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Gesellschaft

Neukölln – Deutschlands Zukunft?

Güner Balci, Integrationsbeauftragte des Berliner Bezirks, warnt – und macht zugleich Hoffnung

Hermann Müller
18.09.2025

Üblicherweise sorgt der Berliner Bezirk Neukölln durch Clan-Kriminalität, islamistische Hassprediger, Demos von Judenhassern und Problemschulen für Schlagzeilen. Güner Balci, die Integrationsbeauftragte des Bezirks, hat auf einen weiteren Aspekt aufmerksam gemacht. Sie sieht den stark migrantisch geprägten Berliner Bezirk als Deutschlands „Mini-Labor“ und als Vorbote für gesamtdeutsche Entwicklungen. Balci ist als Kind alevitischer Gastarbeiter 1975 in Berlin-Neukölln geboren worden. Sie ist im Rollbergviertel aufgewachsen, einer Großsiedlung im Norden des Bezirks. Im Interview mit dem Stadtmagazin „TIP“ sagte Balci: „Das Rollbergviertel hat schon immer deutsche Entwicklungen vorweggenommen. Und wie man sie sehr gut lösen konnte – oder gerade nicht löst.“

Balci weist auf den früheren SPD-Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky hin, der während seiner Amtszeit eine Linie vorgegeben habe, „die zwar streitbar war, aber letztendlich Erfolg gehabt hat“. Laut Balci war Neukölln der erste Bezirk, der das Thema Zwangsverheiratungen während der Ferienzeit mit einem Aufruf in der Öffentlichkeit klar thematisiert habe. Auch mit dem MaDonna-Mädchentreff war der Berliner Problembezirk seiner Zeit voraus. Der Treffpunkt und Rückzugsraum für viele türkische und arabische Mädchen im Rollbergkiez war schon 1982 gegründet worden.

Gegen falsche Toleranz
In ihrem neuen Buch „Heimatland. Zähne zeigen gegen Feinde der Demokratie“ (Berlin Verlag, 24 Euro) stellt Balci anhand vieler persönlicher Erlebnisse aber auch die Schattenseiten des Rollbergviertels dar. Im Kapitel „Kunst des Klauens“ etwa geht es um Kinder, die den ganzen Tag auf der Straße verbrachten und sich auf Ladendiebstahl spezialisiert hatten: „Klauen machte vielen meiner damaligen Freunde aus dem Viertel Spaß.“ Ebenso schildert Balci, wie mit dem verstärkten Zuzug arabischer Großfamilien aus dem Libanon seit den 1980er Jahren zunehmend „Geschlechterapartheid“ im Rollbergviertel Einzug hielt: „Erst nach und nach begriffen wir, was es bedeutet, wenn Mädchen ein auf Keuschheit bedachtes Verhalten abverlangt wurde. Anfangs waren es nur einige, die von einer solchen Sexualisierung und den damit einhergehenden Verboten und Verhaltensregeln betroffen waren, dann aber breitete sie sich wie eine Seuche aus und wurde bald zur Verhaltensnorm für alle Mädchen.“

In einem Interview kritisiert Balci auch ein Phänomen, das sie „Rassismus der niedrigen Erwartungen als Problem“ bezeichnet, der sich als Toleranz tarne: „Es ist eine Ungleichbehandlung, wenn man grundsätzlich jemanden, der eingewandert ist, komplett anders behandelt, mit einem Opferstatus belegt und sich dann als Held der Antidiskriminierung romantisiert“, so die Buchautorin gegenüber „TIP“.

Mit Blick auf ihre eigene Entwicklung spricht Balci davon, mit ihren Eltern ein „schweinegroßes Glück“ gehabt zu haben. Die aus der Türkei stammenden Eltern seien aus einer archaischen Kultur gekommen und hätten in Sippenzwang-Zusammenhängen in den Dörfern gelebt. Die Eltern hätten aber einen humanistischen Grundgedanken gehabt, so Balci: „Den haben sie sehr stark hier auch an uns Kinder vermittelt, weil sie gemerkt haben: Sie leben in einem Umfeld, in dem das möglich ist.“

Linke im Bund mit Islamisten
Trifft die These der Neuköllner Integrationsbeauftragten zu, wonach der Bezirk ein „Mini-Labor“ sei, in dem deutschlandweite Entwicklungen frühzeitig sichtbar werden, dann muss sich Deutschland auf eine brisante politische Entwicklung gefasst machen. In Neukölln ist es bei der Bundestagswahl im Februar Ferat Koçak von der Linkspartei gelungen, der SPD das Direktmandat im Bezirk abzunehmen. Bis dahin hatte die SPD den Wahlkreis in mehr als sieben Wahlperioden gewonnen. Neukölln ist damit der erste „West“-Wahlkreis, den die Linkspartei erobert hat.

In dem Berliner Bezirk ist auch zu beobachten, dass Teile der Linkspartei offenbar keine Scheu haben, Unterstützer der islamistisch-terroristischen Hamas als Gäste einzuladen. Im Sommer sorgte der Linke-Bezirksverband Neukölln bundesweit für Schlagzeilen, weil die dortigen Genossen für ein propalästinensisches „Soli-Kiez-Event“ Personen als Gäste geladen hatten, die laut Verfassungsschutz der Terrororganisation Hamas und der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) nahestehen.

Mit dabei auf der Veranstaltung unter dem Motto „Neukölln steht zusammen – Solidarität mit den Menschen in Palästina“ war laut einem Bericht des Berliner „Tagesspiegel“ auch das „Vereinigte Palästinensische Nationalkomitee“. Nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzberichts handelt es sich dabei um eine Dachorganisation, unter der sich unter anderem Anhänger der Terrororganisation Hamas versammeln.


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