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Wirtschaft

Pläne für den Werftstandort Stralsund

Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow äußert sich zu aktuellen Zukunftsfragen der MV-Werften

Peer Schmidt-Walther
14.02.2022

Der bedeutende Werftstandort in der Hansestadt Stralsund ist durch die Insolvenz des Genting-Konzerns arg ins Wanken geraten. Als der malaysische Genting-Konzern noch nicht ganz bankrott war, wollten dessen Bosse die MV-Werften mit den Standorten Wismar, Rostock und Stralsund bereits loswerden. Es war Anfang 2021, als Genting-Oberboss Lim Kok Thay noch das Gegenteil behauptete. Am 10. Januar dieses Jahres meldete die Geschäftsführung der MV-Werften GmbH mit Hauptsitz in Wismar Insolvenz an. Derzeit ist ein Insolvenzverwalter bei den MV-Werften eingesetzt, der bei der Durchsicht von Daten nach eigenen Angaben auf entsprechende Unterlagen gestoßen sein soll. Pommersche Zeitung-Autor Peer Schmidt-Walther fragte Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow, wie es nun weitergehen soll.

Nach der Insolvenz gibt es Pläne – Stichwort „maritimer Gewerbepark“ – für das Gelände. Wie sehen die im Einzelnen aus?
Die Hansestadt Stralsund verfolgt das Ziel, die Werftflächen zügig zu kaufen –mitsamt Gebäuden und vorhandener Ausrüstung. Die Grundstücke sollen dann im Rahmen eines Gewerbeparks für maritime Industrie verpachtet werden. Dabei setzen wir auf mehrere Investoren, um ein sogenanntes Klumpenrisiko zu vermeiden. Das hat den Vorteil, dass auch die Arbeitsplätze sicherer sind. Gleichzeitig wollen wir an der Energiewende mitwirken und setzen auf die Entwicklung alternativer Antriebe sowie den Bau von Offshore-Anlagen. Auch die ökologische Nutzung der Meere soll in Stralsund eine Rolle spielen.

Das Projekt zielt auf neue Investoren und Besucher. Gibt es dazu Details?
Was Besucher angeht, entscheidet natürlich jedes Unternehmen selbst, wie es sich in der Öffentlichkeit darstellt. Klar ist, die Volkswerft gehört zu Stralsund wie die Kogge zur Hanse. Die Menschen sind stolz auf das, was unsere Schiffbauer hier bisher geleistet haben. Die „Crystal En­deavor“ ist dafür der schönste schwimmende Beweis, der als Botschafter für den Stralsunder Schiffbau inzwischen die Weltmeere bereist.

Welchen Mehrwert sehen Sie bei dem neuen Projekt für Stralsund?
Wir wollen dauerhaft sichere Arbeitsplätze. Deutschland braucht eine moderne Maritim-Industrie als Antwort auf den Klimawandel.

Welche Maßnahmen und damit auch Kosten kämen ungefähr auf Hansestadt und Investoren zu?
Der Preis für die Grundstücke steht noch nicht fest. Gleichzeitig gibt es laufende Kosten für die Instandsetzung des Geländes. Beides soll durch die Mieten und Pachten abgedeckt werden. Was die Investoren angeht, so sind zwar die Fertigungsanlagen für Schiffe vorhanden, dennoch muss die Ausstattung auf die jeweiligen Bedarfe angepasst werden, was für den Einzelnen natürlich individuelle Kosten verursacht. Je nach Geschäftsmodell lassen sich hier aber sicher verschiedene Fördermittel akquirieren. Bund und Land haben bereits signalisiert, dass zur gewollten Transformation Deutschlands passende Projekte Unterstützung erhalten können.

Inwieweit wäre ein Erhalt des Werftbetriebs in diesem Rahmen möglich, zum Beispiel im Reparatursektor?
Mit dem Kauf der Werftflächen wird es auch einen ersten größeren Mieter geben. Dieser setzt auf Schiffsreparaturen, für die auf dem Gelände ja schon alles vorhanden ist. Gleichzeitig hat dieses Unternehmen viel Erfahrung im Bereich Offshore. Darüber hinaus können perspektivisch auch Schiffsantriebe umgerüstet werden. Ich kann mir auch Kooperationen und erweiterte Projekte mit dem benachbarten Unternehmen Ostseestaal vorstellen, das ja schon seit Jahren mit innovativen Produkten erfolgreich ist.

Die Maersk-eigene Werft im dänischen Odense ist inzwischen zu einem sehr erfolgreichen maritimen Gewerbepark umgewandelt worden. Haben Sie sich dort schon informiert?
Ja. Von diesem Beispiel können wir sicher einiges lernen. Ich werde mir das auch unbedingt noch einmal persönlich anschauen.

Was wird aus den bereits gelieferten Modulen für den ursprünglichen geplanten zweiten „Crystal“-Neubau? Werden die Zulieferer entschädigt?
Das ist die Aufgabe des gerichtlich eingesetzten Insolvenzverwalters.

Ihr persönlicher Kommentar zur Krise bei MV-Werften: Ist noch eine Zukunft mit Genting in anderen Bereichen möglich?
Was oft zu kurz kommt: Genting hat in Mecklenburg-Vorpommern zirka zwei Milliarden Euro investiert. Und war bis zum Ausbruch der Pandemie sehr erfolgreich. Corona hat nahezu alle Geschäftszweige des Konzerns weltweit stark getroffen. Aber ich bin mir sicher, dass die Sehnsucht nach dem Meer die Menschen wieder reisen lässt und Kreuzfahrten eine Zukunft haben. Andere Branchen sind klare Krisengewinner, im Containerbereich zum Beispiel haben sich die Preise verzehnfacht. So etwas werden wir auch in anderen maritimen Branchen sehen. Kein privates Unternehmen kann derart massive Schwankungen ausgleichen. Da braucht es kluge politische Entscheidungen, um die Wellen zu glätten, um langfristig erfolgreich zu sein. Andere Länder sind da schon etwas weiter.

Vielen Dank für das Gespräch!

• Das Interview führte das Pressebüro PSW am Sund. Dr. rer. nat. Peer Schmidt-Walther ist Schifffahrts- und Reisejournalist (DJV, CTOUR), Presseoffizier (Kapitänleutnant d.R.), Buch- und Filmautor sowie FH-Dozent für Seetouristik in Stralsund.


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Kommentare

Michael Holz am 16.02.22, 15:22 Uhr

" ...Gleichzeitig wollen wir an der Energiewende mitwirken und setzen auf die Entwicklung alternativer Antriebe sowie den Bau von Offshore-Anlagen. Auch die ökologische Nutzung der Meere soll in Stralsund eine Rolle spielen..."
Na, denn mal to! Der Bürgermeister ist ein linksgrüner Spinner. Es wird so nichts werden. Ich habe auf der Volkswerft Stralsund einen "ordentlichen" Beruf erlernt, bevor ich Jurist wurde (was ich nun bedaure, aber was war, ist nicht mehr zu ändern). Wann hört der Spuck mit den Günen Khmer auf?

Waffenstudent Franz am 16.02.22, 14:52 Uhr

Zur Erinnerung:

Eine volkseigene schuldenfreie Schiffsbauindustrie, die sich Weltruhm erarbeitet hatte, mußte auf Wunsch der "einäugigen Investoren" über den Kopf der Eigentümer hinweg verschachert werden, damit Sklavenhalter und Zeitarbeitsfirmen den Reibach erhöhen konnten!

Auf dem Umweg über Subventionen ließ man gleichzeitig die "Weserwerften" über die Klinge springen und feierte im Politzirkus alles als gelungenen Strukturwandel.

Die Ausgangslage an der Ostsee war nach der Wende bestens: Man baute die besten Schiffe, wollte in Peenemünde eine Raketen- und Weltraum-Uni erschaffen, Prora sollte das Urlauber-Paradies für Kleinverdiener werden und die zwangsenteigneten Immobilien und Landwirtschaftlichen Flächen sollte den Alteigentümer zukommen.

Das waren die angedachten "blühenden Landschaften"! Und wer daran erinnert, das ist garantiert ein Nazi!

Siegfried Hermann am 14.02.22, 10:01 Uhr

Wenn Polidieker "Pläne" haben....

Sorry, das sind doch wieder endlos mit Steueronen "erfolgreiche" Luftschlösser, die sobald die öfftl. Subventions-Intensivstation geschlossen wird, krachend zusammenfällt.
Das Grundproblem:
Welt-Europa-weit gibt es Überproduktionen im Schiffbau und -Wartung. Der soll mal nach Karatschi fliegen und sich das ansehen unter welchen Bedingungen die soooo preiswert anbieten können. Und an der Ostsee gibt es auch reichlich Standorte, die mit Null Arbeit glänzen und konkurieren. Und dann werden diesen Billigheimern noch aber-Mrd. gutes Steuergeld hinterher geworfen und sich selbst Konkurrenz gemacht. Wie dumm und dämlich ist???
Die Globalisierung zeigt uns nun die heftige Fratze, die Profimaximierung mal nun so mit sich bringt.
Ändern kann sich nur das, wenn wie Lafo vor 20 Jahren(!!!) propagiert hat: Konkurrenz nur unter gleichen Finanz-Arbeits- und Umweltbedingungen.
Heißt: Wir machen den Euro-Laden für alle (auch für global tätige Heuschrecken-Investoren!) anderen dicht, denen Tarife und Umwelt am Axx vorbei gehen.
Die Kosten steigen dann zwar leicht, dafür muss sich aber niemand über Arbeitsplatz-verlustängste Sorgen machen. Das hat bestens 50 Jahre funktioniert!! Der Rest der Schiffsbauer, da sehr gut ausgebildet, wird problemlos im Binnenland in der Metallbranche was finden, sofern man mit diesen Scheixx wie Klima, gender, BLM, "Flüchtling", etc. endlich und entschieden aufhört und ZUERST Deutschland! als Agenda wieder einführt. Allein dieser Wahn-Quatsch bringt eine Markt-kapitalisierung von 450 MRD !!! Euro JÄHRLICH. Wenn dann Brüssel-Blödsinn noch dicht gemacht wird kommen weitere 150 MRD. dazu. Den Haufen Kohle in Bildung, Forschung und Mittelstandsförderung gesteckt und ein neues Wirtschaftswunder 2.0 ist da.
Man muss nur den Leuten genug Raum lassen. Die Ideen, die Arbeitsplätze dauerhaft schaffen kommen dann von ganz allein.

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