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Brauchtum

Ostern in Pomerode/Brasilien

Romero Britto gestaltet dieses Jahr das größte Osterei – zwei Ostersymbole im XXL-Format

Brigitte Stramm
11.04.2020

Die nach Brasilien ausgewanderten Pommern brachten natürlich alle jahreszeitlichen Bräuche in ihre neue Heimat mit. Gerade das Osterfest hat davon eine ganze Anzahl aufzuweisen. Das Bemalen der Ostereier, die an trockenen Zweigen aufgehängt werden, die ursprünglich an die Zeit des Leidens und den Tod Jesu Christi erinnern sollen. Sie symbolisieren außerdem die Auferstehung und die Freude des Lebens.

Traditionelles Brauchtum

Die Fastenzeit wurde früher sehr respektiert, ab Aschermittwoch gab es keine Tanzveranstaltungen mehr und am Palmsonntag waren oft die evangelischen Konfirmationen. Die Katholiken ließen ihre Palmzweige segnen.

Am Gründonnerstag, auch Heiliger Donnerstag genannt, begann die Feier des Heiligen Abendmahls. Der Freitag der Passion (Karfreitag) war ein Tag des Nachdenkens und absoluter Stille.

Am Karsamstag war die Reinigung des Hauses dran. Das eigentliche Fest begann Samstag um Mitternacht mit dem „Stiepen“. Eine kleine Gruppe lief durch die Gegend, von einem oder mehreren Musikern begleitet. Während die Musik gespielt wurde, um der Auferstehung Jesu Christi zu gedenken, wurden die Einwohner mit einem Zweig des Lebensbaums angestiept.

Am Ostersonntagmorgen hatten die Kinder einen Grund mehr, früh aufzustehen, denn Geschenke und bunte Eier wurden in den Nestern versteckt.

Es gab auch die Sitte des Osterwassers, das aus einer sehr sauberen Wasserquelle gesammelt wurde. Auf dem Rückweg vom Wasserholen durfte man nicht sprechen oder zurückblicken, dann war das Osterwasser wertlos. Es wurde im Laufe des Jahres wie Medizin verwendet.

Von der geistlichen Einkehr zum weltlichen Volksfest

Doch in der heutigen Zeit ändert sich so manches, in Pomerode wurde das Osterfest zu einem Volksfest, ein Teil der Stadt verwandelt sich in ein „Osterdorf“, um die Ostertraditionen der deutschen Einwanderer zu feiern. Für einen Zeitraum von einem Monat wird die Stadt zur Bühne für diverse Veranstaltungen: Ein großer Ostermarkt mit Workshops (Eierbemalen, Osterdeko basteln etc.) findet statt. Das Programm umfasst zudem kulturelle Darbietungen und Auftritte von Volksgruppen, Ausstellungen von Handwerkern und lokalen Produkten. Die Attraktion des Osterdorfes sind jedoch das Riesen-Osterei und der große Osterbaum. Das Osterei wurde in diesem Jahr von dem bekannten brasilianischen Künstler Romero Britto gestaltet. Es ist 15,02 m hoch und hat einen Durchmesser von 8,72 m. Mit den Maßen hat es übrigens 2017 den Sprung ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft und hat das bisher größte Osterei in Alcochte in Portugal abgelöst.

Ein Baum mit 100 000 Eiern

Die weitere Attraktion ist der Osterbaum, geschmückt mit 100 000 Eiern, die von der Gemeinde und den örtlichen Unternehmern gespendet wurden. Die Farben der natürlichen Hühnereier entsprechen dieses Jahr denen des Rieseneis von Romero Britto. Auch der Osterbaum konnte 2017 einen Eintrag im Guinness-Buch verzeichnen. Welche Veranstaltungen in diesem Jahr zu Ostern durchgeführt werden können ist leider äußerst fraglich, denn auch in Brasilien hat die Corona-Krise fast alles lahmgelegt. Es ist aber im Gespräch, das Riesenei in diesem Jahr länger als sonst üblich stehen zu lassen.
Zahlreiche deutschstämmige Einwohner Pomerode hat im übrigen mit 92 Prozent der Bevölkerung den größten Anteil deutschstämmiger Einwohner Brasiliens. Die Historie, die wundervolle Landschaft und die Traumstrände Santa Catarinas bieten eine interessante Urlaubskombination.

• Romero Britto * 6. Oktober 1963 in Recife, ist ein brasilianischer Neo-Pop-Künstler, der in Florida/USA lebt. Er kombiniert Elemente aus dem Kubismus, der Pop-Art und dem Graffiti. Seine Arbeiten zählen zu den begehrten Sammelobjekten der Kunstszene. Seit 2011 steht ein Britto-Best Buddies Friendship Bear – ein Geschenk der verstorbenen Kennedy-Schwester Eunice Shriver an Berlin – auf dem Gelände vor der Mercedes-Benz Arena.


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