Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Zahlreiche deutsche Briefmarken beziehen sich auf historische oder kulturelle Ereignisse in Ostpreußen
Die Briefmarken eines Staates widerspiegeln im Normalfall dessen Geschichte sowie kulturelle und landschaftliche Vielfalt. Dies gilt im Prinzip auch für Deutschland. Allerdings kam ein wesentlicher Bestandteil des Deutschen Reiches beziehungsweise der Weimarer Republik, nämlich Ostpreußen, in philatelistischer Hinsicht zu kurz.
Die erste deutsche Briefmarke überhaupt mit einem – zudem nur indirekten – Bezug zu Ostpreußen war der ab dem 1. November 1927 ausgegebene zinnoberrote 15-Pfenning-Wert mit dem Porträt des Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Kant wurde dann 1974 nochmals auf einer 90-Pfenning-Briefmarke abgebildet. Der konkrete Anlass war diesmal der 250. Geburtstag des großen Denkers.
Außer Kant würdigte die Deutsche Bundespost lediglich noch drei weitere Personen mit Bezug zu Ostpreußen, und zwar den Domherrn und Astronomen Nikolaus Kopernikus, der unter anderem in Frauenburg und Allenstein wirkte (Ausgabedatum 19. Februar 1973 zum 500. Geburtstag), die bekannte Heimatdichterin Agnes Miegel aus Königsberg (Ausgabe vom 14. Februar 1979 anlässlich ihres 100. Geburtstages) und den Universalgelehrten Friedrich Wilhelm Bessel, von 1810 bis 1846 Direktor der Sternwarte in Königsberg und Professor an der dortigen Universität (Ausgabe vom 19. Juni 1984 zur Erinnerung an Bessels 200. Geburtstag).
Kant, Miegel und Kopernikus
Das wichtigste Datum in der Philatelie-Geschichte Ostpreußens war indes der 23. Juni 1935. An diesem Tage begann die Ausgabe des Markensatzes beziehungsweise Blocks zur Internationalen Osteuropäischen Postwertzeichenausstellung OSTROPA in Königsberg. Die Marken in den Wertstufen drei, sechs, zwölf und 25 Reichspfennig zeigten die Burg Allenstein, das Tannenberg-Denkmal bei Hohenstein sowie die Schlösser von Königsberg und Heilsberg. Der Block mit allen vier Marken wurde dabei nur an Sammler mit Berechtigungskarten oder Inhaber von OSTROPA-Eintrittskarten verkauft und ist heute aufgrund seiner Seltenheit kaum für unter 1000 Euro zu haben.
Ansonsten gibt es nur ein weiteres Postwertzeichen, das ein ostpreußisches Gebäude zeigt. Das ist die 90-Pfennig-Marke der Dauerserie Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten mit dem Abbild des 1944 im Bombenhagel untergegangenen Zschockschen Damenstiftes in Königsberg vom Juni 1966. Weil die DDR in dem Motiv der Marke „Revanchismus“ witterte, wurden Briefe, welche diese trugen, häufig im Rahmen des unerklärten Postkrieges zwischen Ost und West von der Beförderung ausgeschlossen und in die Bundesrepublik zurückgeschickt.
Deutscher Orden und Krönungen
Zwei Marken mit Ostpreußen-Bezug waren darüber hinaus die Nothilfe-Ausgabe zu drei plus zwei Pfennig von 1935/36, die eine Frau in ostpreußischer Tracht zeigt, und das Postwertzeichen zum 400. Jahrestag der Gründung der Königsberger Universität durch Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach im Jahre 1544. Die Marke zu sechs plus vier Pfennigen mit dem Konterfei Albrechts kam am 2. Juni 1944 in Umlauf und war eine der letzten Ausgaben des Dritten Reiches.
Zwei später herausgegebene Marken der Bundesrepublik erinnern an weitere Jubiläen im Zusammenhang mit der Geschichte Ostpreußens. Die erste erschien 1990 zur 800. Wiederkehr der Gründung des Deutschen Ordens. Und die zweite wurde 2001 aus Anlass des 300. Jahrestages der Errichtung des Königreiches Preußen durch die Selbstkrönung von Friedrich I. emittiert. Außerdem wäre da noch die Ausgabe der Bundespost Berlin von 5. Mai 1982 zum Gedenken an die Ankunft der Salzburger Exulanten im Jahre 1732. Viele der protestantischen Glaubensflüchtlinge fanden später in Ostpreußen eine neue Heimat.
Exulanten und Zeppelin
Zu diesem insgesamt doch recht überschaubaren Konvolut regulärer Marken kommen solche philatelistischen Kostbarkeiten wie frankierte und abgestempelte Luftpostbriefe, die im Zuge der Ostpreußen-Fahrt des Verkehrs-Luftschiffes LZ 127 „Graf Zeppelin“ im August 1930 befördert worden waren.
Ebenso gehören noch zwei andere Kategorien von Postwertzeichen zum philatelistischen Erbe Ostpreußens. Das sind zum einen die Marken des Abstimmungsgebietes beziehungsweise Regierungsbezirkes Allenstein. Dessen Bewohner mussten sich gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages im Juli 1920 entscheiden, ob ihre Heimat künftig weiter zu Ostpreußen gehören oder Polen zugeschlagen werden sollte, wobei fast 98 Prozent für die erstere Option votierten. Zwischen dem 3. April und 31. Oktober 1920 waren in Alleinstein alte Briefmarken aus dem deutschen Kaiserreich in Gebrauch, welche Aufdrucke wie „PLEBISCITE OLSZTYN ALLENSTEIN“ trugen.
Und zum anderen gibt es verschiedene philatelistische Zeugnisse aus der Zeit vom 10. Januar 1920 bis zum 22. März 1939, in der das Memelgebiet zunächst unter französischer „Schutzherrschaft“ und dann unter widerrechtlicher litauischer Besatzung stand. Dazu zählen Marken der beiden letztgenannten Staaten mit allerlei zusätzlichen Wertangaben sowie dann auch ein nur wenige Tage lang von der deutschen Seite verausgabter litauischer Satz mit vier Postwertzeichen zu 15, 30, 35 und 60 Cent, die den Aufdruck „Memelland ist frei!“ trugen.