10.10.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Weltraum

Planet Erde wartet auf Rückruf

Seit mehr als 100 Jahren sendet die Menschheit Radiosignale ins All – seit 1962 sogar gezielt. Warum hat uns bis heute eigentlich kein Außerirdischer geantwortet? Forscher rätseln über die kosmische Stille

Wolfgang Kaufmann
20.01.2024

Am 23. Mai 1909 veröffentlichte die „New York Times“ einen Artikel des genialen Erfinders Nikola Tesla, in dem dieser schrieb, er habe im Sommer 1899 „schwache planetarische elektrische Störungen“ registriert, die höchstwahrscheinlich das Werk von Marsbewohnern gewesen seien. Allerdings konnte Tesla niemals Beweise für seine Behauptung vorlegen. So erging es später unzähligen Radioastronomen, welche in den 125 Jahren nach Teslas „Alien-Signal“ in den Kosmos hinaushorchten, um Funkbotschaften außerirdischer Intelligenzen zu empfangen. Sie alle fanden letztendlich nichts Vorzeigbares, obwohl doch Myriaden von Sternen und Planeten im Universum existieren, das schon vor mehr als 13 Milliarden Jahren infolge des Urknalls entstand.

Dies veranlasste den italienischen Physik-Nobelpreisträger Enrico Fermi 1950 zu der mittlerweile legendär gewordenen Frage: „Where is everybody? Wo sind denn all die Außerirdischen, die es statistisch gesehen geben müsste?“ Eine ernsthafte Debatte über das Schweigen beziehungsweise Nichtauftauchen von Aliens entspann sich jedoch nicht vor 1975. Dabei lieferten die Fachleute zunächst eher konventionelle Erklärungen: „Sie sind technisch noch etwas zurückgeblieben, oder vielleicht liegt es auch an uns, weil wir dabei versagen, ihre Botschaften als solche zu erkennen.“

Andere meinten, da die Menschheit erst seit 1896 Radiosignale produziere, erstrahle unser technologisches Leuchtfeuer bislang nur im Umkreis von einigen Dutzend Lichtjahren – und dieser Raum, in dem es rund eintausend Sterne gebe, könnte ja tatsächlich unbewohnt sein. Manchmal ging die Diskussion sogar ins Religiöse. So äußerten die sogenannten Kreationisten, der Mensch sei einmalig als Folge eines göttlichen Schöpfungsaktes.

Sitzen sie im Schwarzen Loch fest?
Später kamen die Argumente vielgestaltiger daher. Beispielsweise verkündete man nun auch: „Sie verstecken sich vor uns primitiven irdischen Einfaltspinseln, weil sie ein geistiges Niveau erreicht haben, dass die Menschen so unwichtig und lästig wie Fliegen erscheinen lässt.“ Eine weitere Annahme lautete: „Sie wurden irgendwann Opfer ihrer eigenen Dekadenz und verloren die Kraft, den Kosmos zu erkunden und Kontakt zu anderen Zivilisationen aufzunehmen. Oder sie begaben sich in eine selbst auferlegte Isolation, weil dies ihrem Lebensstil entsprach.“ Ebenso hieß es: „Vielleicht leben sie ja im Wasser oder einer hochleitenden Atmosphäre, weshalb sie keine elektrischen Geräte benutzen.“

Manche Vertreter der nunmehrigen Wissenschaftsdisziplin SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence beziehungsweise Suche nach außerirdischer Intelligenz) entwickelten sogar noch phantasievollere Theorien: „Die Aliens könnten auch jenseits unseres Ereignishorizontes oder unserer Vorstellungskraft existieren – vielleicht inmitten eines Schwarzen Lochs, in dem Raum und Zeit zu einer punktförmigen Singularität schrumpfen und aus dem absolut nichts mehr nach außen dringt. Oder sie sind schon vor sehr langer Zeit in den Mikrokosmos abgetaucht, um ihre Ressourcen zu schonen.“ Verfechter der letztgenannten Annahme verwiesen dabei auf die Möglichkeit, dass sich die Botschaften der Außerirdischen längst in unserer DNA befinden oder von Nano-Robotern überbracht werden.

Dies alles klingt bizarr, aber relativ harmlos. Anders sieht das im Falle der Theorien von der Selbstauslöschung und der Großen Kosmischen Katastrophe aus. „Haben die Aliens etwa eine ganz ähnliche Entwicklung wie die Menschheit durchgemacht und sind dann am Ende das Opfer von atomaren, biologischen oder chemischen Waffen, Umweltkatastrophen, Ressourcenschwund und Pandemien geworden?“ Noch beunruhigender ist die Annahme, dass sich von uns Erdenbewohnern unbemerkt etwas ungeheuer Bedrohliches im All zusammenbraue. „Sind sie daher vielleicht alle auf der Flucht – in gigantischen Raumkreuzern, deren Besatzungen seit Jahrmillionen im Tiefschlaf liegen, um die Zeit der Auswanderung in weit entfernte, sichere Welten zu überdauern?“

„Dunkler Wald voller Jäger“
Als Ursache solcher Katastrophen kommen frei umherwandernde Schwarze Löcher, mit der unermesslichen Kraft einer Hypernova explodierende Sternsysteme oder Gammastrahlenausbrüche infrage, die sämtlich als ultimative kosmische Killer gelten.

Genauso unheimlich muten die Berserker- und die Dunkle-Wald-Theorie an. Erstere wurde 1983 von dem Astrophysiker, NASA-Berater und Science-Fiction-Autor David Glen Brin im Fachblatt „Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society“ unter dem Titel „The Great Silence“ (Die Große Stille) vorgestellt. Ihr zufolge könnte eine zutiefst bösartige Zivilisation zahllose autonome Raumsonden ausgeschickt haben, deren Aufgabe einzig und allein darin besteht, blindwütig alles fremde Leben auszulöschen, das sie vorfinden. Ist die mysteriöse Ruhe im All somit quasi ein Gradmesser für den Erfolg der Killermaschinen – entweder, weil es fast niemanden mehr da draußen gibt oder weil sich mittlerweile alle friedliebenden Arten angsterfüllt tot stellen?

In die gleiche Richtung zielt die Dunkle-Wald-Theorie des bekannten chinesischen Science-Fiction-Schriftstellers Liu Cixin, deren Kernaussage der US-amerikanische Autor Greg Bear so zusammenfasst: „Wir haben auf unserem Baum gesessen und schon über ein Jahrhundert lang wie verrückte Vögel gezirpt und uns gewundert, warum keine anderen Vögel antworten. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Der Kosmos ist ein dunkler Wald voller Jäger, und der galaktische Himmel voller Falken. Die nicht klug genug sind, sich ruhig zu verhalten, werden sterben.“

Angesichts dieser durchaus berechtigten Befürchtungen, welche von etlichen Fachleuten wie dem weltbekannten Astrophysiker Stephen Hawking geteilt wurden oder noch immer werden, wäre es mehr als ratsam, die sogenannten Active-SETI-Programme einzustellen. Denn in deren Rahmen werden seit 1962 unablässig Botschaften ins All geschickt, die zum einen von der Existenz der Menschheit künden und zum anderen auch die genaue galaktische Position unseres Heimatplaneten verraten.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

sitra achra am 23.01.24, 17:24 Uhr

Seit der kopernikanischen Wende ist die Naturwissenschaft zum Religionsersatz geworden. Das Spirituelle wich dem Materialismus, der besternte Himmel war nicht länger eine Quelle der Inspiration und Anlass mystischer Deutungen.
Jedoch der homo oeconomicus tritt auf der Stelle und kommt seinem Ziel der Durchdringung und Eroberung des Alls kein bisschen voran. Vor allem findet er keine ebenso schlauen und skrupellosen Wesen, mit denen zusammen oder gegen deren Willen er die neue Bonanza unterwerfen und ausbeuten kann. So ein Pech!
Und so bleibt er nur ein schäbiger kleiner Erdenwurm, der seinen derzeitigen Aufenthaltsort nicht zu schätzen weiß.
Vielleicht sollte er sich sublunar auf seine eigentliche Aufgabe beschränken und mit den Wirkungsmächten einen Vertrag aushandeln, der ihn aus der kritischen Zone befreit und seine existentiellen Probleme auf sanfte Weise löst. Der französische Autor und Philosoph Bruno Latour hat sich ausführlich diesem Thema gewidmet.

Dr. Holz Michael am 23.01.24, 16:23 Uhr

"Forscher rätseln über die kosmische Stille"
Na, dann sind diese "Forscher" keine. Sie übersehen wie Unendlichkeit des Universums. Der amerikanische Astrobiologe Drake hat theoretisch errechnet, das es in unserer Galaxis, der sogenannten Milchstraße, mehrere tausend mit Vernunft begabte Lebewesen geben könnte. Und "unsere" Forscher gehen davon aus, das diese exterrestrischen Lebewesen genauso bösartig sind, wie der mit Unvernunft versehene Homo sapiens.

Justin Theim am 20.01.24, 13:49 Uhr

Selbst wenn Seti eingestellt würde: die bis dahin erzeugten elektrischen Signale sind auf dem Weg und können nicht mehr eingefangen werden. Die projizierte Gefahr bleibt also.
Ich persönlich halte das Argument, dass der Kosmos riesig ist und wir erst seit etwas mehr als 100 Jahren die technischen Möglichkeiten haben, genauer hinzuschauen oder hinzuhören, für stichhaltiger. Dazu kommt, dass eine Zivilisation, die antwortfähig ist, selbst einen gewissen technologischen Stand erreicht haben muss. Dazu gehört, dass deren Planet mit all den Rohstoffen ausgestattet sein muss, die solch eine technologische Zivilisation überhaupt erst möglich machen. Ohne Seltene Erden, ohne Silizium, ohne Eisen, Kobalt, Kupfer etc. wären Funkgeräte, Empfänger, Transistoren, Computer schlichtweg nicht machbar.

Daher mein Fazit: was uns von anderen potentiellen Zivilisationen trennt, ist nicht nur die riesige Entfernung sondern neben der Zeit (was ist Gleichzeitigkeit im Universum?) auch die möglicherweise sehr ungleiche Verteilung der für eine technische Zivilisation notwendigen Ressourcen.
Wie lange hat es gedauert, von der Steinzeit bis zum ersten Radioempfänger? Warum sollte es anderen Zivilisationen anders ergehen?
Ich bin sicher, allein aus Wahrscheinlichkeitsgründen, dass es im Universum unzählige Zivilisationen gibt, auch technologische. Denn Leben leitet sich ganz von selbst aus den herrschenden Naturgesetzen ab. Und soweit wir wissen, gelten diese überall im Universum, sind also universal. Aber dieses Leben bleibt aus den genannten Gründen außerhalb unseres Erkenntnishorizonts.

Valentina Selge am 20.01.24, 06:04 Uhr

Der Respekt vor der Natur und dem feinen Zusammenspiel der Bedingungen, die Leben ermöglichen, ist nicht vorhanden.
30.000 Jahre haben die Aborigines friedlich gelebt und dann kam der "weiße Mann".
Innerhalb kürzester Zeit hat sich die Menschheit zu einem parasitären Haufen verwandelt, der ohne Respekt vor der Natur für die Geldgier ein dermaßen zerstörerisches Potential entfaltet, dass einem Angst und Bange wird.
Die Raumfahrtindustrie 2.0 jagt ohne Unterlass Raketen ins All. Die schützende Atmosphäre wird hier nachhaltig zerstört.
Man kann der Ansicht sein, dass die Dinosaurier ja auch sterben mussten durch ein Großereignis wie einen Vulkanausbruch oder Meteoriteneinschlag.
Aber das selbst herbeizuführen ist schon etwas wahnsinnig.
Die Raumfahrt zu privatisieren ohne Kontrolle ist verrückt. Denn die Atmosphäre schützt vor kosmischen Strahlung, sie versorgt und mit Sauerstoff, sie schützt vor Meteoriten, die eigentlich verglühen sollen in der Atmosphäre, aber es immer öfter bis nach unten schaffen.
Der Wetterkreislauf macht Ernten möglich und der kommt völlig durcheinander.
Die Kornkammer Ukraine wird gerade vergiftet für alle Zeiten.
Schwermetallwolken vergiften uns den Regen, wenn da dauernd Metall verglüht in der Atmosphäre.
Die Menschen schaffen ihre eigenen Aliens, da braucht man keine Außerirdischen, die macht- und geldgierigen Zombies auf der Erde werden offenbar von gestörten autoritären Eltern produziert.
Respekt vor der Schöpfung, das braucht die Erde. Respekt und Achtung.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS