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Der Namensgeber der VW-Tochter war eine Art Krupp der Doppelmonarchie
Autokundige kennen die Škodas aus dem Volkswagenkonzern, und Historiker wissen um die zugleich wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Skoda-Werke als größte Waffenschmiede Österreich-Ungarns. Die Fahrzeuge wie die Produktionsstätten verdanken ihren Namen Emil Ritter von Skoda.
Die Familie des gebürtigen Pilseners war nicht nur adelig, sondern auch wohlhabend. Sein Großvater mütterlicherseits war der reichste Bürger der Stadt. Zudem war er Sprecher der deutschen Minderheit. Sein Vater bekleidete als Mediziner hohe Stellen im öffentlichen Gesundheitssektor und wurde 1867 in den Ritterstand erhoben. Sein Onkel Josef war Professor für Medizin an der Universität Wien. Das waren gute Voraussetzungen für eine gute Ausbildung Emils.
Der am 18. November 1839 geborene Junge besuchte die Unterrealschule in Eger, wo sein Vater zeitweilig Kreisphysikus war, und die Oberrealschule in Prag. Anschließend studierte er – unterbrochen 1859 vom Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger – in Prag, Stuttgart und Karlsruhe. Als Studienfach wählte er nicht die Medizin, sondern den Maschinenbau. Damit stand er weniger in der Tradition seines Vaters und seines Onkels als in der seines Großvaters väterlicherseits. Der hatte nämlich als Nagelschmied auch mit Metallverarbeitung zu tun gehabt.
Dem erfolgreichen Studium folgte ein dreijähriges Volontariat in der Werkzeugmaschinenfabrik Richard Hartmann in Chemnitz. Dort lernte Skoda einige Vertreter von Waltjen & Co., der vormaligen Eisengießerei und Maschinenbau-Anstalt Waltjen & Leonhard sowie späteren Aktien-Gesellschaft „Weser“, kennen. Zu dem Unternehmen wechselte er als Oberingenieur.
Durch den Deutschen Krieg wurden Skodas Arbeitsstätte, die Freie Stadt Bremen, und seine österreichische Heimat 1866 Kriegsgegner. Noch im selben Jahr zog er um in seine Geburtsstadt. Dort übernahm er die Leitung des Maschinenbaubetriebs des Grafen Ernst von Waldstein-Wartenberg. Als der Graf 60 Jahre alt war, kaufte Skoda ihm 1869 den Betrieb mit finanzieller Unterstützung seines Onkels Josef ab.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten modernisierte und erweiterte Skoda den Betrieb. In der Anfangszeit lag das Schwergewicht auf Aggregaten für Brauereien, Eisenhütten und Zuckerfabriken. Beim Vertrieb Letzterer half, das diese nach der neuen, bei Skoda selbst entwickelten patentierten Wellner-Jellinek-Methode arbeiteten, welche die Zuckerausbeute bei der Zuckerrübenverarbeitung mit Hilfe von Dampf optimierte.
Zusätzliches Kapital neben dem seines Onkels gewann Skoda 1871 durch die Heirat mit Hermine Hahnenkamm, der wohlhabenden Enkelin des Hauptgründers des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen. Das Ehepaar bekam vier Kinder. Von diesem Nachwuchs stieg später ein Teil in das Unternehmen ein.
Im Jahr seiner Eheschließung errichtete Skoda eine Gießerei, 1882 eine Modellierungsanlage, 1884 eine Schmiede und 1884 bis 1886 schließlich ein Stahlwerk mit zwei modernen Siemens-Martin-Öfen. Ihm gelang damit die Erzeugung von Gussstahl, der bei vergleichbarer Festigkeit dehnbarer, flexibler, elastischer war als Konkurrenzprodukte, eine höhere Dehngrenze und bessere Biegsamkeit besaß. Das erregte die Aufmerksamkeit der Kriegsmarinen diverser Staaten und brachte des Unternehmen lukrative Aufträge. 1886 begann Skoda mit der Herstellung von Geschütztürmen für Schlachtschiffe. Auch die Landstreitkräfte seines Heimatlandes zeigten Interesse an seinen Produkten. Sie beauftragten Skoda mit der Herstellung von Panzerkuppeln für Geschütze aus Bronze.
Skoda war an diesem Markt und dieser Kundschaft interessiert und versuchte nun seine Angebotspalette für das Militär zu erweitern, um möglichst viel Wertschöpfung in seinen Betrieb zu holen. Zum Gefallen des Militärs begann er 1890, zusätzlich Geschütze unterschiedlicher Kaliber für Kriegsschiffe und Festungen zu produzieren. Im selben Jahr wurde in seinem Unternehmen eine eigene Rüstungsabteilung eingerichtet, für die sechs Jahre später sogar ein eigenes Werk errichtet wurde.
Als der Kapitalbedarf für den Wachstumskurs 1899 zeitlich mit einem Absatzeinbruch zusammenfiel, wandelte Skoda sein Unternehmen zur Gewinnung neuen Kapitals mit Hilfe der Oesterreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe und der Böhmischen Escompte-Bank in eine Aktiengesellschaft um. Als größter Aktionär, Generaldirektor und Präsident des Aufsichtsrats behielt er jedoch das Steuer in der Hand – kurzzeitig zumindest.
Denn am 8. August 1900 kurz nach 2 Uhr in der Früh ereilte ihn der Tod auf der Heimreise vom Kurort Bad Gastein in einem Eisenbahnzug bei Selzthal in der Obersteiermark. Da hatte sein Unternehmen ungefähr das Hundertfache an Mitarbeitern gegenüber dem Zeitpunkt, als er es kaufte.