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Eine Reise zu den prähistorischen Bauten der Talayot-Kultur auf der Mittelmeerinsel, die seit unter dem Schutz der Unesco stehen
Hart gekämpft und gewonnen. Seit 2009 bemühten sich die Menorquiner darum, die Megalithbauten der Talayot-Kultur von der Unesco auszeichnen zu lassen. 2023 hat es schließlich geklappt. Das in der Kandidatur in neun Abschnitte unterteilte Gebiet mit 280 Ausgrabungsstätten, in denen die wichtigsten Überreste dieser Kultur zu sehen sind, wurde in Riad zum Weltkulturerbe erklärt. Künftig, so heißt es, will Menorcas Inselrat rund zwei Millionen Euro pro Jahr in den Erhalt des Welterbes stecken.
Die von der Bronze- bis zur Eisenzeit, von 1600 bis 123 v. Chr., auf Menorca heimische Talayot-Kultur hat auf insgesamt 700 Quadratkilometern Fläche, etwa zehn Prozent des gesamten Inselgebiets, über 1500 Fundstätten hinterlassen.
Laut Unesco handelt sich um eine Gegend, die weltweit eine der höchsten Dichten an prähistorischen archäologischen Stätten in einem bewohnten Gebiet aufweist. Die Bauten sind aus großen Steinblöcken ohne Mörtel errichtet. Ihre astronomischen Ausrichtungen und visuellen Verbindungen weisen auf kosmologische Bezüge hin.
Benannt wurde die Talayot-Kultur nach den Steintürmen gleichen Namens, die über die Insel verstreut sind. Die Talayots, vom katalanischen Wort talaia für Beobachtungs- und Wachturm abgeleitet, bestehen aus riesigen, zu Türmen aufgestapelten Steinquadern. Daneben hat das prähistorische Kulturvolk zahlreiche Navetas hinterlassen, Grabkammern, wo-runter die Naveta des Tudons bei Ciutadella zu den bedeutendsten zählt.
Geradezu ein Markenzeichen sind die Taulas. Die T-förmigen Monumente aus mindestens zwei Steinen, einem Pfeiler und einer Deckplatte, findet man nur auf Menorca. Auf der Insel sind Taulas an 30 Standorten bekannt, davon 14 noch in relativ gutem Zustand. Die größte Ähnlichkeit haben sie mit den Menhiren des Göbekli Tepe in der Türkei. Diese wurden jedoch 8000 Jahre früher errichtet und stellen anthropomorphe Figuren dar.
Mehr über Talayots, Navetas und Taulas erfährt man im Museum von Menorca in Maó. Neben einer Sammlung bedeutender Artefakte liefert es umfangreiche Informationen. Dennoch, welchen Zweck die Megalithbauten auf Menorca mit ihren zahlreichen Varianten erfüllten, gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf.
Mit der Unesco-Entscheidung hat Spanien nun 50 Welterbestätten, drei davon auf den Balearen: neben der talayotischen Kultur Menorcas die Kulturlandschaft Serra de Tramuntana auf Mallorca sowie die biologische Vielfalt und Kultur auf Ibiza. Hier hat die Unesco die historische Altstadt der Hauptstadt Eivissa, die Seegraswiesen, die phönizische Ausgrabungsstätte Sa Caleta und die phönizisch-punische Nekropole Puig des Molins zum Welterbe erklärt.
Auch Mallorca war einst ein Zentrum der Talayot-Kultur, nur sind die Fundstätten dort weitgehend verloren gegangen. Der Abtragung der Felsblöcke zum Zwecke des Ackerbaus, der Verwendung für andere Bauwerke oder der Verarbeitung zur Nutzung beim Eisenbahn- und Straßenbau konnten auf der größten Balearen-Insel nur wenige Monumente entgehen.