Überreste des Dichters in der Krypta der restaurierten Kirche beigesetzt. Damals war es eines der wenigen noch genutzten Kirchengebäude in der Region. Am 11. Oktober 1979 wurde unter den Gewölben der Kirche das Donelaitis-Gedenk-Museum eröffnet.
Protest aus Litauen
Mehr als 200 Exponate des Museums erzählen über die Epoche, in welcher der Dichter lebte, über sein Leben, sein Schaffen und seine sozialen Aktivitäten. Die Ausstellung zeigt Faksimile-Ausgaben der Werke von Donelaitis. Im Jahr 1998 wurde das Haus des Pfarrers, das Teil des Gedenkkomplexes des Museums ist, renoviert.
Mit der Umbenennung des Donelaitis-Museums in der Königsberger Exklave wolle Russland die litauische Identität in der Region auslöschen, sagte der litauische Kulturminister Šarūnas Birutis. „Dieses schmerzhafte Thema wird in Zusammenarbeit mit dem litauischen Außenministerium, dem Generalkonsul in Königsberg Aušra Černevičienė und anderen Behörden angegangen“, wird der Minister zitiert. „Wir haben uns um eine möglichst klare Begründung und eine unmissverständliche Erklärung des litauischen Standpunkts bemüht, dass solche Aktionen inakzeptabel sind“, fügte er hinzu. Dem Minister zufolge sind Instrumente und Dialog, die in der zivilisierten Welt verständlich und vereinbart sind, im Angesicht des Krieges unwirksam, wenn man es mit einem „aktiv zerstörerischen Staat“ zu tun habe.