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Die Gläubiger bieten einen Schuldenschnitt von 20 Prozent an – Kiew aber fordert 60 Prozent Nachlass
Nach dem Beginn des Ukrainekrieges hatten neben Staaten auch private Kreditgeber einem zweijährigen Schuldenmoratorium für die Ukraine zugestimmt. Die Bundesrepublik und andere Staaten haben inzwischen ihre Bereitschaft erklärt, über die zwei Jahre hinaus bis 2027 auf die Rückzahlung zu warten.
Mehr Probleme hat die Ukraine mit privaten Anleihehaltern, die nicht mehr weiter auf Zinsen und Tilgung verzichten wollen. Ende August läuft ein Zahlungsaufschub für ein Anleihepaket im Wert von 20 Milliarden US-Dollar aus. Verhandlungen, die von ukrainischen Regierungsvertretern mit den privaten Gläubigern zwischen dem 3. und 14. Juni geführt wurden, sind nach Angaben des ukrainischen Finanzministeriums gescheitert. Zu den Anleihegläubigern, die zwei Jahre auf die Rückzahlung verzichtet haben, gehören der große US-amerikanische Vermögensverwalter Blackrock, der französische Amundi-Fonds und der in London ansässige Hedgefonds Amia Capital.
Bei den Verhandlungen mit diesen Investoren hat das ukrainische Finanzministerium offenbar einen Abschlag von 60 Prozent vorgeschlagen. Blackrock und andere Gläubiger bezeichneten den von der Ukraine vorgeschlagenen Schuldenschnitt in einer gemeinsamen Erklärung als deutlich über den Erwartungen des Finanzmarktes. Vertretbar sei lediglich ein Schuldenschnitt von 20 Prozent.
Die Gläubigergruppe verband ihren Vorschlag mit der Warnung an Kiew, das Vertrauen künftiger Investoren drohe erheblichen Schaden zu nehmen. In der Tat droht bei einem Scheitern der Verhandlungen über eine Verlängerung des Schuldenmoratoriums oder eine Restrukturierung der Anleiheschulden, dass die Ukraine in die Zahlungsunfähigkeit abrutscht. Dem osteuropäischen Staat wäre damit ein weiteres Anzapfen des Kapitalmarktes wohl für längere Zeit verwehrt.
Die US-Bank JP Morgan hat unterdessen als Kompromiss einen Abschlag zwischen 30 und 42 Prozent ins Spiel gebracht. Am Finanzmarkt werden die ukrainischen Anleihen derzeit mit 27 bis 31 Cent pro Dollar Nennwert gehandelt. Damit handelt es sich um hochspekulative Werte. JP Morgan geht erklärtermaßen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eines „harten Zahlungsausfalls“ der Ukraine geringer sei als die einer Einigung zwischen Investoren und der ukrainischen Regierung bis Ende August.
Für eine Einigung mit Blackrock und den anderen Investoren spricht die Abhängigkeit der Ukraine von weiteren Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im April vergangenen Jahres hatte der IWF der Ukraine bereits einen Kredit über 15,6 Milliarden Dollar gewährt. Der IWF hatte dafür mit der bis dahin bestehenden Regelung gebrochen, dass Länder, die sich im Krieg befinden, keinen IWF-Kredite erhalten können.
Ebenfalls für die Ukraine hat der Währungsfonds die Kreditauflage gelockert, dass Staaten von ihm nur Darlehen erhalten, wenn sie Kredite anderer Staaten pünktlich zurückzahlen.