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Die Kirchenruine steht vor dem Zerfall – Spendengelder versickern – Selbst die evangelisch-lutherische Kirche bleibt tatenlos
Es war ein kühler Tag im Herbst 2022, als ich das erste Mal nach Plaschken kam. Ein kleiner Ort mit großer deutscher Vergangenheit, der in der Plaschker Niederung zu finden ist. Einst eine der reichsten Ecken des Memellandes. Doch geblieben ist vom früheren Glanz leider nicht mehr allzu viel. Lag das Örtchen doch bis Januar 1945 im heftig umkämpften Frontbereich. Unzählige Häuser und öffentliche Gebäude kamen dabei zu Schaden. Übrig blieb ein eher trauriges Bild voller Ruinen und Zerstörung. Und die Gebäude, die dennoch den Kämpfen trotzten und mehr oder weniger unbeschadet überlebten, wurden entweder zweckentfremdet und von den Sowjets genutzt, oder sie verfielen einfach mit der Zeit, weil sich niemand um ihren Erhalt wirklich kümmerte. Nach dem Krieg wurde der komplette Ort den Bedürfnissen der hier eingerichteten Sowchose angepasst. Die Besatzer bauten Baracken und Viehställe, ebneten pietätlos die Friedhöfe ein und nutzten die Kirche als Speicher. Bei einem Sturm 1969 ging erst die Turmspitze verloren, und mit der Zeit verfiel das Gotteshaus dann mehr und mehr. Heute stehen fast nur noch die Außenmauern. Bedauerlich, denn die lutherische Kirche verdient es allemal erhalten, restauriert und wieder herausgeputzt zu werden.
Das baufällig Gebäude abgesperrt
Kein Wunder, dass ich bei meinem Besuch nicht gerade freudig überrascht war. Denn der Kirchenbau war mit gelbem Flatterband großflächig abgesperrt. Egal, ich war neugierig und wollte mehr sehen. Ein etwas mulmiges Gefühl beschlich mich, als ich die Ruine betrat. Zudem war es sehr befremdlich, dass der nebenliegende Friedhof, eigentlich ein Ort der Stille und Einkehr, von Treckern und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen immer wieder gequert wurde. Dazu war aus allen Richtungen lautes Hundegebell zu hören. Als ob die Vierbeiner mir zurufen wollten, dass ich besser verschwinden solle.
Und die Kirche? Kein wirklich schöner Anblick mehr. Die früheren Dachziegel – soweit noch vorhanden – wurden eingesammelt und für andere Zwecke genutzt. Kurz darauf sammelten Kulturliebhaber für den Kirchenbau, um doch noch endlich dem Zerfall entgegenzuwirken und stattdessen das Gotteshaus wieder aufzubauen. Man hielt sogar Messen ab, um dabei für diesen Zweck Geld zu sammeln. Vor allem die noch im und um den Ort herum lebenden Deutschen sowie Menschen mit deutschen Wurzeln spendeten. Doch heute kann man sich des Gefühls nicht wirklich erwehren, dass die finanziellen Mittel niemals dort angekommen sind, wofür sie eigentlich gedacht waren: für den Wiederaufbau der Kirche.
Hilfsaktionen verliefen im Sande
Verschiedene Maßnahmen und Initiativen wurden gestartet, um den Erhalt des Gebäudes zu sichern. Doch sie alle erlahmten ebenso schnell wie sie gestartet wurden. Nachhaltiger Erfolg wurde nicht erzielt. Zu guter Letzt wurde die Kirche in Plaschken gemäß dem Pachtvertrag des litauischen evangelisch-lutherischen Konsistoriums für 30 Jahre dem zum Zweck der Rettung gegründeten Verein übergeben. Bis zur Pandemie fanden sich sogar Gönner, die spendeten und sich gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich engagierten. Darüber hinaus wurde eine Aktion „fixus mobilis“ für eine schnelle Denkmalpflege gestartet.
Selbst ein Seminar rund um wichtige und offensichtliche Restaurierungsfragen wurde abgehalten. Und plötzlich hatten alle im Ort das Gefühl: Es passiert endlich etwas. Der Start zur Rettung des Kirchengebäudes ist erfolgt. Ein paar erste Arbeiten wurden in Angriff genommen, einige wenige Handwerker legten los. Doch das Engagement erlahmte sehr schnell wieder und man überließ der Plaschker Gemeinde alle weiteren Aktivitäten, die offensichtlich mit den anstehenden Aufgaben überfordert ist. Damit deutlich sichtbare Veränderungen stattfinden können, sind Gelder nötig. Ein machbares, von Experten ausgearbeitetes Umsetzungskonzept muss zudem erarbeitet werden. Immerhin sind bis heute immer noch ein paar Gläubige übrig, die nur zu gern wieder eine religiöse Heimat in dieser Kirche, die abseits einer Hauptstraße liegt, finden möchten.
Erhalt von deutschem Kulturgut
Wie ein Mitglied der Gemeinschaft Kęstutis Gedminas vermutet, ist dieses Renovierungsobjekt für das Tourismusinformationszentrum Pagėgiai (TIC) vielleicht nicht interessant genug, weil es sich touristisch nicht ausgiebig vermarkten lässt. Aber es ist ein steinernes, bestehendes Symbol des alten Preußens. Doch fällt es irgendwie auf, dass gerade viele denkmalgeschützte Gebäude von niemandem gepflegt werden. Also fragt man sich beinahe unfreiwillig: Ist das Absicht? Denn wenn aus einer über 700 Jahre alten Geschichte, die von Deutschen hier geprägt wurde, nichts mehr übrig ist, wird sich niemand mehr an die Anwesenheit einer großen Zivilisation erinnern. Umso wichtiger ist es, keine Ruhe zu geben, sondern vielmehr die Wiederherstellung der Kirche und den Erhalt des deutschen Kulturerbes engagiert voranzutreiben – gemeinsam von wohlwollenden Litauern als auch von Deutschen selbst. Ohnehin ist es ziemlich unverständlich, dass nicht einmal die evangelisch-lutherische Kirche und ihre hiesigen Würdenträger aufbegehren oder auf die notwendigen Arbeiten hinweisen. Sie schauen beinahe still, unmotiviert und teilnahmslos zu. Geld sammeln und Kirche – das sind doch zwei Teile eines Paares. Das gehört zusammen. Aber wo ist Aktivismus? Warum bemüht man sich nicht intensiver, notwendige Gelder zu bekommen? Warum werden keine Projekte ausgeschrieben? Warum sind die lutherischen Kirchen dieser Region nicht im National Heritage Department (KPD)-Register eingetragen und bekommen auf diesem Weg Mittel für ihren Wiederaufbau? Warum wird es maximal privaten Initiativen überlassen, die nicht immer über eine Zukunftsvision und ausreichende Kräfte verfügen?
90-Jähriger Schlüssel abgenommen
Bis heute werden am Fundament immer noch Ziegel von der Wand gebrochen. Das Dach wird lediglich mit einer provisorischen Markise abgedeckt. Touristen können aus Sicherheitsgründen nicht in die Ruine hineingehen. Wobei der Umstand umso befremdlicher ist, da sogar viele Besucher im Sommer kommen und das Objekt ihrer Aufmerksamkeit nicht entgeht. Daher ist es enttäuschend, dass diese einstige architektonische Schönheit vor unseren Augen verschwindet.
Bis vor Kurzem besaß Irmgard Girulis noch die Schlüssel zur Kirche. Sie führte deutsche Touristen zu diesem Ort und erzählte die örtliche Geschichte. Doch nun wurde ihr der Schlüssel vom Vorsitzenden des Kirchenrettungsvereins abgenommen. Dies geschah unter dem Vorwand, dass es inzwischen zu gefährlich sei, die verfallene Kirche zu betreten – für Besucher ebenso wie für Irmgard Girulis. Viel wahrscheinlicher aber ist es, dass man der 90-jährigen Frau, die mit ebenso viel Wissen wie Herzblut von ihrem Heimatort und somit auch von der Kirche zu erzählen wusste, dass bisschen Trinkgeld nicht gönnte, welches viele Besucher ihr nur zu gern gaben.
Auch andere Kirchen im Memelland sind betroffen
Hierzulande wollen lutherische Kirchen oftmals gar nicht erst in das Register des Kulturerbes aufgenommen werden, mit der Begründung, dass die Arbeit dann angeblich noch deutlich teurer werde. Außerdem arbeiten Denkmalpfleger nicht nach strengen, historischen Vorgaben, in vielen Bereichen werden ihnen Grenzen gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass dann beispielsweise die Innenausstattung von geschützten oder schützenswerten Gebäuden nach Belieben verändert werden. Dadurch wird der ursprüngliche Wert zerstört. Dies war bei der Kirche Ramutten der Fall, wo das von Curt Gutknecht entworfene Gotteshaus rund um den Bogen mit aufwendigen Ornamenten, der Inschrift in deutscher und preußischer Sprache über dem Bogen und der Taube des Heiligen Geistes mit Strahlen im Altar blind bemalt wurde. In der kleinen Kirche von Kinten wurden zwei Nischen des Altarteils verwischt, die Auszüge aus dem Evangelium in deutscher und preußischer Sprache enthielten. Die Kirche in Wieszen verfällt, während nebenan ein Zentrum für Drogenabhängige und Alkoholiker eingerichtet wurde, das mit Projektmitteln auf Vordermann gebracht wurde. Doch für die Kirche in Wieszen ist kein Geld mehr zu finden. Das Wandgemälde von Richard Pfeiffer im Vestibül ist in einem kritischem Zustand. Durch die sich von oben ausbreitende Feuchtigkeit ist dort bereits Schimmel eingedrungen, und das Wandgemälde verfärbt sich zusehens schwarz. Dieses ist das einzige erhaltene Wandgemälde von Pfeiffer, da im Krematorium Tilsit undin Königsberg keine Fresken mehr erhalten sind.
Es ist also mehr als notwendig, zumindest das Dach der evangelisch-lutherischen Kirche in Plaschken so schnell wie möglich abzudecken. Denn wenn es einstürzt, geht das komplette authentische Erscheinungsbild des Gebäudes verloren und der Wiederaufbau wird noch erheblich teurer – wenn er dann überhaupt noch geschieht.
Claus F. Dieterle am 16.08.24, 00:56 Uhr
Die Realität, rechtswidriges Handeln!
Ich bin Mitglied der Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin und hatte zweckgebundene Spenden entrichtet. Nachdem ich rechtswidrige Handlungen in dieser Gemeinde festgestellt hatte (auch vom kirchlichen Verwaltungsgericht: Gemeinsames Verwaltungsgericht der Union Evangelischer Kirchen in der EKD..., bestätigt), verlangte ich einen Nachweis über die Ausgaben meiner zweckgebundenen Spenden. Dieser Nachweis wurde mir verweigert (Schreiben vom 1. Juli 2003, Tgb-Nr.: 085/2003/Ku). Das ist ein Beispiel für das Finanzgebaren der Kirche!
Meine Devise lautet: Nicht austreten, sondern auftreten!
Die Bibel fordert zum Ermahnen auf.
Auch habe ich mehrere Prozesse erfolgreich vor dem Gemeinsamen Verwaltungsgericht der Union Evangelischer Kirchen in der EKD geführt. Da ich auch Jura studiert hatte, ließ ich mich nicht durch einen Rechtsanwalt vertreten.
Berlin 59 am 15.08.24, 08:38 Uhr
Vielleicht sollten die Leute mal bei den Katholischen vorsprechen. Insgesamt verfügen Katholiken und Evangelen in der BRD über ein Vermögen von rund 400 Milliarden Euro. Da wären 1 Millionen Euro Für die gröbsten Schäden fast nur Symbolisch. Mal sehen wie der liebe Gott das denken der Kirchenfürsten lenkt.