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Besichtigungen, Kioske, Veranstaltungen, Ausstellungen und ein Fußgängerbereich – Ein Investor hat Großes geplant
Die Brauerei Ponarth in Königsberg erwacht zu neuem Leben. Die Eröffnung der ersten beiden sanierten Gebäude soll am 1. September dieses Jahres erfolgen.
Der Beginn der Bierproduktion liegt schon etwas länger zurück. 2010 hatte der junge Investor Renat Putjatinskij die Idee, die alte deutsche Brauerei Ponarth wieder aufzubauen und dabei den alten Namen beizubehalten. Er stellte einen Teil der Keller der Brauerei wieder her, kaufte moderne Ausrüstung und begann, nach alten deutschen Rezepten zu brauen. Zunächst wurden 200 Tonnen Bier pro Jahr produziert, doch den Königsbergern schmeckte das Bier so gut, dass es im Jahr 2014 bereits zwei eigene Geschäfte gab. 2015 schaffte der Eigentümer weitere Geräte an und braute nach dem deutschen Reinheitsgebot mit hochwertigem Malz und Hopfen sowie Wasser aus Ponarther Grundwasserbrunnen.
Brauen nach deutschem Reinheitsgebot
Die Wiederaufbauarbeiten mit der Gebäudesanierung haben jedoch erst 2020 begonnen, als Alexej Popow neuer Eigentümer der Brauerei wurde. Zunächst ließ er die erhaltenen Gebäude auf ihre Sicherheit inspizieren. Nach den Sicherungsarbeiten konnte mit dem Wiederaufbau der noch erhaltenswerten Gebäudereste begonnen werden. „Fünf Jahre später und wir hätten nichts mehr retten können“, sagte einer der mit den Bauarbeiten beauftragten Spezialisten.
Damit sich dieser Aufwand lohnt, setzt der Investor auf Innovationen. Der Weg in die Zukunft soll über neue Rezepturen führen, der Verbesserung der Produktion und des Managements. Heute produziert die Brauerei 1000 Tonnen Bier jährlich und kann damit den Markt des Königsberger Gebiets zu 30 Prozent abdecken. Die Kunden lieben den Geschmack des „Ponarther“. Die Mitarbeiter der Brauerei erweitern ständig ihre Kenntnisse, bilden sich in den größten Brauereien Europas und der Russischen Föderation weiter und nehmen an Bier-Festivals teil.
Währenddessen laufen die Wiederaufbaumaßnahmen auf Hochtouren. In einem Jahr soll das Gelände der ehemaligen Brauerei ein öffentlicher Raum werden mit Läden, Restaurants, einem Museum und Büroflächen. Schon heute können sich die Bewohner Königsbergs die renovierten Fassaden der Vorkriegs-Industriegebäude ansehen.
Ziegel bleiben erhalten
Zunächst erhielten zwei Gebäude neue Dächer. Das Hauptgebäude erhielt entsprechend alten Aufnahmen einen weißen Anstrich. Auf dem Turm soll ein Aussichtspunkt entstehen. Die Ziegelfassade des angrenzenden Gebäudes bleibt erhalten. Die aus der Vorkriegszeit stammende Front wurde gereinigt und versiegelt. Problematischer gestaltet sich die Wiederherstellung der Innenräume, da während der Sowjetzeit viele Umbauten vorgenommen wurden. Das kostet viel Zeit und Kraft, da tonnenweise Beton entfernt werden muss, um die ursprünglichen Böden freizulegen. Ziel ist es, von den noch vorhandenen Elementen so viel wie möglich zu erhalten.
Der Innenhof, in dem neben einem Biergarten ein Café, Verkaufsstände und ein Kinderspielplatz entstehen sollen, wird teilweise mit Kopfsteinpflaster ausgelegt. Die vorhandenen Schienen sollen in Ordnung gebracht werden. Auf ihnen könnte ein alter Waggon ausgestellt werden, wenn sich ein passender auffinden lässt. Schon heute finden Brauereiführungen mit Verköstigung statt. Neben Informationen über den Anbau von Hopfen und Malz sowie die Braukunst können die Besucher die Geschichte der Brauerei Ponarth kennenlernen.
Sie wurde im Jahr 1839 von dem Braumeister Johann Philipp Schiffendecker in dem Dorf Ponarth gegründet. Die Geschäfte liefen gut und machten Schiffendecker zu einem reichen Mann. 1893/94 produzierte die Brauerei bereits 104.514 Tonnen Bier. Um sich von Eislieferungen aus Schweden unabhängig zu machen, ließ Schiffendecker in Ponarth verschiedene Teiche anlegen, darunter den Hubertus- und den Schwanenteich, heute Winter- und Sommerteich genannt.
Nach dem Krieg wurde in der Brauerei zwar das „Kaliningrader Bierkombinat Nr. 2“ eingerichtet, produziert wurde aber nur Malz. Ab 1995 begann der Verfall, als das nur noch antialkoholische Getränke herstellende „Kaliningrader Getränkekombinat“ von Hand zu Hand gereicht wurde. Produktion fand praktisch keine mehr statt, die Gebäude begannen zu verfallen. Die Ponarther Brauerei erwartete ein düsteres Schicksal.
Dank der Förderung aus dem staatlichen Programm zur Wiedererrichtung von Objekten des Kulturerbes können die Gebäude nun vor ihrem Untergang bewahrt werden. 70 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von umgerechnet 5,5 Millionen Euro übernimmt der Staat. In drei Jahren sollen alle Arbeiten beendet sein.