Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Nach Pächterwechsel: Der Innenraum wurde renoviert und steht der Öffentlichkeit zur Besichtigung frei
Die meisten der Museen und Ausstellungen, die in den letzten Jahren in Königsberg und der Region unter Beteiligung privater Investoren eröffnet wurden, sind in historischen Gebäuden, Bastionen und Toren untergebracht. Jedes von ihnen hebt auf die eine oder andere Weise die Geschichte der Region hervor.
Vor Kurzem wurde in Königsberg ein neues privates Museum eröffnet, das im kleinsten Gebäude des Stadtzentrums untergebracht ist, das jedem Einwohner der Stadt bekannt ist und das durch seine architektonische Besonderheit auffällt. Es handelt sich um das ehemalige Brückenwärterhaus am Pregel, das schon immer durch sein anmutiges Profil und seine kompakte Größe auf sich aufmerksam gemacht hat.
Lange Zeit vernachlässigt
Gebaut wurde das Gebäude im späten 19. Jahrhundert. Damals wurde in Königsberg die Hohe Brücke, welche die Insel Lomse mit der Vorstadt verband, umgebaut. Der Hebemechanismus war zuvor auf einem der Pfeiler der Brücke platziert. Dies erwies sich für die Wartung als ungünstig, sodass in der Nähe ein kleines neugotisches Gebäude für die hydraulischen Pumpen und Maschinen gebaut wurde. Das elegante Häuschen mit einem Turm gleicht einem winzigen Schloss. Den Zweiten Weltkrieg hat es heil überstanden, doch in der Nachkriegszeit stand es lange Zeit leer. In den frühen 2000er Jahren wurde das Gebäude in Ordnung gebracht, und im Jahr 2007 erhielt es per Erlass der Königsberger Gebietsregierung den Status eines Kulturerbe-Objekts von regionaler Bedeutung. Dennoch wurde es in den vergangenen Jahren nicht genutzt.
Seit Kurzem hat ein privates Postkartenmuseum seine Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Idee zur Gründung einer solchen Ausstellung hatte der Unternehmer und neue Pächter Michail Popow bereits 2018. Das leerstehende Gebäude konnte er aber nicht sofort nutzen, da noch Verhandlungen mit den Vormietern liefen.
Im neuen Postkartenmuseum befinden sich im Erdgeschoss ein Café und ein kleiner Ausstellungsraum. Die eigentliche Ausstellung befindet sich aber eine Etage höher. Aktuell besteht die Sammlung des Museums aus etwa 650 Postkarten, von denen die älteste aus dem Jahr 1871 stammt. Sie wurde von Irland nach London geschickt. Es gibt eine Postkarte aus dem zaristischen Russland aus dem Jahr 1878. Die meisten Postkarten sind jedoch in deutscher Sprache geschrieben und wurden meist von Königsberg aus in andere deutsche Städte verschickt.
Die ersten kompletten Postkartensätze der Nachkriegszeit erschienen in Königsberg erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Während der Perestrojka wurde es möglich, architektonische Strukturen aus der Vorkriegszeit, zivile Gebäude, Festungen, Bastionen und Villen auf Fotografien darzustellen. Bis dahin gab es die Vorschrift, sie in gedruckten Ausgaben nicht abzubilden. Wenn man bedenkt, dass mit dem Wiederaufbau und der aktiven Restaurierung der Reste des Königsberger Zentrums erst in den späten 1970er Jahren begonnen wurde, wird klar, warum vorher keine Ansichtskarten veröffentlicht werden durften.
Erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erschienen mehrere Postkartensätze von Königsberg, die in Moskauer Verlagen in – für heutige Verhältnisse – riesigen Auflagen gedruckt wurden. Einige von ihnen erreichten 300.000 Exemplare. Sie sollten die wachsende und sich entwickelnde Stadt bekannt machen.
Diese Postkarten mit modernen Ansichten von Königsberg waren bei den ersten Touristen aus der Bundesrepublik, die in den 1990er Jahren kamen, sehr beliebt. Ihnen war es zu verdanken, dass diese riesigen Auflagen sehr schnell ausverkauft waren. Diese bekannten Postkarten kommen in der Ausstellung des Brückenwärterhauses jedoch nicht vor, was ziemlich seltsam anmutet.
In Königsberg verschwinden Postkarten immer mehr aus den Schaufenstern der Souvenir-Kioske und Buchläden. Das erste, was man in den Souvenirläden anderer europäischer Städte findet, ist normalerweise eine riesige Auswahl an Postkarten mit bunten Sehenswürdigkeiten. Nur nicht in Königsberg. Am Eingang des neuen Museums gibt es einen kleinen Souvenirladen, in dem der Besucher Poster mit Stadtansichten sowie Kalender und heißen Kaffee kaufen kann. Aber es gibt keine Ansichtskarten der Stadt, was man in einem Postkarten-Museum eigentlich erwarten dürfte.
Exponate wirken noch ungeordnet
Die Ausstellung selbst macht zurzeit noch einen provisorischen und ziemlich unübersichtlichen Eindruck. Die Informationstafeln wirken wie zufällig zusammengestellt. Die ausgestellten Postkarten sind ohne begleitende Informationen über ihre Urheberschaft, ihr Ausgabejahr oder ihre Beschreibung aufgeklebt, obwohl diese Informationen eigentlich bekannt sein sollten. Tatsächlich handelt es sich um eine Ausstellung der Privatsammlung des Initiators der Ausstellung, Michail Popow.
Es wäre wünschenswert, dass es ein echtes Museum mit Postkarten wird, das der Geschichte und der Moderne Königsbergs, seinen Epochen und seinen bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum gewidmet ist. Schließlich verändert sich die Stadt ständig, und ihre Entwicklung ist in den Kunstpostkarten, die seit 30 Jahren von Fotografen herausgegeben werden, anschaulich festgehalten worden.
Das Gebäude des Brückenwärterhauses selbst ist nach dem Einzug der Ausstellung im Inneren sehr gut gepflegt. Und die Anwesenheit eines Dauermieters, der sich um das Gebäude kümmert, wird es möglich machen, es weiter zu verbessern.
Annegreth Bauer am 21.05.21, 09:42 Uhr
Das klingt sehr interessant. Hat das Museum eine Webseite? Und hätten Sie einen Link zu der Webseite?
Wenn ja, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie ihn mir an meine Mailadresse zukommen lassen könnten oder einfach auf diesen Kommentar hier auf der Webseite antworten, sodass alle den Link sehen können.
Vielen lieben Dank schonmal im Voraus :-).