13.05.2024

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Zeitungen in Königsberg

Nicht nur Wissens - sondern auch Pressemetropole

Bürgerlich-liberal und kritisch – Zeitungen aus der ostpreußischen Hauptstadt hatten vielfach überregionale Bedeutung

Wolfgang Kaufmann
13.08.2023

Königsberg war nicht nur eine Hochburg der Gelehrsamkeit in Preußen, was aus der Existenz der Albertus-Universität resultierte, sondern auch eine wichtige Pressemetropole. Bereits im Jahre 1618, also zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, gab Johann Fabricius die noch unregelmäßig erscheinende „Königsberger Zeitung“ heraus – als dritte deutsche Zeitung überhaupt. 1623 übernahm der aus Pommern stammende Lorenz Segebade die Druckerei von Fabricius und publizierte nun das Blatt „Avisen oder wöchentliche Zeitung, was sich in Deutschland und anderen Orten zugetragen“.

Dann kam der Rostocker Buchdrucker Johann Reußner auf Veranlassung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Königsberg und erhielt 1657 nach der Einführung der Zensur das Privileg, den „Preußischen Mercurius“ unter die Leute zu bringen. Da der Nachfolger von Segebade, Paschen Mende, parallel hierzu weiter die Ausgabe der „Avisen“ herausgab, erschienen zur Mitte des 17. Jahrhunderts bereits zwei Zeitungen in Königsberg.

„Königsberger Zeitung“ schon seit dem Dreißigjährigen Krieg
Schon bald wurde das Pressewesen zunehmend von Reußner dominiert. Dessen „Mercurius“, der später „Ordinari Post und Zeitung“ hieß, erlangte auch außerhalb von Ostpreußen Bekanntheit. Zu diesem Blatt gesellte sich ab 1709 die „Königlich Preußische Fama“, welche nachfolgend zuerst in „Neue Merkwürdigkeiten von politischen und gelehrten Sachen“ und dann in „Königsbergsche Zeitung“ umgetauft wurde. Unter König Friedrich Wilhelm I. profitierte Reußner von der Einrichtung sogenannter Intelligenz-Adreß-Contoire, die „Intelligenzblätter“ herausgeben mussten. In Königsberg erschien ein solches im Hause Reußner unter dem Namen „Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigennachrichten“ und enthielt auch Beiträge von örtlichen Universitätsprofessoren wie dem großen Philosophen Immanuel Kant.

1742 kam es hier jedoch zum Wechsel: Statt Reußner fungierte nunmehr der aus Thüringen stammende Johann Heinrich Hartung als Herausgeber, wobei 1752 das Blatt in „Königlich privilegierte preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung“ umbenannt wurde. Allerdings hob die Krone das Privileg 1850 auf – seitdem hieß das vielbeachtete liberale Presseorgan „Königsberger Hartungsche Zeitung“. Diese existierte bis Dezember 1933, dann sorgte der rapide Abonnentenschwund für eine Verschuldung des Verlags, dem es aber dennoch gelang, sein zweites Zeitungsprodukt am Leben zu erhalten.

Das war das „Königsberger Tageblatt“, welches ab 1897 erschien und auch einfachere Leserschichten erreichen sollte. Deswegen lag der Preis auch besonders niedrig. Seine Auflage stieg von 15.000 Exemplaren auf 70.000 im Jahre 1932, bevor dann ein Rückgang auf 30.000 einsetzte. Dennoch konnten die Königsberger ihr „Tageblatt“ noch bis zu den verheerenden britischen Flächenbombardements vom August 1944 lesen.

„Königsberger Tageblatt“ erschien bis 1944
Ein weiteres Presseerzeugnis aus Königsberg war die seit 1849 erscheinende „Ostpreußische Zeitung“, welche eine agrarkonservative Richtung vertrat und daher später der Deutschnationalen Volkspartei nahestand. Dazu kam ab November 1875 das von dem Verleger Alfred Hausbrand aus der Taufe gehobene „Kommunalblatt für Königsberg und die Provinz Preußen“. Dieses gelangte 1882 nach Hausbrands Tod in den Besitz des Bankhauses Simon und erschien ab dann unter dem sehr viel eingängigeren Namen „Königsberger Allgemeine Zeitung“ („KAZ“).
Die „KAZ“ entwickelte sich zur beliebtesten Zeitung in der ostpreußischen Provinzhauptstadt und sprach breite Kreise der Bevölkerung „vom Geheimrat bis zur Frau auf dem Äpfelkahn“ an, wie ein Beobachter der damaligen Presselandschaft spöttisch, aber durchaus zutreffend bemerkte.

Komplettiert wurde das Spektrum der Zeitungen Königsbergs ab 1892 durch die kurzlebige, sozialdemokratisch ausgerichtete „Königsberger Volkstribüne“ und den überparteilichen „Königsberger Anzeiger“, der zunächst unter dem Namen „Königsberger Neueste Nachrichten“ erschien.

Dem folgte 1901 die „Königsberger Volkszeitung“, deren Etablierung auf eine Initiative des damaligen ostpreußischen SPD-Vorsitzenden und späteren preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun zurückging. Dieses Blatt musste 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sein Erscheinen einstellen.

Ab dem Kriegsbeginn 1939 gab es dann nur noch die „Königsberger Allgemeine Zeitung“, das „Königsberger Tageblatt“ und die „Preußische Zeitung“. Die Letztere war ab 1932 erhältlich und gehörte der NSDAP. Deshalb trug sie auch die Zusatzbezeichnung „Ostdeutscher Beobachter“.

Historiker heben die Bedeutung der Presseerzeugnisse hervor
Heutige Historiker sprechen den Königsberger Zeitungen eine vielfach überregionale Bedeutung zu und verweisen zugleich darauf, dass sie im eher konservativ und agrarisch geprägten Ostpreußen oftmals liberales bürgerliches Gedankengut verbreitet und zugleich recht kritisch berichtet hätten.

Davon zeugt unter anderem eine Äußerung von Thomas Mann über die „Königsberger Hartungsche Zeitung“: „Sie geht nicht sehr glimpflich mit der Regierung um, mit den Adligen, mit Pfaffen und Junkern, sie weiß allzu geschickt die Zensur an der Nase herumzuführen.“


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