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Exotische Küche

Pralinen der Natur

Im Januar wird in Thailand die Tamarinde gefeiert – In Asien schwört man auf die Hülsenfrucht ebenso wie auf die Durian-Frucht

Dagmar Jestrzemski
16.01.2021

Ein fröhliches Festival zu Ehren der süßen Tamarinde feiern die Einwohner der nordthailändischen Stadt Phetchabun jedes Jahr im Januar mit Besuchern aus dem ganzen Land. Als „Praline der Natur“ genießen die Thailänder die köstlich schmeckende süße Frucht einer speziellen Zuchtvariante des Tamarindenbaums (Tamarindus indica). In der Provinz Phetchabun befindet sich ein großes Anbaugebiet der süßen Tamarinde.

Natürlicherweise bildet der in den Tropen und Subtropen häufig kultivierte Tamarindenbaum säuerlich schmeckende Früchte aus, daher sein Beiname „Sauerdattel“. Die majestätische, bis zu 25 Meter hohe immergrüne Hartholzpflanze ist eine Wildobstart und gehört zur Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler. Sie wächst als Schattenspender auch in den Parks und Gärten von Bangkok und anderen Städten Südostasiens. In Thailand zählt der Tamarindenbaum zu den wichtigsten Mehrzweck-Fruchtbaumarten. Das Fruchtfleisch seiner Schoten, die Samen und die gefiederten Blätter werden für Lebensmittel und in der Medizin, das Holz als Baumaterial verwendet.

Gutes Mittel gegen Seekrankheit

Die bräunlichen, leicht gekrümmten Tamarindenschoten sind fünf bis 20 Zentimeter lang. Im Inneren der reifen Schote umgibt ein dunkles, klebriges Fruchtfleisch bis zu zwölf Samen. Mit ihrem säuerlichen, erdig-würzigen Geschmack spendet die Frucht einer Vielzahl von Curry-Gerichten und Soßen eine besondere Note. Die hohe Wertschätzung der Tamarinde lässt sich aus der vielfachen Verwendung in der thailändischen, indischen, indonesischen, philippinischen, mexikanischen, brasilianischen sowie west- und südafrikanischen Küche ersehen. In den Anbauländern wird die Tamarinde auch frisch oder getrocknet, als süßer oder saurer Snack genossen. Sie wird in der traditionellen Medizin bei vielen Krankheiten und gesundheitlichen Störungen eingesetzt, so bei Gallenleiden, Gicht, Bindehautentzündung, Fieber, Infektionen, Entzündungen und Parasiten.

Ursprünglich stammt der Tamarindenbaum aus Ostafrika. Wie Schriftquellen belegen, war die Pflanze bereits im vierten Jahrtausend v. Chr. in Indien heimisch. Der Name leitet sich in allen europäischen Sprachen aus dem Arabischen ab: tamr al-hindi, indische Dattel. Es handelt sich dabei um eine Reminiszenz an die jahrhundertelange Dominanz der Araber im Seehandel mit Indien und China sowie im Zwischenhandel mit den Europäern bis um 1500.

Bereits der in Europa als Avicenna bekannte persische Arzt Abu Ali al-Husayn ibn Abdullah ibn Sina (980–1037) erwähnte die Tamarinde in seinen Schriften, desgleichen die Ärzte der im Mittelalter berühmten italienischen Schule von Salerno. Seit dem 15. Jahrhundert war die Tamarinde in deutschen Apotheken zu finden. Sie war anerkannt als Mittel bei Gallenleiden und fiebrigen Infektionen. Wegen ihrer milde abführenden Wirkung, die aber durch längeres Wässern abgemildert oder vermieden werden könne, empfahl auch der berühmte Arzt Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493/94–1541), die indische Dattel. Auf langen Seereisen war die Tamarinde ein hochgeschätztes Mittel gegen die Seekrankheit, das auch bei der Vitamin C-Mangelkrankheit Skorbut eine günstige Wirkung hatte.

In der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien hat die exotische Frucht als Bestandteil der Worcester-Soße und der Braunen Soße eine Spur ihrer einstigen Bedeutung hinterlassen. Heute kennen nicht mehr viele Menschen in Europa die Tamarinde. In manchen Supermärkten kann man das Fruchtfleisch als Paste in Tuben, verflüssigt in Gläsern oder getrocknet und zu Blöcken gepresst kaufen. In Asia-Märkten sind auch Tamarinden-Snacks und mitunter die reifen Schoten erhältlich.

Eine geliebte Stinkfrucht

Die Ursache ihrer wohltuenden Eigenschaften ist durch verschiedene Studien bekannt. Das Fruchtfleisch der Tamarinde ist eine wahre Vitaminbombe und enthält die Spurenelemente Calcium, Kalium, Magnesium, Zink und Eisen, essentielle Aminosäuren, Antioxidantien sowie Phytonährstoffe, mit denen sich Pflanzen vor Bakterien, Käfern und Pilzbefall schützen.
Tipp: Zur Entsäuerung setzt man einen Teelöffel Fruchtmark eine halbe Stunde mit einem halben Liter heißem Wasser an. Das so gewonnene Tamarindenwasser kann für alle Gemüsesuppen verwendet werden.

Während die Tamarinde alle Qualitätsmerkmale der sogenannten „Superfoods“ erfüllt und jederzeit in diesen modischen Nahrungsmittel-Kanon aufgenommen werden könnte, dürfte für die in den Tropenländern ebenfalls beliebte und gesunde Durian-Frucht der Weg in diesen Olymp der Gesundheitskost versperrt bleiben. Der Grund: Das süße Fruchtfleisch der eiförmigen oder rundlichen, bis zu fußballgroßen Kapselfrucht des Durianbaumes riecht extrem unappetitlich.

In Asien wird Durian daher auch als Stinkfrucht bezeichnet. Hat man die dicke braungelbe, stachelige Haut der Frucht entfernt, verströmt das dreigeteilte Fruchtfleisch in ihrem Inneren einen intensiven Geruch nach faulen Eiern und Röstzwiebeln. In einigen asiatischen Ländern ist der Verzehr der Durian-Frucht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Hotels und Taxis verboten. In Europa findet man sie hauptsächlich in Asia-Läden. Einige Internet-Anbieter liefern sie frei Haus.


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Kommentare

Chris Benthe am 19.01.21, 08:57 Uhr

Einfach nur großartig, dieser Artikel ! Danke!

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