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Beliebte Kulisse: Noch erhaltene deutsche Gebäude wie der ehemalige Sitz der Börse
Foto: J.T.Beliebte Kulisse: Noch erhaltene deutsche Gebäude wie der ehemalige Sitz der Börse

Dreharbeiten an der Börse

„Nürnberger Prozesse“ in Königsberg

Bekannte russische Schauspieler weilten in der Pregelmetropole. Die Premiere ist für 2022 geplant

Jurij Tschernyschew
03.11.2021

In den vergangenen 70 Jahren wurden im Königsberger Gebiet Dutzende Filme gedreht. Ein Großteil von ihnen ist den Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Dafür gibt es augenscheinliche Gründe. Zum einen lieferten die noch erhaltenen Überreste der Architektur Ostpreußens, zum anderen die charakteristische Landschaft hervorragende Bedingungen für Aufnahmen von Kriegsfilmen. Zu den wichtigsten sowjetischen Filmen zählen „Begegnung an der Elbe“, „Frühling an der Oder“, „Vater des Soldaten“, „Ein Menschenschicksal“ und „Schild und Schwert“.

Vor Kurzem wurde Königsberg nach jahrelanger Pause wieder zu einem beliebten Drehort für Spielfilme und beliebte Fernsehserien. Dass die Filmemacher das nördliche Ostpreußen als Kulisse ihrer Filme wählen, ist zum Teil durch wirtschaftliche Erwägungen bedingt. Es wurde ein „Rabatt“-Programm aufgelegt, in dessen Rahmen Filmemacher bis zu 40 Prozent der im Königsberger Gebiet aufgewendeten Drehkosten erstattet bekommen können, sofern sie eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen. Insbesondere muss der Film später auf den staatlichen Fernsehkanälen ausgestrahlt werden beziehungsweise die Premiere muss in Königsberg unter Anwesenheit der Hauptdarsteller stattfinden.

Während der Dreharbeiten konnten sich die Einwohner von Königsberg selbst davon überzeugen, dass ihre Stadt zu einem Anziehungspunkt für die nationale Filmindustrie geworden ist. Eine Woche lang wurden im Herzen der Stadt Kulissen aufgebaut und Dutzende von Künstlern führten Filmszenen auf. Das im ehemaligen Gebäude der Königsberger Börse untergebrachte Museum der Schönen Künste erhielt zunächst einen Zaun, dann einen Kontrollpunkt, und später wurden die Flaggen der UdSSR, der USA, Großbritanniens und Frankreichs über dem Haupteingang aufgehängt. Autos der 1940er Jahre fuhren am Museumsgebäude vorbei, und Menschen in Uniformen und Zivilkleidung aus der Mitte des letzten Jahrhunderts flanierten auf dem Bürgersteig.

Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Kulisse für die Dreharbeiten zu dem historischen Spielfilm „Nürnberg“ handelte. Die Spielhandlung konzentriert sich auf die Ereignisse rund um die Nürnberger Prozesse. Zahlreiche Menschen aus der ganzen Welt hatten an dem Prozess teilgenommen.

Eine der Hauptfiguren des Films ist Igor Wolgin, der als Dolmetscher für die sowjetische Delegation auftritt. In dem Film „Nürnberg“ spielen mit Jewgenij Mironow, Sergej Besrukow und Ljubow Aksjonowa, bekannte Größen des russischen Films, sowie rund 150 ausländische Schauspieler, unter anderem aus den USA, Großbritannien, der Bundesrepublik, Dänemark und Österreich. Das Drehbuch basiert auf dem Roman „Für immer und ewig“ des Regisseurs Alexander Sjaginzew, der 2003 einen Doppelsieg bei den Filmfestspielen von Venedig mit seinem Film „Die Rückkehr“ holte.

Der Kulissenbau an der Königsberger Börse hat fast eine Woche gedauert, während die Dreharbeiten nur an vier Tagen stattfanden. Das geschätzte Budget für die Filmarbeiten im Königsberger Gebiet betrug umgerechnet rund 300.000 Euro. Die Filmemacher können mit der Rückerstattung eines Teils der Kosten im Rahmen des Rabattprogramms rechnen.

Neben Königsberg fanden die Dreharbeiten für den Film „Nürnberg“, dessen Premiere für 2022 geplant ist, auch in Prag und Moskau statt.


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Kommentare

Jan Kerzel am 08.11.21, 17:48 Uhr

@sitra achra. Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude. Leider wird zu unseren Lebzeiten das Ereignis nicht mehr eintreten. Die russischen Eliten brauchen diesen speziellen Geschichtsblock, um ihre eigene Herrschaft zu legitimieren. Sieg, Sieg, großer vaterländischer Sieg. Der aktuelle Blick in die eigene Geschichte und Politik fällt für die russische Bevölkerung leider recht düster und trübe aus. Korruption, Misswirtschaft, juristische Willkür und Klassenunterschiede im nicht vorstellbaren Ausmaß. Perspektivlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Alkoholismus prägen für sehr viele Menschen das Dasein. Die Lasten des gigantischen Heeres kann die relativ kleine Bevölkerung von 150 Millionen nicht tragen, nebst Geheimdienst und Bürokratie. Die Vergangenheit soll es mental richten, das ist kein tragfähiges Konzept. Außenminister Lawrow sagte vor kurzem in Königsberg, man verbiete sich jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten. Was soll man da antworten? Um Gottes Willen, sei unbesorgt, macht euren Mist alleine.

sitra achra am 04.11.21, 15:44 Uhr

Ja, und ich freue mich schon unbändig auf die Verfilmung der stalinistischen Verbrechen an den Originalschauplätzen der Lager in Sibirien( "Archipel Gulag") und der Lubjanka, vorausgesetzt, die Russen sehen ein, dass man sich zuerst an die eigene Nase fassen muss, bevor man andere kritisiert und diffamiert.
Dafür müssten sie sich notgedrungen von ihren Minderwertigkeitskomplexen befreien, auch wenn das wehtut.

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