27.07.2024

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Königsberger Missionsverein

Ostpreußische Prediger unterwegs in der Welt

Die Arbeit der christlichen Mission in Königsberg begann im Jahr 1822 und wurde kontinuierlich fortgesetzt

Margund Hinz
21.11.2023

Im Jahr 1823 feierte der Königsberger Missionsverein sein erstes Jahresfest. Dazu stellte Bischof Ludwig Ernst von Borowski eigens eine Festordnung auf und setzte die Erlaubnis zur Nutzung der Schlosskirche für die Feier durch. Neben ihm gehörten zu den Gründungsmitgliedern dieses Vereins die Theologieprofessoren an der Königsberger Albertus-Universität August Heinrich Hahn und Hermann Olshausen sowie Oberlandesgerichtspräsident Carl Ludwig von Wegnern.

Ansätze der Missionsarbeit in Ostpreußen sind aber schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisbar. 1743 erschien bei Johann Heinrich Hartung in Königsberg die vielgelesene kurzgefasste Missionsgeschichte des späteren Konsistorialrats Friedrich Samuel Bock. Grundlegend dafür waren Informationen aus den „Halleschen Missionsnachrichten“. Aus Ostpreußen stammte der Mohrunger Gottfried Wilhelm Obuch. Er besuchte die Missionsanstalt in Kopenhagen und ging im Jahr 1736 als dänischer Missionar nach London. Von dort aus fuhr er 1737 nach Tranquebar in Südindien, wo er bis zu seinem Tod 1745 missionarisch tätig war.

Die Prediger der Herrnhuter Brüdergemeine in der Stadt Königsberg regten durch ihre Tätigkeit das Interesse an der Mission an. In jedem Jahr am 6. Januar fand in der Brüdergemeine das Heidenfest in Gestalt einer Versammlung statt. Daran nahmen auch Geistliche und Standespersonen der Landeskirche teil. Die hohe Wirksamkeit der Herrnhuter in Ostpreußen zeigte sich darin, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sieben ostpreußische Missionare ausgesandt wurden.

Anregung durch Herrnhuter Brüdergemeine
Dazu gehörten die Königsberger Johann Jakob Schmick (1714–1778) und Karl Gottfried Rundi (geb. 1713), Johann Konrad Reitz (geb. 1743) aus Eglinischken, Jakob Steinke (1740–1807) aus Osterode, Johann Peter Kluge (1768–1849) aus Gumbinnen, Johannes Mähr (1764–1851) aus Wersmeningken und Theodor Schulz (geb. 1770) aus Gerdauen. Diese Missionare wurden ausgesandt zu den Indianern nach Nordamerika (Schmick 1751, Rundi 1752), zu den Kalmücken an die Wolga (Reitz 1768), nach Dänisch-Westindien (Steinke 1773) und nach Suriname (Kluge 1794, Mähr 1794, Schulz 1799). Unabhängig von der Brüdergemeine ordinierte Bischof von Borowski 1815 den Kandidaten Deokar Schmidt für den Missionsdienst. Die Ordinationsfeier stattete man äußerlich besonders reich aus. Dies hinterließ einen tiefen Eindruck bei der Gemeinde, die dergleichen zuvor noch nicht erlebte. Schmidt ging über London für eine kirchliche Missionsgesellschaft nach Indien.

Die Arbeit des Königsberger Missionsvereins zielte darauf ab, Missionskenntnisse durch Missionsfeste, Versammlungen, Missionskonferenzen, Lehrgänge, das Missionsblatt und die Missionsbibliothek zu vermitteln. Diesem Anliegen dienten auch die Missionshilfsvereine und die Synodalvertreter. Zu den Zielen des Vereins gehörten ferner Geldsammlungen zur Unterstützung der Missionsgesellschaften. Des Weiteren sollten christliche Männer, die sich zur Missionsarbeit berufen fühlten, geprüft, an geeignete Bildungseinrichtungen vermittelt und finanziell gefördert werden. Der Königsberger Johann Gottlieb Schwarz war der erste, den der Verein zur Ausbildung entsandte und zwar an die Missionsschule des Predigers Jänicke nach Berlin. Die Kosten betrugen 150 Taler. Dort lernte er die Sprachen Latein, Griechisch, Hebräisch und Englisch. Anschließend setzte Schwarz seine Ausbildung in den Niederlanden fort. Er bestand die Prüfung und wurde 1829 in Rotterdam feierlich ordiniert. Für den Missionsdienst in Niederländisch-Indien vorgesehen, erreichte er nach einer vier Monate dauernden gefahrvollen Schiffsreise am 23. März 1830 Batavia. Bevor er sich an sein Ziel, Amboina, begab, lernte er zunächst die malaiische Sprache. Schwarz ließ sich in dem Dorf Longuwang nieder.

Das 25-jährige Erinnerungsfest der evangelischen Mission und seiner Arbeit konnte er dort am 12. Juni 1856 feiern. Bis dahin stiftete er 19 Gemeinden und 23 Schulen. Er ist 1859 in Longuwang gestorben und bestattet worden. Bis zu seinem Lebensende hatte er nicht weniger als 15.000 Alfuren mit eigener Hand getauft.

In Südafrika wirkten unter anderen die ebenfalls aus Königsberg stammenden Missionare Johann Friedrich Budler (1818–1873) und August Procesky (1840–1915). Budler besuchte ab 1834 drei Jahre das Lehrerseminar des Königlichen Waisenhauses. Nach bestandener Prüfung 1837 sandte ihn der Vorstand des Königsberger Missionsvereins in das Missionshaus nach Barmen, wo er bereits 1839 geprüft und im Juli des Jahres in der Kirche zu Unterbarmen abgeordnet wurde. Er erreichte Kapstadt im Oktober 1839 per Schiff und gewann Einblick in das Schulwesen. Im Jahr 1842 ordiniert, bildete Budler in der Missionsstation Wuppertal in einem Seminar junge Lehrer aus und hielt Gottesdienste ab. Zu Sprachstudien zog er in den Norden und nahm Kontakt mit den Herero auf.

Procesky ging nach Beendigung einer Malerlehre als Geselle auf Wanderschaft. 1861 wurde er in Berlin in das Missionshaus aufgenommen, bestand 1865 die Prüfung und wurde 1867 in Afrika ordiniert. In Natal (Südafrika) legte er am 11. Juni 1868 die Missionsstation Königsberg an. Die Namensgebung wird mit der Heimatstadt des Missionars, Königsberg in Preußen, in Verbindung gebracht und mit der nicht näher beschriebenen Ausstattung der Station durch den Steinsetzmeister Grunewald. Procesky baute später dort auch eine neue Kirche.

Wirken in Indien, Afrika und China
Angeregt durch 27 öffentliche Vorträge, die Karl Friedrich August Gützlaff im Jahr 1850 in 14 Tagen in Ostpreußen über seine Missionsarbeit in China hielt, richtete der Königsberger Missionsverein eine besondere Abteilung für China ein. Er empfahl den Hilfsvereinen ebenso zu verfahren oder eigene Vereine für die Chinamission zu gründen. In China eingesetzte ostpreußische Missionare sind seltener belegt. Einer von ihnen war August Kollecker (geb. 1857) aus Laukischken. Ausgesandt 1883, war er in Kanton (Südchina) tätig als Superintendent und Leiter des Seminars für chinesische Prediger und Evangelisten.

Der Königsberger Missionsverein sah eine besondere Aufgabe in der Pflege des Missionslebens in den religiös sehr aufgeschlossenen Kreisen der Masuren im Süden und der Litauer im Norden ihrer Provinz. Schon um 1830 hatten sich Gemeinschaften gebildet, unter den Masuren die Gromadki und unter den Litauern die Maldeninker (die Anhänger des Lehrers Klimkus). In diesen wurden „zündende Erweckungspredigten“ durch redegewandte Laienprediger gehalten. Als Zentren ihres Missionslebens galten der Kreis Oletzko in Masuren und die Orte Gilge, Ragnit und Prökuls in Preußisch-Litauen.

Der Königsberger Missionsverein gab schon seit 1822 ein eigenes Missionsblatt heraus. Im Juli des Jahres erschien die erste Nummer der deutschsprachigen Ausgabe in einer Auflage von 1300 Exemplaren. Die Herausgabe eines polnischen Missionsblattes (seit 1833) und eines litauischen Missionsblattes (seit 1837) folgte. Professor Hermann Olshausen war der erste Herausgeber des deutschen Missionsblattes. Der Buchbinder Wolff besorgte den Versand. Einen sehr breiten Raum nahmen darin die Mitteilungen aus den Briefen der Missionszöglinge und der Missionare ein, sowohl der von Königsberg ausgesandten als auch anderer. Mit dem Erscheinen des Missionsblattes entstand auch eine Missionsbibliothek (seit August 1822). Eine Büchersendung aus Herrnhut bildete den Grundstock.


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Kommentare

sitra achra am 23.11.23, 11:18 Uhr

Die chinesischen Würdenträger schauen pikiert drein. Am preußischen Wesen werden die Chinesen offensichtlich nicht genesen. Yin und Yang sei Dank!

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