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Marode Infrastruktur statt Verschönerung – Königsberger Wallring muss erneut repariert werden
Auf dem Königsberger Wallring [Professor-Baranow-Straße] haben Unbekannte in der Nähe des Wrangelturms Gehwegplatten entwendet. Die gestohlenen Pflastersteine waren für die Renovierung der Fußgängerzone dorthin gebracht worden. Die Verschlechterung ihres Zustands in den letzten Jahren hatte die Stadtverwaltung dazu gezwungen, die vielleicht berühmteste Fußgängerzone in Königsberg zu reparieren.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Stadtverwaltung mit der Reparatur der Fußgängerzone beschäftigen muss. Erste Schäden traten bereits kurz nach der Eröffnung der autofreien Zone im Jahr 2019 auf. Die Ziegelverkleidung der Blumenbeete begann sich zu lösen, die Klinker platzten ab, stellenweise waren sie brüchig und warfen Wellen, die Roste der Regenrinnen und Kanalisationsschächte korrodierten.
Die Königsberger Stadtverwaltung behauptete damals, dass die Fußgängerzone durch blinde Zerstörungswut sowie durch winterliche Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt worden sei. Als Hauptursache erwies sich jedoch die schlechte Qualität der Materialien. Das ehrgeizige Verschönerungsprojekt, das von den Behörden der Stadt und der Region aktiv gefördert wurde, hat daher seit seiner Eröffnung mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Zerstörungswut oder das Wetter
Die Umwandlung einer Verkehrsstraße in die erste Fußgängerzone der Stadt im Zentrum von Königsberg war ein ehrgeiziges Projekt. Seit fast drei Jahrzehnten findet in dieser Straße, die an den Hauptmarkt der Stadt angrenzt, ein spontaner Flohmarkt statt, auf dem man allerlei Krimskrams kaufen kann. In der Vergangenheit wurden auch Gegenstände aus der Vorkriegszeit verkauft, die überall in der Region ausgegraben und gefunden worden waren.
Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2018 wurde beschlossen, die Straße vollständig zur Fußgängerzone umzugestalten und zu bepflanzen. Die staatlichen Behörden stellten dafür umgerechnet 4,3 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld wurde jedoch nicht der Stadt oder der Region zugewiesen, sondern einem Fonds namens „Blagoustrojstwo“ (Verschönerung),
Die Straße wurde Anfang April 2018 wegen der Bauarbeiten geschlossen. Diese nahmen weniger Zeit in Anspruch als die zahlreichen und hitzigen Diskussionen über das Projekt im Vorfeld. Die Stadtverwaltung hatte seit mehreren Jahren für die Umwandlung der Straße in eine Fußgängerzone gekämpft. Die Verwaltung des Zentralmarktes und die dort tätigen Unternehmer waren jedoch strikt dagegen, da das Projekt den vollständigen Abriss ihrer dort befindlichen Einzelhandelsbetriebe und Kioske vorsah. Die Regionalregierung erklärte damals kategorisch, dass sie dort keine Einzelhandelseinrichtungen haben wolle.
Der erste Abschnitt von der Waldburgstraße [ul. Gorkogo] bis zur Dessauer Straße [Partisanskaja] sollte noch vor der Fußball-WM fertiggestellt werden. Dazu kam es jedoch nicht. Die Arbeiten wurden für die Dauer der Weltmeisterschaft ausgesetzt und die Straßensperrung bis Ende Oktober 2018 verlängert. Die Umbauten verzögerten sich erneut, weil die Kioske der Geschäftsleute am Zentralmarkt aufgekauft und abgerissen wurden. Die Verkäufer auf dem Flohmarkt wurden einfach vertrieben. Aber viele von ihnen fanden schnell eine neue Lösung und zogen nur um die Ecke an die Mauern des Wrangelturms in die Cäcilienstraße [Proletarskaja] weiter.
Schließlich wurde ein Teil der Fußgängerzone im November 2018 feierlich eröffnet (Die PAZ berichtete, siehe Nr. 49/2019). Danach begannen die Probleme mit den Parkplätzen für Lieferanten, die Lebensmittel und andere Waren zum Zentralmarkt befördern.
Städtebauliche Fehlentscheidung
Es stellte sich heraus, dass diese Logistik bei der Projektplanung in keiner Weise berücksichtigt worden war. Entlang der Straße gab es keine Parkplätze, wie zuvor von den Marktverkäufern gefordert. Zur Abhilfe wurden bestimmte Zeiten für das Be- und Entladen der Waren festgelegt, was das Problem jedoch nicht grundlegend gelöst hat.
Derzeit fristet der Königsberger Wallring ein trauriges Dasein. Das so mühsam und lange Zeit umstrittene Stadtplanungsprojekt erweist sich letztlich als nicht bedarfsgerechte Fehlentscheidung. Geblieben ist eine ziemlich breite Fußgängerzone mit vertrockneten Linden und spärlichen Bänken sowie rissigen Gehwegplatten und Kantsteinen.