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Nur die guten Kellergeister

Der Kattowitzer Metropolit bekennt stets seine Abneigung gegenüber dem Deutschen

Chris W. Wagner
14.06.2021

Bereits Adolf Kardinal Bertram, 1914 bis 1945 erst Fürst- und später Erzbischof von Breslau, wusste, dass politische Predigten nichts in Kirchen zu suchen haben. Er kanzelte seinen Klerus ab, indem er ihnen verbat, politische Agitation von der Kanzel zu betreiben. Der heutige Kattowitzer Erzbischof Wiktor Skworc nutzt die Kanzel hingegen gerne, um seine politischen Anschauung kundzutun. Zuletzt tat er das während der Männerwallfahrt im oberschlesischen Deutsch Piekar [Piekary Śląskie], die mit Ausnahme des Jahres 2020 stets am letzten Maisonntag stattfand. Vor den auf 10.000 Gläubige begrenzten Pilgern – vor Corona waren es immer an die 100.000 – dankte er dem polnischen Mineralölkonzern PKN Orlen für „die Übernahme von Presseorganen aus deutscher Hand“. Orlen betreibt Tankstellenketten in Polen, Deutschland, Tschechien und Litauen, und seit letztem Jahr ist Orlen auch ein Medienunternehmen im polnischen Zeitungs- und Onlinegeschäft mit einer Reichweite von 17,4 Millionen Lesern. Skworc schalt auch das deutsche Unternehmen Kaufland. Der Handelskette warf er vor, das Verkaufsverbot an Sonntagen umgehen zu wollen. Ein verkaufsoffener Sonntag wäre gegen die polnische Staatsräson und diese garantiere, so Skworc, freie arbeitsfreie Sonntage. Dabei war Polen noch vor wenigen Jahren das Land, in dem wirklich jede Kette zu jeder Zeit geöffnet war – bis die PiS kam.

Der Metropolit lässt es sich nicht nehmen und politisiert jedes Jahr insbesondere bei der Männerwallfahrt von Deutsch Piekar, wo er seine politische Nähe zur Regierung hervorhebt. „Unser Ministerpräsident ist ein dynamischer Mensch. Er hat es erfolgreich mit den Banken aufgenommen, so wird er es nun auch mit den Mautstationen schaffen. Das wünschen wir ihm, denn dadurch kehrt Ruhe in unsere Herzen ein und wir gewinnen mehr Freizeit“, sagte er 2018 zum Thema langer Warteschlangen an den Autobahn-Mautstationen.

Predigt seine politische Meinung

2016 feierte er das Sozialprogramm der PiS. Er lud die damalige Ministerpräsidentin Beata Szydlo zur Männerwallfahrt nach Deutsch Piekar ein und dankte ihr für den monatlichen Familienzuschuss von 500 Złoty (etwa 110 Euro). Scheinbar lohnen sich für Skworc seine Lobeshymnen an die Regierung, da er für sein „Pantheon großer Oberschlesier“ – eine multimediale Ausstellung in den Katakomben der Kattowitzer Kathedrale – fette Zuschüsse bekam. Seit Januar dieses Jahres – zum 100. Jahrestag der sogenannten Aufstände in Oberschlesien – wird daran gearbeitet. „Es wird eine wahre Geschichtsschule über (Ober-)Schlesien!“, verspricht der Erzbischof, der allerdings nur polnische Patrioten in seinem Keller ausstellen will. Dafür bekam er vom polnischen Kultusminister und dem Kattowitzer Marschall umgerechnet neun Millionen Euro zur Verfügung.

„Für den Auftrag der Kirche wäre es gut, wenn ein Bischof wüsste, wofür die Kanzel dient, nämlich für die Verkündung des Evangeliums und nicht politischer oder wirtschaftlicher Meinungen des Bischofs“, schrieb der katholische Publizist Tomasz Terlikowski im Portal „Na:Temat“.

Für Bernard Gaida, den Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), zeigen die Worte des Metropoliten in Deutsch Piekar dessen Abneigung gegen alles Deutsche. „Wir fühlen es, weil wir auch die Idee des sogenannten Oberschlesischen Pantheons durchschauen, das Erzbischof Wiktor Skworc auf Bestellung der Regierung in den Katakomben des Kattowitzer Doms baut. Ein Pantheon, das Hunderte verdienter (Ober-)Schlesier übergeht, nur weil sie deutsch waren. Das passt sehr gut zu den Worten, die in Deutsch Piekar fielen“, zitiert ihn das „Wochenblatt.pl“.

Die Wallfahrten nach Deutsch Piekar reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück. Auf dem nahen Kapellenberg wurden ab 1869 40 Kapellen und eine weitere Kirche errichtet. In der Zwischenkriegszeit fanden dort Wallfahrten mit bis zu 150.000 Teilnehmern statt. Die Muttergottes von Deutsch Piekar ist Patronin der oberschlesischen Arbeiter.


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Kommentare

sitra achra am 14.06.21, 10:19 Uhr

Dieser Erzbischof Skworc ist ein Fossil, das wohl als Prototyp dem geschichtlichen Vergessen anheimfallen wird, da seine Ansichten der globalen Liberalität widersprechen.
Wenn er die Deutschen ablehnt, dann folgt daraus, dass er alle anderen Nationalitäten und Kulturen ebenfalls bekämpfen muss. Eine solche Einstellung ist nicht nur dumm, sondern gefährlich. So etwas hat in Europa nichts zu suchen. Dies widerspricht auch der fortschrittlichen Haltung der jungen polnischen Generation.
Allerdings nimmt er gierig den Bimbes für seine treuen ideologischen Dienste von der PiS entgegen. Pecunia non olet!

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