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Solarenergie

Ohne Subventionen läuft rein gar nichts

Meyer Burger, das einzige verbliebene Unternehmen, das in Europa noch Solarzellen herstellt, droht mit Abwanderung in die USA

Hermann Müller
27.06.2023

Im Zuge ihres „Green Deal“ will die EU-Kommission erreichen, dass Europas Solarindustrie ab 2030 jährlich Module mit einer Leistung von 30 Gigawatt Leistung herstellt. Ein Brief, den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) unlängst vom Solarzellenherstellers Meyer Burger erhalten hat, zeigt, dass dieses Ziel ohne sehr viel Geld vom Steuerzahler vermutlich nicht zu erreichen ist.

In dem Schreiben appelliert Unternehmens-Chef Gunter Erfurt an den Finanzminister, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Der Chef von Meyer Burger erinnerte Lindner daran, dass dieser nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Erneuerbare Energien als „Freiheitsenergien“ bezeichnet habe. Davon sei leider nicht mehr viel zu spüren. Zugleich kündigte das Unternehmen an, Projekte für den Ausbau der Solarfertigung in Deutschland abzubrechen und stattdessen in den USA zu investieren.

Die Ankündigung hat Gewicht. Das Unternehmen Meyer Burger ist mittlerweile das einzige Unternehmen, das überhaupt noch in Europa Solarzellen in industriellem Maßstab fertigt. Die Schweizer Firma beschäftigt in Thalheim (Sachsen-Anhalt) 350 Mitarbeiter, die dort täglich 800.000 sogenannte Halb-Zellen produzieren. Der Hinweis, künftig nicht hierzulande, sondern in den USA zu investieren, ist sehr ernstzunehmen.

In Übersee können Unternehmen wie Meyer Burger mit massiven Staatshilfen rechnen. Über ein milliardenschweres Subventionsprogramm, den sogenannten „Inflation Reduction Act“, winken Unternehmen hohe Zuschüsse. Das von US-Präsident Joe Biden im vergangenen Jahr angestoßene Programm sieht Investitionen von 400 Milliarden Dollar zur Stärkung des Industriestandortes vor. Gefördert werden „grüne“ Produkte oder Techniken, etwa die Herstellung von E-Autos oder die Herstellung von Solaranlagen.

Massive Staatshilfen in Übersee
Teil des Subventionspakets sind „Buy American“-Klauseln. Mit Staatsgeld können die Unternehmen nur rechnen, wenn sie in den USA oder aber in Kanada oder Mexiko produzieren. Mit beiden Nachbarländern haben die Vereinigten Staaten Freihandelsabkommen geschlossen.

Die Amerikaner vermeiden damit einen Fehler, den Deutschland gemacht hat. Über die Öko-Stromumlage hatte die rot-grüne Koalition in den 2000er Jahren Milliardensummen in die Förderung von Solarenergie gelenkt. Profitiert haben davon aber letztendlich vor allem Hersteller aus China. Gegen die Schwemme günstiger Anlagen chinesischer Hersteller hatten deutsche Unternehmen keine Chance.

Der Ruf, auch hierzulande erneut die Produktion von Solartechnik finanziell zu fördern, kommt zehn Jahre, nachdem viele deutsche Hersteller zur Kenntnis nehmen mussten, dass sie im Wettbewerb mit den preiswerteren chinesischen Herstellern nicht mithalten können. Im Juni 2013 gab beispielsweise der Technologiekonzern Siemens bekannt, er werde seine Solarsparte aufgeben und sein defizitäres Solargeschäft komplett einstellen. Dem Konzern war es am Ende nicht einmal gelungen, einen Käufer dafür zu finden. Das Resultat war letztendlich die Schließung von Werken. Branchenexperten schätzten seinerzeit, dass das Solarabenteuer Siemens am Ende rund eine Milliarde Euro gekostet habe. Die Firma „First Solar“ hatte bereits 2012 die Reißleine gezogen und ihre beiden Werke in Frankfurt an der Oder aufgegeben. Auch Bosch hatte nach langen Verlusten vor zehn Jahren den Ausstieg aus dem Solargeschäft beschlossen. Große deutsche Solarhersteller wie Q-Cells oder Solarworld rutschten sogar in die Insolvenz.

Schon vor zehn Jahren defizitär
Mittlerweile stammen drei Viertel aller Solarmodule hierzulande aus der Volksrepublik China. In der weltweiten Produktion von Solaranlagen kommen die Chinesen sogar auf einen Anteil von 75 Prozent. Den europäischen Anteil an der weltweiten Produktion schätzt das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme nur noch auf ein Prozent. Der Versuch, diese Marktanteile mit großem Subventionsaufwand wieder zu verändern, könnte ohne Abschottung des europäischen Marktes den gleichen Ausgang nehmen wie vor zehn Jahren. Zu denken geben sollte zudem, dass auch die europäischen Hersteller von Windkraftanlagen massiv zu kämpfen haben, obwohl der Ausbau der Erneuerbaren Energien ein erklärtes Hauptziel von EU-Kommission und Bundesregierung ist.

Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex hat beispielsweise vor einem Jahr, im Juni 2022 die Produktion von Rotorenblättern eingestellt. Durch die Werksschließung gingen nicht nur 600 Arbeitsplätze verloren, das Rotorblattwerk war auch das letzte verbliebene in Deutschland. Auch im Bereich der Wärmepumpen stehen asiatische und amerikanische Hersteller längst in den Startlöchern, um von Habecks „Wärmewende“ zu profitieren.


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Kommentare

Uwe Pietzok am 22.07.23, 17:21 Uhr

Was will man vom Märchenerzähler Harbeck erwarten, er ist für größere Aufgaben bestimmt, und wird erst erwachen, wenn die Windanlagensparte unter chinesischer Hand ist. Auch unter Altmaier war es nicht besser. Die Grünen wollen lieber mit Konzernen wie die Lindhorst- Gruppe 370 ha Wald abholzen und dann im riesigen Maßstab "Effektive" Solarflächen erstellen, siehe Brandenburg oder Urlaubsregionen mit ENG-Terminals verschandel.
Grüße aus Greifswald

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