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Pragmatisch und kritisch

Bertelsmann-Stiftung ließ junge Menschen nach deren Auffassungen befragen

Peter Entinger
14.02.2024

Die Generation der 18- bis 30-Jährigen in der Bundesrepublik bringt der Demokratie und der Europäischen Union mehr Vertrauen entgegen als im Durchschnitt anderer europäischer Länder. Bundesregierung und Bundestag stehen sie jedoch kritischer gegenüber. Um den Klimawandel machen sich die jungen Erwachsenen nicht mehr Sorgen als ihre älteren Mitmenschen, dafür sehen viele ihre mentale Gesundheit in Gefahr.“ So fasst die Bertelsmann-Stiftung das Ergebnis einer in ihrem Auftrag durchgeführten repräsentativen Meinungsumfrage in zehn europäischen Ländern zusammen.

Von den befragten Jugendlichen aus Deutschland gaben 59 Prozent an, der Demokratie zu vertrauen, 62 Prozent sagten das in Bezug auf die Europäische Union. Von den Befragten aus den anderen neun Ländern vertrauen im Durchschnitt nur 50 Prozent der Demokratie und 57 Prozent der EU.

Am höchsten im Kurs stehen Bildung und Wissenschaft. Jeweils rund drei Viertel der Befragten in der Bundesrepublik geben an, diesen Bereichen zu vertrauen.

Klassische Lebensziele
Kritischer bewerten die jungen Menschen die politischen Institutionen in der Bundesrepublik. Mehr als jeder zweite Befragte zwischen 18 und 30 Jahren, 52 Prozent, äußert Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent mangelt es an Vertrauen ins Parlament.

Die Befragungen fanden vor rund einem Jahr statt. Aktuelle Themen wie Bauernproteste oder die Demonstrationen gegen rechts nach einem Treffen in Potsdam spielten deshalb noch keine Rolle.

Der Auftraggeber der Umfrage bietet auch eine Interpretation und Kommentierung der Umfrageergebnisse an. „Die jungen Erwachsenen in Deutschland bringen der Demokratie und der EU grundsätzlich Vertrauen entgegen. Das ist nicht zuletzt mit Blick auf die Europawahl sowie die Landtagswahlen in diesem Jahr eine gute Nachricht. Doch es kommt darauf an, dieses Vertrauen nicht zu verspielen. Eine gute Politik für junge Menschen sollte vorausschauende Entscheidungen in ihrem Sinne treffen und sie stärker als bisher in den politischen Prozess einbeziehen“, sagt Regina von Görtz, Jugendexpertin bei der Stiftung.

Die Folgen des Klimawandels würden mit 46 Prozent eine der wesentlichsten Fragen für Jugendliche darstellen. Die Autoren betonen allerdings, dass dies mit 45 Prozent auch ein fast genauso großes Thema für die 31- bis 70-Jährigen sei. Bei der Frage, ob man auch einen ökologischen Lebensstil führe, unterscheiden sich die Ergebnisse aber. In der Studie heißt es dazu, dass Ältere ein höheres Umweltbewusstsein hätten und „ein noch größeres Interesse an einem ökologischen und nachhaltigen Lebensstil als Jüngere“ zeigen würden. „Die jungen Erwachsenen sorgen sich weiterhin um den Klimawandel, aber sie besetzen das Thema längst nicht mehr allein. Daher wäre es grundlegend falsch, ihre Sorgen und Ängste darauf zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen genauer hinsehen, was sie belastet“, erklärt Anja Lang, ebenfalls von der Bertelsmann-Stiftung.

„Auch wenn viele junge Erwachsene durchaus idealistisch eingestellt sind, streben sie mehrheitlich nach klassischen Zielen“, so von Görtz. Danach gefragt, in welchen Lebensbereichen sich die jungen Menschen in den kommenden fünf Jahren positive Veränderungen wünschen, gaben sie vor allem viel Besitz, gutes Aussehen, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Eigenheim an.

Sorge um die mentale Gesundheit
Große Unterschiede gibt es der Umfrage zufolge bei den Themen Rassismus und Diskriminierung. Im Schnitt würden sich Jugendliche stärker mit solchen Fragen beschäftigen. Die Autoren der Studie ziehen daraus den Schluss, dass Jugendlichen „soziale Gerechtigkeit und Fairness sehr wichtig sind“.

Für bedenklich halten die Forscher der Bertelsmann Stiftung, dass sich 41 Prozent der befragten Jugendlichen Gedanken und Sorgen um ihre psychische Gesundheit machen. Zudem fühlen sich weitaus mehr Vertreter der jüngeren Generation einsam als der älteren. Die Autoren ziehen hierbei Parallelen zu Umfragen aus der Corona-Zeit. Die Pandemie habe in der jüngeren Generation deutlich tiefere Spuren hinterlassen.

Die Bertelsmann Studie kommt zu dem Schluss, dass das noch herrschende Vertrauen in die Institutionen auf wackeligen Beinen steht. Insgesamt blicken die Befragten nämlich relativ besorgt in die Zukunft, unabhängig von ihrem Alter. Demnach erwarten 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Menschen, dass sich verschiedene Faktoren, darunter der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensverteilung, verschlechtern werden.


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Kommentare

Klaus Kurz am 16.02.24, 20:24 Uhr

"Die jungen Erwachsenen in Deutschland bringen der Demokratie und der EU grundsätzlich Vertrauen entgegen. Das ist nicht zuletzt mit Blick auf die Europawahl sowie die Landtagswahlen in diesem Jahr eine gute Nachricht. "
Eine gute Nachricht? Nein, eher nicht. Sie zeigt leider, wie sehr "die jungen Erwachsenen" immer noch gutglaeubig und/oder gehirngewaschen sind, denn: Wo alle einer Meinung sind, wird meistens gelogen."

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