14.07.2025

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Krummhübel ist nach 25 Jahren wieder mit der Bahn erreichbar
Bild: Oliver RettigKrummhübel ist nach 25 Jahren wieder mit der Bahn erreichbar

Östlich von Oder und Neiße

Per Bahn geht’s wieder zur Schneekoppe

Die Woiwodschaft Niederschlesien hat die Paradestrecke für Touristen endlich wieder reaktiviert

Chris W. Wagner
14.07.2025

Nach einem Vierteljahrhundert fährt wieder ein Zug in den Wintersport- und Wanderort Krummhübel [Karpacz] am Fuße der Schneekoppe. Die historische Strecke von Hirschberg [Jelenia Góra] wurde umfassend saniert und am 15. Juni wieder in Betrieb aufgenommen. Die 1895 eröffnete „Riesengebirgsbahn“ ist damit zurück auf der Landkarte des Schienenverkehrs.

„Das ist mehr als ein neuer Fahrplanhalt – es ist ein Wendepunkt im Denken über Mobilität in Polen“, sagte Michał Rado, Vizemarschall der Woiwodschaft Niederschlesien, bei der Eröffnung.

Betrieben wird die Strecke von den Niederschlesischen Bahnen [Koleje Dolnośląskie, KD]. Die bieten werktags zwölf und an Wochenenden sowie Feiertagen 14 Verbindungen zwischen Hirschberg und Krummhübel an. Die Strecke ist nicht elektrifiziert und wird von eher kleinen Triebwagen befahren, was gleich am ersten Betriebstag zu überfüllten Verbindungen führte. Doch diesen Umstand will man durch den Einsatz historischer Züge wettmachen. An Wochenenden und Feiertagen verkehren Retrozüge des Breslauer Klubs der Eisenbahnfreunde. Zudem sind es die ersten regelmäßigen Verbindungen dieser Art im Netz der KD.

Radosław Jęcek, Bürgermeister von Krummhübel, sieht in dem neuen Bahnanschluss eine Lösung für die Verkehrsprobleme seiner Stadt: „Wir empfangen jedes Jahr viele Gäste – jetzt endlich wieder auch per Bahn. Das entlastet unser überfülltes Straßennetz.“

Für Krzysztof Wiśniewski, Landrat des Landkreises Riesengebirge [Karkonosze], ist diese Investition „ein Impuls für den wirtschaftlichen Aufschwung – nicht nur im Tourismus, sondern auch im Alltag der Bewohner“, denn viele Pendler aus umliegenden Gemeinden wie Giersdorf [Podgórzyn] oder Zillerthal-Erdmannsdorf [Mysłakowice] können nun mit der Bahn reisen.

Die Strecke nach Krummhübel ist nicht die einzige, die in Niederschlesien wiedereröffnet wurde. In den vergangenen Jahren gingen bereits Bahnverbindungen nach Bad Flinsberg [Świeradów-Zdrój], Trebnitz [Trzebnica], Langenbielau [Bielawa] und Kotzenau [Chocianów] wieder in Betrieb. Weitere Projekte sind in Vorbereitung, darunter die Reaktivierung der Linien nach Schmiedeberg [Kowary] und Landeshut [Kamienna Góra]. Was jedoch die Wiederherstellung des Tunnelbetriebs angeht, so muss für die geschützten Fledermauspopulationen erst eine neue Bleibe gefunden werden.

Aktuell wird auch an einer Verlängerung der Strecke von Langenbielau bis zum Langenbielauer Stausee am Eulengebirge gebaut. Perspektivisch soll sogar eine Verbindung bis nach Silberberg [Srebrna Góra] möglich werden. Auch die traditionsreiche Bahnstrecke von Glatz [Kłodzko] nach Bad Landek [Lądek-Zdrój] und Seitenberg [Stronie Śląskie] soll in den nächsten Jahren modernisiert und wiedereröffnet werden.

Der reguläre Personenverkehr nach Krummhübel wurde 2000 eingestellt. 21 Jahre später übernahm die Woiwodschaft Niederschlesien die Verantwortung für die Strecke und startete die Sanierungsarbeiten. Pünktlich zum 130. Jubiläum der ersten Fahrt im Juni 1895 ist die Verbindung wieder hergestellt. Hans Reitzig schrieb in der Krummhübeler Chronik: „Am 1. Juli 1895 schnaufte die erste Eisenbahn über den Schienenstrang, der nunmehr auch Krummhübel und Brückenberg mit der großen Welt verbinden sollte. Festlich war das Dampfroß bekränzt und auch die beiden Wägelchen, aus denen würdige Männer in Gehrock und mit Zylinderhüten schauten. Krummhübel hatte seinen großen Tag: Ein jahrzehntelanger Traum war endlich in Erfüllung gegangen. Nun gab's Fahnen, Festreden, Blumensträuße und Blasmusik; die Feuerwehr hatte abgesperrt und der Met floss in Strömen“. Etwas profaner ging der Traum am 15. Juni für die heutigen Bewohner des Riesengebirges in Erfüllung.

Über diese Reaktivierung können sich auch deutsche Fahrgäste freuen, denn Krummhübel ist nun auch von Berlin oder Dresden per Bahn erreichbar. Die bestehende Linie nach Hirschberg wird bis Krummhübel erweitert. Die Reisezeit ab Görlitz bis nach Krummhübel beträgt einschließlich Umstiegs in Hirschberg zwei Stunden und 15 Minuten. Und für die Dresdener ist die neue Breslau-Verbindung bereits die zweite deutsch-polnische Reiseroute.


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